Tennis „Bin Sorgenonkel und Lebensberater“

Der Teamchef hat den Rochusclub trotz aller Rückschläge, Widrigkeiten und finanzieller Nöte zur ersten deutschen Meisterschaft geführt.

 Für Detlev Irmler gab es viel Grund zur Freude.

Für Detlev Irmler gab es viel Grund zur Freude.

Foto: Ja/HORSTMUELLER GmbH

(tino) Detlev Irmler ist seit 32 Jahren die treibende Kraft im Rochusclub, wenn es um die Tennis-Herrenbundesliga geht. Nach mehreren Top-Platzierungen in der Elite-Liga (gelang ihm jetzt erstmals der Titelgewinn in der deutschen Mannschaftsmeisterschaft.

Herr Irmler, ging der Rochusclub schon mit dem Ziel „Meisterschaft“ in die Saison?

Detlev Irmler: Am Saisonanfang ging es nur um den Klassenerhalt, weil der Rochusclub im Jahr 2023 sein 125-jährige Jubiläum feiert und das wollten wir gerne als Erstligist tun.

Wie kam es dann, dass am Ende der Meistertitel heraussprang?

Irmler: Aus taktischen Gründen und weil die jungen deutschen Kader im Team verletzt oder krank waren, musste ich an den ersten drei Spieltagen mit der besten Besetzung antreten. Wir wollten schnell den Klassenerhalt sichern. Das hat funktioniert und wir waren Tabellenführer. Aber von unserem kleinen Etat waren da bereits zwei Drittel aufgebraucht. Aber im Verhältnis zu anderen Klubs war das für Platz eins immer noch billig. Nach den ersten drei Spieltagen, als die erste kleine Euphorie im Rochusclub aufkam, haben sich dann neue Sponsoren gemeldet. Dadurch war es möglich, die Spieler über längere Zeit im Klub zu halten und die Existenz der Familie zu sichern. Tennis ist der Beruf der Spieler, damit müssen sie Geld verdienen.

Also ist es in der Tennis-Bundesliga so, dass derjenige, der das meiste Geld hat auch Meister wird?

Irmler: Das ist meisten so, aber bei uns war es nicht so. Viele Spieler, allen voran unser Playing-Captain Pablo Andujar und Filip Horansky, identifizieren sich mit dem Rochusclub. Für viele Spieler bin ich Kummerkasten, Sorgenonkel, Lebensberater, Freund. Sie kommen zu mir, wenn sie heiraten möchten, Eheprobleme haben oder ein Kind in die Welt setzen möchten. Daraus haben sich über die Jahr viele innige Freundschaften entwickelt.

Und das gab bei der Meisterschaft 2022 den Ausschlag?

Irmler: Absolut, ja. Dabei ist Pablo Andujar hervorzuheben. Er hatte eine Unterleibsentzündung, nahm Antibiotika und hat gegen den Rat der Ärzte fast jedes Bundesligaspiel bestritten. Und er hat sich unfassbar als Käpt’n eingesetzt – auf und neben den Courts. Er hat beispielsweise Jaume Munar und Roberto Carballes Baena überzeugt, am Vortag eines Turniers in Kroatien noch mal nach Düsseldorf zu kommen und Liga zu spielen. Die Trainer der beiden waren dagegen. Der große Zusammenhalt, der Teamgeist hat diese Mannschaft ausgezeichnet. Am letzten Spieltag habe ich die Einsatz- und Siegprämien bereits vor dem ersten Aufschlag ausbezahlt und gesagt, wer nur des Geldes wegen bei uns spielt, kann gehen. Keiner ist gegangen.

Als Sie Ihre Top-Spieler häufiger einsetzen konnten, war es dann ein leichter Weg zum Titel?

Irmler: Das war schon sehr haarig alles. Dieses Mal war das Glück zweifelsohne auf unserer Seite. Wobei das Glück in der Regel doch zu dem kommt, der immer wieder aufsteht und sich durchbeißt.

 Wie geht es jetzt weiter?

Irmler: Auf jeden Fall ist im Rochusclub jetzt eine große Euphorie ausgebrochen, die den Sponsorenkreis deutlich vergrößert hat. Durch die Erfolgsgeschichte ist die Identifikation mit dem Klub da, der Kreis der Sponsoren deutlich vergrößert. Ich glaube für die Zukunft der Bundesliga im Rochusclub sind wir auf einem guten Weg.

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