Die Demokraten haben thematisch auf das falsche Pferd gesetzt Demoskopen-Desaster – die Geschichte wiederholt sich

WUPPERTAL · . Lange Gesichter bei den Demokraten, lange Gesichter bei den Demoskopen, Freudestrahlen bei den Republikanern. In der Wahlentscheidung zwischen Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden ist nach 2016 zum zweiten Mal im Grunde nichts gewesen, wie es Umfragen und Prognosen vorhergesagt haben.

 Die Amerikaner haben gewählt – noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt. Und schon jetzt zeichnet sich ab: Es ist weiterhin knapp im Rennen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden.

Die Amerikaner haben gewählt – noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt. Und schon jetzt zeichnet sich ab: Es ist weiterhin knapp im Rennen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden.

Foto: AFP/Melissa Sue Gerrits

Mit einem Erdrutschsieg für den Demokraten Biden hatten einige Beobachter gerechnet. Und in den jüngsten Erhebungen lag der 77 Jahre alte Herausforderer immer noch sieben und mehr Prozentpunkte vor Trump. An den Wahlurnen jedoch sah die Sache dann schon wieder ganz anders aus. Gemessen an absoluten Stimmen führt der Demokrat vor dem Republikaner mit kaum mehr als einem Prozentpunkt. Auch gemessen an Wahlmännern liegt Biden derzeit noch knapp vorn. Über das Endergebnis wagt derzeit jedoch noch niemand eine Aussage. Zu unsicher sind die Daten bisher, zu offen die Frage, wie sich die vielen noch nicht ausgezählten Briefwahlstimmen auswirken.

Fest steht hingegen bereits, dass die Marktforscher der Demokraten hoffnungslos daneben lagen, als sie die Kampagnenmacher der Partei mit Themen versorgten. Joe Biden insistierte im Wahlkampf stets maskiert auf das Versagen der Regierung von Donald Trump in der Coronakrise. Tatsächlich spielte der Präsident die Gefahr des Virus zunächst herunter, erholte sich von seiner eigenen Infektion erstaunlich schnell und riet seinen Mitbürgern, keine Angst vor Covid-19 zu haben. Derweil prangerte Biden die mittlerweile 230 000 Toten an, Opfer, die er zumindest in Teilen unmittelbar dem Verhalten des Präsidenten zuschrieb.

Doch diese Rechnung ging offenbar nicht auf. Umfragen an den Wahllokalen und bei Briefwählern haben am Dienstag ergeben, dass die Bürger ein ganz anderes Thema in der Hauptsache umtreibt. Fast 35 Prozent der Befragten gab an, Wirtschaftspolitik zum Maßstab ihrer Entscheidung zu machen. Für 20 Prozent war Rassismus das größte Problem, und für lediglich 17 Prozent war die Corona-Pandemie ausschlaggebend dafür, welchem Präsidentschaftskandidaten sie ihre Stimme gaben. Dass obendrein elf Prozent der US-Bürger sich um ihre Sicherheit sorgen, spielte obendrein eher Trump in die Karten.

Ob dem Präsidenten das letztlich zu einer zweiten Amtszeit verhilft, steht derzeit noch in den Sternen. Am Wahlabend reklamierten sowohl Trump als auch Biden den Wahlsieg für sich. Der Präsident führte vorsorglich bereits vermeintliche Unregelmäßigkeiten ins Feld mit den Worten, „Sie wollen uns den Sieg stehlen“. Die Wahl könnte so noch ein Fall für die Gerichte werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort