Industrie in Dormagen Bau der Tankerbrücke dauert länger

Dormagen. · Hafenerweiterung soll die Rohstoffversorgung langfristig sichern.

Wer regelmäßig auf der Bundesstraße 9 am Chempark Dormagen unterwegs ist, kann die Fortschritte sehen: Im Stromhafen entsteht eine neue Tankerbrücke mit Verladeplattform und überirdischen Rohrzuleitungen. „Bauherr“ ist das Petrochemieunternehmen Ineos, das das Projekt als Investition in den Standort betrachtet – mit dem Ziel, die Verladekapazität zu erhöhen und Schiffe schneller abfertigen zu können. Durch die Hafenerweiterung soll die Rohstoffversorgung des Chemiestandorts langfristig gesichert und die Anzahl der Schiffe in Warteposition reduziert werden. Die Investitionssumme liege im zweistelligen Millionenbereich, teilt Ineos auf seiner Internetseite mit. Die Arbeiten, die 2018 begonnen wurden, nähern sich allmählich dem Abschluss. Allerdings kann das Ziel, in diesem Jahr fertig zu werden, nicht gehalten werden. „Aufgrund von Bauverzögerungen rechnen wir mit einer Inbetriebnahme Anfang des zweiten Quartals 2020“, teilte Unternehmenssprecherin Anne-Gret Iturriaga Abarzua mit.

Überirdische Rohrleitungen verbinden die neue Tankerbrücke mit dem Chemiestandort. Sie seien hochwassersicher, so Ineos. „An den Tankerbrücken werden Flüssigkeiten wie Leichtbenzin und Gase umgeschlagen. Es handelt sich um Grundstoffe der Chemieindustrie.“ Die Verantwortlichen versichern, dass alle Stoffe, die an den Tankerbrücken verladen werden, im Genehmigungsverfahren zugelassen sein müssen.

Täglich sollen Ladungen von drei bis vier Schiffen gelöscht werden

Nach Unternehmensangaben können nach der Fertigstellung der Tankerbrücke dort pro Tag Ladungen von drei bis vier Schiffen gelöscht werden. „Eine Schiffsladung von etwa 1000 Tonnen entspricht der von etwa 21 Schienenkesselwagen oder 45 Tanklastwagen“, erläutert Ineos, das die Binnenschifffahrt für die Chemieindustrie für „unverzichtbar“ hält. Denn auf diesem Wege könnten große Gütermengen sicher und umweltschonend transportiert werden. Das Unternehmen verweist darauf, dass der Wasserweg Rhein im Gegensatz zum Straßennetz noch über Kapazitäten verfüge. Laut Umweltbundesamt verbrauche der Transport mit einem Binnenschiff verglichen mit Tanklastwagen die Hälfte der Energie und verursache deshalb weniger CO2-Emissonen.

In einer Stellungnahme zu dem Hafenausbau hebt Ineos hervor, dass ihm Sicherheit besonders wichtig ist. Zur Umsetzung der Pläne würden ausschließlich zertifizierte Unternehmen für Wasserbau mit langjähriger Erfahrung beauftragt, heißt es. Benzin oder Gasöl würden gemäß der Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter auf dem Rhein in doppelwandigen Schiffen transportiert.

Das Be- und Entladen von Schiffen erfolgt über Verladearme, die mit sogenannten Schnelltrennkupplungen ausgestattet sind. Sollte ein Verladearm unvorhergesehen vom Schiff getrennt werden, werde so ein Produktaustritt verhindert, erklärt der Petrochemiespezialist.

Mit Blick auf die Anwohner versichert Ineos auf seiner Internetseite, dass die Tankerbrücken „zum Schutz der Nachbarschaft, der eigenen und Partnerfirmenbeschäftigten sowie der Umwelt (...) ins umfassende Sicherheitskonzept des Chemieparks eingebettet“ seien. Die Anlagen würden wie die Rohrleitungen bei regelmäßigen Begehungen kontrolliert. Fluchttreppen stellten sicher, dass die Beschäftigten auf den Tankerbrücken und die Schiffsbesatzung stets unverzüglich an Land gelangen könnten. Die Be- und Entladung der Schiffe werde kontinuierlich überwacht.

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