Nach Wolfsattacken So sollen Schafe in NRW vor Wölfen geschützt werden

Düsseldorf · Berufsschäfer, Schafzüchter, Naturschützer und Wolfsschützer sprechen im NRW-Umweltministerium über mögliche Schutzmaßnahmen und die Finanzierung.

Schafe passen gut ins Beuteschema der Wölfe. Den Schäfern gefällt das gar nicht. 

Schafe passen gut ins Beuteschema der Wölfe. Den Schäfern gefällt das gar nicht. 

Foto: ZB/Ralf Hirschberger

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser  (CDU) nennt es eine „ungewöhnliche Konstellation, die so nicht alle Tage zustande kommt“.  Sie meint die Vertreter von Naturschutzbund, Wolfsschützern, Berufsschäfern und Schafzüchtern, die sie in ihr Ministerium eingeladen hat. Um über ein Problem nachzudenken, das für die Berufsschäfer, so sagt es deren Vertreter Maik Dünow, existenzbedrohend sein kann. Es geht um die Bedrohung ihrer Herden durch Wölfe.

„Wir müssen uns so schützen können,  dass der Wolf nicht in die Herde eindringt, sagt Dünow. Andererseits aber könnten sich die Schäfereien, von denen viele am Existenzminimum stünden, Präventivmaßnahmen nicht leisten. So koste ein einziger Herdenschutzhund 5000 Euro, hinzu kämen bis zu 2500 Euro jährliche Unterhaltskosten (Nahrung, Haftpflicht). Das sei nicht zu stemmen. Auch für andere Schutzmaßnahmen, Elektrozäune und 90 Zentimeter hohe Netze, müsse es finanzielle Hilfen geben.

Eben das sagt die Umweltministerin zu. So habe die EU-Kommission kürzlich beschlossen, dass für Vorbeugemaßnahmen 100 Prozent der Investitionskosten (statt bisher 80) übernommen werden können. Das gelte freilich nur da, wo tatsächlich Wolfsgebiet sei. In NRW ist das bislang nur in einem 958 Quadratkilometer großen Gebiet, im Bereich des Kreises Kleve, Wesel, Borken und Recklinghausen sowie der Städte Bottrop und Oberhausen der Fall. Heinen-Esser will das Gebiet  um einen Radius von 30 Kilometern erweitern. Mit der Folge, dass weitere Präventivmaßnahmen finanziert werden können.

Und noch eine andere Neuerung, die es bislang in keinem anderen Bundesland gibt, soll eingeführt werden: Wenn ein Gebiet noch nicht als Wolfsgebiet definiert ist, aber bereits mehrere Angriffe von Wölfen registriert wurden, soll dieses als „Verdachtsgebiet“ gelten. Mit der Folge, dass auch dort staatliche Hilfe für Präventivmaßnahmen fließt.

Warum frühzeitige Vorbeugemaßnahmen so wichtig sind, erklärt Nicole Kronauer von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe so: „Die Wölfe dürfen gar nicht erst lernen, dass Schafe für sie eine leichte Beute sind, denn dann geben sie das Erlernte an die Jungtiere weiter.“ Auch für Kronauer ist „Herdenschutz der beste Wolfsschutz“. Was sie damit meint: Wenn der Wolf gar nicht erst lernt, die Herde anzugreifen, geht es auch ihm nicht an den Kragen.

Dass sich Wölfe von Herdenschutzhunden beeindrucken lassen, erklärt Kronauer damit, dass der Wolf jedes Risiko vermeiden will. Auch seien die meist schwereren Herdenschutzhunde und deren lärmendes Verhalten, wenn sie sich schützend vor die Schafe stellen, beeindruckend und abschreckend.

Wenn Präventivmaßnahmen so teuer sind, was ist dann von dem Gedanken zu halten, den Schäfern Schusswaffen an die Hand zu geben? Andreas Schenk vom Bundesverband Berufsschäfer bezeichnet das als „Schwachsinn“. Sein Kollege Dünow pflichtet bei: „Wir möchten die Schäfer nicht bewaffnen.“ Auch Ortrun Humpert betont: „Die Schafzuchtverbände haben sich eindeutig von dem Gedanken einer Bewaffnung  von Schäfern distanziert.“

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