Erinnerungen : Die Notbehausungen von Beyenburg als Zufluchtsort
Beyenburg. Franz-Josef Klein (85) ist einer von wenigen Zeitzeugen. Er erinnert sich an die Notbehausungen in Beyenburg zu Kriegszeiten.
Der Ende vorigen Jahres in der WZ erschienene Bericht über den „eingemauerten Eisenbahnwaggon“, der zum Ende des zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit als Flüchtlingsunterkunft in Beyenburg gedient habe, hat bei den Alteingesessenen einige Erinnerungen an die damaligen Flüchtlingsbehausungen wach werden lassen. Einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen ist Franz-Josef Klein (85), der bis zu seiner Pensionierung in den Ferdinand-Sauerbruch-Kliniken als Masseur gearbeitet hat. Klein hat eine ganze Reihe von Ordnern angelegt, kann aber auch aus eigener Erinnerung noch einiges aus der damaligen Zeit erzählen.
Die Unterkünfte dienten nicht nur den späteren Flüchtlingen aus den Ostgebieten als provisorische Behausung, sondern schon ab 1943 nach den verheerenden Bombenangriffen auf Barmen (30. Mai 1943) und Elberfeld in der Nacht vom 24. auf den 25. Juni 1943 als provisorische Behausung. Da flüchteten die ausgebombten Wuppertaler nach Beyenburg und fanden dort Unterschlupf in den vier Behelfsheimen, umgeben von „Nutzgärten“. „Die dienten zum Gemüseanbau und zur Eigenversorgung, für Blumen war damals kein Platz“, so Franz-Josef Klein in seinen Erinnerungen an seine Kindheit.
Dieses Grundstück war ursprünglich für den Bau eines SA- und HJ- (Hitler-Jugend) Heimes vorgesehen. Da hatten die Ausschachtungsarbeiten schon vor 1939 begonnen mit der Hilfe von Freiwilligen, die sich entweder etwas dazu verdienen wollten oder sich von den Idealen der Nazis angezogen fühlten.
Statt der Heime für Nazi-Zwecke entstanden Holzbaracken, die nur als Notbehelf taugten. Mehr als ein Dach über dem Kopf hatten die Ausgebombten nicht: Wasser für alle Gelegenheiten beispielsweise mussten die Familien mit Eimern vom Haus am Untergraben, genannt „Zebra“ holen. Eine Zapfstelle zu den Behelfsheimen wurde erst später angelegt, liest man in alten Aufzeichnungen.
Als der 2. Weltkrieg allmählich zu Ende ging, wurde Beyenburg dann zum Zufluchtsort für die Menschen, die aus Schlesien und Ostpreußen vor den nachrückenden Truppen der Russen geflohen waren. „Sie kamen manchmal auf Pferdewagen und hatten kaum mehr, als sie auf dem Leib trugen“, hat Klein die deprimierenden Bilder noch vor Augen.