Online-Handel Amazon baut Zentrum in Wuppertal

Wuppertal · Gegenüber dem alten Metrogelände an der Dieselstraße in Wuppertal laufen bereits Abbrucharbeiten. Hier soll nach WZ-Informationen ein Amazon-Zentrum entstehen.

 Auf der Brachfläche an der Dieselstraße in Lagerfeld will Amazon ein Verteilzentrum bauen.

Auf der Brachfläche an der Dieselstraße in Lagerfeld will Amazon ein Verteilzentrum bauen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Amazon will in Wuppertal bauen: Der Onlineversandhändler hat nach WZ-Informationen einen Standort an der Dieselstraße gegenüber dem ehemaligen Metro-Areal ins Auge gefasst. Das Unternehmen hat eine Anfrage der WZ bestätigt. „Wir prüfen derzeit die Möglichkeit, ein Verteilzentrum in Wuppertal zu eröffnen“, so eine Unternehmenssprecherin.

Oberbürgermeister Andreas Mucke hatte am Rande des Langerfelder Neujahrsempfangs das Projekt genannt. Auf dem Gelände an der Dieselstraße laufen bereits Abbrucharbeiten. Die Fläche lag zum Teil brach. Auf einem Teil war eine Blumenbörse untergebracht. Rolf Volmerig, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung wollte sich am Mittwoch nicht zu dem Projekt äußern.

Wie viele Mitarbeiter in Langerfeld beschäftigt werden, steht noch nicht fest. Der Bürgerverein Langerfeld sprach in seinem Mitteilungsblatt „Heimatgruß“ von mehreren hundert Arbeitsplätzen. Ob sich solche Erwartungen erfüllen, bleibt abzuwarten. Amazon verfügt über ein Logistiknetzwerk mit rund 13 000 festangestellten Mitarbeitern, in dem die Verteilzentren die kleinsten Einheiten bilden. 13 Logistikzentren in Deutschland sind die Hauptknotenpunkte des Netzes. „In den Verteilzentren bereiten wir Kundenbestellungen für die letzte Meile der Zustellung vor“, heißt es auf der Homepage des Onlinehändlers.

 Der Online-Riese Amazon hat Wuppertal für sich entdeckt. Das liegt auch daran, dass die Bürger hier viele Waren im Internet bestellen.

Der Online-Riese Amazon hat Wuppertal für sich entdeckt. Das liegt auch daran, dass die Bürger hier viele Waren im Internet bestellen.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Mit zwiespältigen Gefühlen nimmt man im Stadtteil Langerfeld diese Nachricht auf. „Unter Amazon leidet der lokale Handel“, sagt Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever (SPD). Er habe Pläne gesehen, wonach Amazon offenbar ein großes Zentrum mit „sehr vielen Parkplätze“ errichten will.

Die zu erwartende Zunahme an Lieferverkehr bereitet auch Margret Hahn, der Vorsitzenden des Bürgervereins, Sorgen. Dass eventuell viele Arbeitsplätze geschaffen würden, sei natürlich erstmal positiv. Aber es seien schon „sehr großflächige Parkplätze“ geplant, so Hahn. Und Amazon bleibe auch nicht das einzige neue Unternehmen, das sich an der Dieselstraße ansiedeln werde. Bekanntlich will der Entsorgungsbetrieb Ernenputsch das ehemalige Metro-Gelände wiederbeleben und im ersten Quartal 2021 von Ronsdorf nach Langerfeld ziehen.

Über den Zeitplan von Amazon gibt es noch keine Details

Wann das Logistikzentrum von Amazon seinen Betrieb aufnimmt, darüber gibt es noch keine Infos. Die reine Bauzeit dürfte kurz sein. Es könnten Betonfertigteile verwendet werden, denn Verteilzentren entstehen seit Jahren in Serie. Hahn befürchtet viel Lieferverkehr. Möglicherweise unter erschwerten Bedingungen: Aktuell gibt es aufgrund der Sanierungsarbeiten an der Schwelmetalbrücke (A1) Teilsperrungen der Dieselstraße. Umleitungen sind eingerichtet. Sollten die noch bestehen, wenn Amazon eröffnet, „belastet das die Anwohner in dem Bereich noch mehr“, ist Hahn überzeugt. Dass der Online-Riese den stationären Handel schwäche, sei offensichtlich. „Man kann den Zug aber kaum aufhalten“, sagt sie, auch wenn sie selbst „lieber im Laden einkauft“. Das sei aber wahrscheinlich eine Altersfrage. Für Langerfeld selbst habe es kaum Auswirkungen. „Wir haben hier ja kaum noch Läden.“

Amazon ist offenbar um eine gute Nachbarschaft bemüht. „An allen unseren Standorten wollen wir ein guter Nachbar sein. Wir schaffen Arbeitsplätze und engagieren uns für gute Zwecke in der Gemeinde“, sagt Nadiya Lubnina von Amazon. Amazon Logistics biete lokalen Lieferpartnern die Möglichkeit, mit Amazon zu wachsen.

Dass der Online-Gigant Amazon den verkehrsgünstigen Standort Wuppertal für sich entdeckt hat, ist kein Zufall. Ein Faktor ist die Nähe zum Autobahnkreuz Nord mit der Anbindung an die A 1 und A 46, über die der Zufluss der Pakete aus den Logistikzentren nach Wuppertal fließt. Ein zweiter Punkt ist, dass es kaum noch Städte gibt, die über derart große gewerblich nutzbare Flächen verfügen. Das hat die DHL erkannt, die Ende 2020 an der Schwesterstraße ihr zweites Paketverteilzentrum nach dem in Ronsdorf eröffnen wird. Für die Nachfrage sorgen allerdings auch die Wuppertaler selbst, die im Städtevergleich als die eifrigsten Besteller im Internet bundesweit gelten.

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