Kino Das Schicksal lauert im Mail-Postfach

Nora Tschirner und Alexander Fehling nehmen sich in ihrem neuen Film nicht gerade die kleinen Themen vor: Es geht um Liebe und die Macht des Schicksals.

 Das virtuelle Liebespaar kommt sich im Supermarkt sehr nahe - ohne es zu wissen: Nora Tschirner als Emma Rothner und Alexander Fehling als Leo Leike in „Gut gegen Nordwind“

Das virtuelle Liebespaar kommt sich im Supermarkt sehr nahe - ohne es zu wissen: Nora Tschirner als Emma Rothner und Alexander Fehling als Leo Leike in „Gut gegen Nordwind“

Foto: dpa/Anne Wilk

Man nehme einen Bestseller-Roman, zwei der erfolgreichsten deutschen Schauspieler - und bringt dies auf die Kinoleinwand. Nora Tschirner (38, „Keinohrhasen“) und Alexander Fehling (38, „Goethe!“) spielen Emma Rothner und Leo Leike in der Verfilmung von Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“. Ein winziger Buchstabendreher führt die beiden virtuell zusammen - Emma will ein Abo abbestellen und schickt die Mail versehentlich an Leo. Zwischen den beiden entspinnt sich ein intimer Dialog, via Mail. Sie schreiben sich über ihren Alltag, ihre Gefühle so offen, wie es vielleicht nur zwei eigentlich Fremde können.

Die besondere Herausforderung für die Darsteller - und auch für den Zuschauer: Zwischen Emma und Leo gibt es keine echten Dialoge, meistens sind sie vor dem Laptop, Computer-Bildschirm oder am Handy zu sehen. Die Stimmen kommen aus dem Off. Die Wiedergabe der Text-Nachrichten ist erst etwas gewöhnungsbedürftig und langatmig. Je mehr aber auch andere Szenen hinzukommen, desto stärker ist der virtuelle Dialog eingebettet in den Alltag der beiden. Und mehr und mehr gewinnt auch der Film von Regisseurin Vanessa Jopp an Schwung.

Frisch getrennt und
glücklich verheiratet

Leo ist frisch getrennt von seiner großen Liebe Marlene. Emma ist „glücklich verheiratet“, wie sie selbst betont. Ihr Mann ist ein erfolgreicher Dirigent, der zwei Kinder mit in die Beziehung brachte. Es geht um nichts Geringeres als die Liebe und das Schicksal - wann lohnt es sich zu kämpfen und wann muss man loslassen? Kann man den richtigen Moment im Leben verpassen? Leo und Emmi, wie er sie nennt, verabreden sich - aber es kommt etwas dazwischen. Der Zuschauer sieht wie beide gleichzeitig, ohne es zu ahnen, im Supermarkt sind - jeder auf einer anderen Seite des Regals.

Obwohl - oder gerade weil - die beiden sich nicht persönlich kennen, keine Beziehung miteinander führen, sind sie in der Geschichte das Paar, das sich am meisten zu sagen hat, sich trotz der räumlichen Trennung am nächsten ist.

Die verheiratete Emma schläft nachts meist allein in einem schmalen Bett und kümmert sich tagsüber liebevoll um die Stiefkinder. Muss die Teenie-Tochter mit in den Familienurlaub? Sollte das Trampolin im Garten endlich abgebaut werden? Das sind die Gespräche, die sie mit ihrem Mann Bernhard (Ulrich Thomsen) führt. Nichtmal als das Klopapier leer ist und sie nach ihm ruft, ist er rechtzeitig zur Stelle. Eine Szene, die die Zuschauer schmunzeln lässt - und die gleichzeitig die Einsamkeit in der vermeintlich glücklichen Ehe zeigt.

Vor allem Tschirner-Fans kommen auf ihre Kosten, die 38-Jährige spielt Emma Rothner voller Gefühl, mit Charme und sehr authentisch. Als gutbürgerliche Frau, die sich um die Kinder kümmert und als Klavierlehrerin arbeitet, ist Tschirner dem Filmpublikum noch neu. Besonders, wenn sie die 16-jährige Stieftochter neckt oder verzweifelt auf Antwort von Leo wartet, bringt das das Publikum zum Lachen - rührt aber auch.

Tschirner bringt den
Schwung in den neuen Film

Bis Emma das erste Mal zu sehen ist, dauert es eine Weile. Vorher bekommt der Zuschauer nur den nachdenklicheren Leo zu sehen, der nicht nur Pech in der Liebe hat, sondern auch einen Schicksalsschlag erlebt. So wie Emma dann Schwung in Leos Leben bringt, bringt Tschirner Leben in den Film.

Auch die beiden wissen aber, der Zauber ihrer Beziehung könnte mit einem persönlichen Kennenlernen verfliegen. „Emmi ist meine Flucht. Das will ich mir nicht mit der Realität versauen“, sagt Leo einmal. Doch der Reiz ist groß: Wagen die beiden den Schritt runter von ihrer „virtuellen Insel“?

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