Nach zahlreichen Zwischenfällen Dieser Flyer der NRW-Polizei soll chaotische Hochzeits-Korsos verhindern

Düsseldorf · Nach zahlreichen Einsätzen und chaotischen Szenen bei Hochzeits-Korsos soll die Polizei in NRW Flyer verteilen, um Feiernde vor Verstößen zu warnen. Zu einem entsprechenden „Aktionsplan“ gehört aber auch der Einsatz von Hubschraubern.

 Dieser Flyer wird an die Polizei in NRW verteilt.

Dieser Flyer wird an die Polizei in NRW verteilt.

Foto: WZ Digitalredaktion

Das NRW-Innenministerium versorgt die Polizei in NRW mit Flyern, die Verhaltensregeln für Hochzeitsgesellschaften auflisten. Damit soll offenbar chaotischen Szenen bei Hochzeits-Korsos entgegengewirkt werden: „Priorität hat für uns jetzt erst einmal die Versorgung der Polizei im Ruhrgebiet. Dort hatten wir in der Vergangenheit auch die meisten Einsätze. Den Polizeipräsidien im Revier bieten wir deshalb an, die Flyer bei uns im Ministerium abzuholen“, sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Der Flyer, der unserer Redaktion vorliegt, ist überschrieben mit „Hinweise für Hochzeitsfeiern“. Danach folgt eine kurze Ansprache: „Die NRW-Polizei gratuliert Ihnen recht herzlich zur Hochzeit und wünscht Ihnen und Ihrer Familie einen besonderen Tag.“ Damit dieser Tag „unbeschwert“ und „störungsfrei“ verlaufen könne, müssten bei der Fahrt zum Veranstaltungsort und bei der Feier aber einige Punkte beachtet werden:

„Halten Sie sich an die Verkehrsregeln. Behindern Sie nicht den Verkehr. Provozieren Sie keine Staus. Zünden Sie keine Feuerwerkskörper/Pyrotechnik. Führen Sie keine Waffen mit“, ist auf dem Flyer zu lesen.

Danach kündigt die Polizei an, bei „Störung der öffentlichen Ordnung“ und Straftaten „konsequent“ einzuschreiten. Zuletzt werden noch mögliche Konsequenten aufgezählt: Vom „Anhalten aller Fahrzeuge“ bis zur „Beschlagnahmung von Fahrzeugen und Führerscheinen“, Punkten in Flensburg oder Geld- und Freiheitsstrafen. Zuletzt weist die Polizei noch auf den möglichen Zeitverlust hin: „Ein Einschreiten der Polizei kann für Sie und Ihre Gäste zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen führen. Bitte beachten Sie diese Hinweise und informieren Sie Ihre Hochzeitsgesellschaft.“ Mitglieder von Hochzeitsgesellschaften hatten in den vergangenen beiden Monaten auf Autobahnen und Straßen in NRW immer wieder für Aufregung gesorgt. Im Mai und April gab es 129 Einsätze für die Polizei.

Eine Hochzeitssaalbetreiberin aus Essen will die Flyer verteilen

Tülay Koca (51) will die Flyer auf jeden Fall verteilen, am besten „gleich dem Vertrag beilegen“. Die Hochzeitssaal-Betreiberin Koca - von der „BILD“-Zeitung zur „Königin der Hochzeiten“ gekrönt - führt unter anderem den „Prenses Palace“ in Essen. Ein Festsaal für 500 Gäste, in dem jeden Freitag, Samstag und Sonntag Hochzeiten gefeiert werden. „Nur im Ramadan und in den Ferien ist es ruhiger“, so Koca. Seit 15 Jahren organisiert sie Hochzeiten - eine Eskalation wie in den letzten Monaten hat sie vorher nie erlebt: „Das liegt sicherlich an den Sozialen Medien. Diese Auto-Korsos werden ja alle gefilmt und verteilt. Und dann will jeder noch cooler sein als der andere.“

Verständnis hat sie dafür nicht: „Eigentlich soll es darum gehen, auszudrücken, dass man seine Freude mit dem Brautpaar teilt. Ein Stau oder Waffen haben damit nichts zu tun.“ So rückten nun ein „paar Bekloppte“ türkische Hochzeiten generell in ein schlechtes Bild. „Wobei die Beteiligten ja oftmals nicht mal Türken sind“, betont Koca. Da hat sie recht: Bei der Blockade auf der A3 sollen laut Innenministerium auch ein Deutsch-Marokkaner, ein Deutsch-Pole, ein Deutsch-Kosovare und ein Tunesier dabei gewesen sein. Schlechtes Benehmen kennt demnach keine Grenzen.

NRW-Polizeigewerkschaft findet die Flugblätter gut

Und so begrüßt auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) die Flyer des Innenministers. „In der Klarheit liegt die Wahrheit“, sagt GdP-NRW-Chef Michael Mertens über die harten Sätze in der Broschüre. Eigentlich seien Hinweise wie „Führen Sie keine Waffen mit“ ja eine Selbstverständlichkeit. „Aber die Notwendigkeit ist leider gegeben, aufzuklären“, sagt Mertens: „Das haben die letzten Monate gezeigt.“

Auch Hubschrauber sollen eingesetzt werden

Was die GdP laut Mertens besonders gut findet: Zu dem Aktionsplan des Innenministers gehört neben dem Flugblatt auch die Ankündigung, Polizeihubschrauber zur Beweissicherung einzusetzen. In etlichen Fällen hatten sich Auto-Korsos nämlich schon aus dem Staub gemacht, wenn die Streifenwagen da waren. Helikopter, Razzien und die Androhung von Gefängnisstrafen - manche Feiernde dürften damit alles andere als den „schönsten Tag ihres Lebens“ haben.

(red/dpa)
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