„Außergewöhnliche Situation“ Vierfacher Bombenverdacht in Dortmund - Krankenhäuser müssen evakuiert werden

Dortmund · Ausgerechnet in der Nähe von zwei großen Dortmunder Kliniken schlummern vermutlich Weltkriegsblindgänger im Boden. Bevor die Kampfmittelräumer am 12. Januar ran können, müssen die Patienten in Sicherheit gebracht werden. Die aufwendige Aktion ist lange geplant.

 Symbolbild

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Foto: dpa/Bernd Settnik

Dass im Ruhrgebiet Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden müssen, ist keine Seltenheit. Dass wegen mehrerer Verdachtspunkte Patienten aus zwei der größten Kliniken in Dortmund in Sicherheit gebracht werden und noch dazu rund 14 000 Menschen die Innenstadt verlassen müssen, dagegen sehr wohl. „Von einer außergewöhnlichen Situation“, spricht der Baudezernent der Stadt, Arnulf Rybicki. Die aufwendige Räumungsaktion steht der Großstadt nun am Wochenende bevor. Am Sonntag rücken dann die Entschärfer an. Erst dann kann Gewissheit herrschen, ob an den inzwischen vier identifizierten Verdachtspunkten wirklich Bomben im Erdreich schlummern.

Doch vorher müssen am Sonntagmorgen rund 14 000 Anwohner ihre Wohnungen und Häuser verlassen - „die Verdachtspunkte liegen in einem sehr, sehr dicht besiedelten Gebiet“, so Rybicki. Auch mehr als 200 ältere Menschen aus drei Seniorenheimen werden zeitweise woanders untergebracht. Hotels, das Opernhaus und Theater sowie der Hauptbahnhof der Stadt werden lahmgelegt.

Vor allem aber sind mitten im Evakuierungsradius mit dem Klinikum Dortmund Mitte sowie dem Johanneshospital zwei große Krankenhäuser. Für sie ist der mehrfache Bombenverdacht eine riesige logistische, sowie planerische Herausforderung. Planbare größere Operationen fanden seit Jahresanfang nicht mehr statt. Bereits seit den Feiertagen wird die Belegung reduziert, damit am Wochenende möglichst wenig Patienten betroffen sind. Wo sonst insgesamt mehr als 1200 Betten zur Verfügung stehen, werden wohl am Wochenende nur noch rund 500 Patienten betroffen sein, die entweder innerhalb der Kliniken verschoben oder in andere Krankenhäuser transportiert werden müssen.

In der Klinik Mitte kann ein Großteil in als sicher eingestufte Bereiche gebracht werden - Räume im Untergeschoss, die durch davorstehende Gebäude geschützt sind. 45 Kinder aus der Kinderklinik werden bereits Samstag in umliegende Krankenhäuser verlegt, genau wie die transportfähigen der wohl 130 verbleibenden Patienten des Johanneshospitals.

Ab Sonntagmittag dürfte die Räumungsaktion dann auch über Dortmund hinaus spürbar werden: Ab etwa 12 Uhr werden die Züge des Nah- und Fernverkehrs auf der wichtigen Ost-West-Achse durch das Ruhrgebiet um Dortmund herum geleitet bis die Entschärfungen abgeschlossen sind. Einige Regionalzüge wenden zudem bereits an Bahnhöfen in Hamm, Bochum oder Schwerte und fahren zurück.

Erst wenn gegen Mittag die gefährdeten Bereiche menschenleer sind, übernehmen die Kampfmittelräumtrupps. Dann legen sie die Verdachtspunkte frei und können feststellen, ob sie es tatsächlich mit Blindgängern oder doch anderen metallischen Gegenständen zu tun haben. Nach Luftbildauswertungen und Bohrungen liege die Trefferwahrscheinlichkeit bei etwa 70 Prozent, erläuterte der zuständige Experte der Bezirksregierung Arnsberg für Gefahrenabwehr, Klaus Bekemeier. Baudezernent Rybicki sieht es so: „Wir hoffen natürlich, dass das, was wir finden, möglichst ungefährlich ist.“ Aber man sei auf alles vorbereitet.

(dpa)
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