Junges Schauspiel in Düsseldorf Aus Mozarts Oper wird ein feministisches Drama

Regisseurin Farnaz Arbabi inszeniert Mozarts Oper als feministisches Drama.

 Regisseurin Farnaz Arbabi inszeniert „Don Giovanni“.

Regisseurin Farnaz Arbabi inszeniert „Don Giovanni“.

Foto: David Baltzer / bildbuehne.de/David Baltzer

Ein unverbesserlicher Frauenheld, ein tödliches Duell und der Wunsch nach Rache. In etwa so lässt sich Mozarts Oper „Don Giovanni“ grob umreißen. Eine Geschichte, die von sexueller Übergriffigkeit handelt und heute genauso relevant ist wie bei ihrer Uraufführung vor 250 Jahren. Wie viel Annäherung ist zu viel? Wo sind die Grenzen? Und wurden diese überschritten?

Inspiriert von der Figur des Verführers Don Giovanni, bringt die schwedische Regisseurin Farnaz Arbabi eine moderne Interpretation auf die Bühne, eingerahmt in einem modernen Schuldrama. Sexwitze sind in der Schulklasse der 6a an der Tagesordnung – bis die Neue, Elvira, diese Gewohnheiten infrage stellt. Die Annäherungsversuche des jungen Johan wehrt sie ab, sodass dieser entscheidet, seine Angebetete kurzerhand zu ihrem Glück zu zwingen. Eine Katastrophe für die Klassengemeinschaft und das Miteinander unter den Schülern.

Das Theaterstück, geschrieben von den schwedischen Autoren Jens Ohlin und Hannes Meidal, beruht lose auf Mozarts „Don Giovanni“. Die Charakteristika der originalen Personen wurden in einen neuen, zeitgemäßeren Kontext versetzt: Schauplatz Klassenzimmer. „Die Musik ist komplett neu komponiert von unseren zwei Komponisten Mathias Höderath und Matts Johan Leenders“, erzählt Regisseurin Farnaz Arbabi. „Es ist eine Mischung aus Mozart, Trip-Hop und Boyband-Musik. Sehr modern also.“ Nicht nur der Musikstil sei angepasst, auch die Texte. Sie behandeln Geschlechterrollen, sagt Arbabi, erzählen, wie Jungen und Mädchen verschieden behandelt werden und welche Erwartungen die Gesellschaft ihnen auferlegt. „Das kreiert einen Konflikt und eine toxische Beziehung, in der Jungen als diejenigen gesehen werden, die die Kontrolle übernehmen müssen und reden, statt zuzuhören.“

Man könnte meinen, dass gesellschaftliche Debatten heute immer häufiger in künstlerischen Darstellungsformen – sei es Musik, Theater oder Film – thematisiert werden, insbesondere seit Beginn der „Me Too“-Bewegung. Arbabi sieht das anders: „Ich denke, das Theater hat schon immer mit den Menschen über die Vorgänge in der Gesellschaft gesprochen. Sie sind eine Basis für diese Kunstform.“ Kunst präsentiere Sichtweisen, teils auch starke Statements. „Aber ist etwas richtig, ist es falsch? Das müssen die Zuschauer selbst entscheiden“, so die Regisseurin. Das Theater lasse die Menschen selbst denken, ihre eigenen Urteile und Bewertungen fällen.

Wie viel Veränderung ein Künstler an einem Originalwerk vornehme, liege dabei ganz bei ihm selbst. Man könne ein klassisches Stück so zeigen, wie es ursprünglich geschrieben wurde. Oder aber man setze die Thematiken in einen neuen Kontext. „Es sind einfach unterschiedliche Herangehensweisen. Keine von beiden ist besser oder schlechter“, sagt Arbabi. In „Don Giovanni“ schlägt das Junge Schauspiel eine Brücke zwischen Modernem und Klassischem und zeigt, wie eine Schulklasse heute damit umgeht, wenn toxische Maskulinität das Miteinander gefährdet.

Info „Don Giovanni“ von Jens Ohlin und Hannes Meidal feiert seine deutschsprachige Erstaufführung am Donnerstag, 1. Dezember, 19 Uhr, im Jungen Schauspiel, Münsterstraße 446. Karten für alle Vorstellungen sind online unter
www.dhaus.de/programm/a-z/don-giovanni/ erhältlich.

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