Protest der Landwirte Bauernprotest: Mit 40 Traktoren nach Bonn

Bonn/Dormagen · Bei der zehn Kilometer langen Demo waren Landwirte aus Dormagen dabei. Sie fordern Mitsprache.

 So sah der Dormagener Simon Klein den Protestzug in Bonn.

So sah der Dormagener Simon Klein den Protestzug in Bonn.

Foto: Simon Klein

„Es war wahnsinnig beeindruckend, was für eine Kulisse“, schwärmt Simon Klein. Er ist einer von tausenden Bauern, die am Dienstag ganz Bonn lahmgelegt hatten. Mit dabei waren etwa 1500 Bauern aus dem Rhein-Kreis Neuss. Gemeinsam setzten die Landwirte ein Zeichen gegen die aktuelle Agrarpolitik der Bundesregierung.

Um 6.30 Uhr, noch vor Sonnenaufgang, versammelten sich 40 Trecker aus Dormagen am Kloster Knechtsteden. Von dort aus startete die Protestbewegung in die ehemalige Landeshauptstadt. Nach und nach kamen mehr Trecker hinzu, bis schließlich 10.000 Bauern mit insgesamt 2000 Traktoren aus allen Richtungen des Landes in Bonn einzogen. „Die Stadt war komplett dicht, so etwas habe ich noch nie gesehen“, berichtet der Landwirt vom Goldberger Hof begeistert.

Die Demonstration wurde vor zwei Wochen über die sozialen Netzwerke organisiert. Warnwesten, Schilder und die Bühne konnten durch Spendengelder finanziert werden. Als Simon Klein von der geplanten Aktion erfuhr, sei für ihn sofort klar gewesen, dass er mit seinem Trecker mitfährt. In Deutschland gibt es rund 300.000 Bauernbetriebe. „Obwohl wir viel weniger Menschen sind als die Fridays-for-Future-Bewegung, stehen wir alle zusammen für das Gleiche ein“, sagt Klein.

Und das ist ein Dialog mit der Regierung. „Die Gesetze betreffen unsere Existenz. Wir wollen mitreden“, äußert Klein seinen Unmut. Man könne nicht von jetzt auf gleich 30 Prozent weniger düngen. „Wohin mit der Gülle? Wohin mit dem ganzen Ertrag?“, fragt sich Klein laut.

Trotzdem der Protest viel Aufmerksamkeit generiert hat, ist der Dormagener mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Denn Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) war nicht anwesend – trotz Einladung. „Das ist ziemlich enttäuschend“, sagt Klein. Erfreulicher war die Zusammenarbeit mit der Polizei. Die sei sehr gut organisiert gewesen und habe rechtzeitig die Straßen dicht gemacht, so dass mit Tempo 40 bis Bonn gerollt werden konnte.

Mit 1500 Traktoren ging es nachmittags über Köln zurück nach Dormagen. Ein Ende der Proteste ist noch nicht in Sicht. „Im Herbst haben wir Bauern weniger zu tun und haben mehr Zeit für solche Aktionen“, sagt Klein. Spätestens bis zum nächsten Frühling.

(juw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort