Energiewende in NRW : Das Schattendasein der Photovoltaik
Düsseldorf Nur drei Prozent des Stroms in NRW stammt aus der Nutzung der Sonnenenergie. Dabei gibt es im Land Potenzial für bis zu 50 Prozent.
Für Reiner Priggen ist die Photovoltaik „der schlafende Riese der Energieversorgung in NRW“. Und der Vorsitzende des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE NRW) will diesen Riesen wecken. Zusammen mit Peter Asmuth, dem NRW-Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), drängt Priggen auf mehr Tempo, um die Nutzung der Solarenergie voranzubringen. Und absichtsvoll bedient er sich dabei eines Lieblingsbegriffs der Regierungskoalition: der Entfesselung.
Bisher, so die Streiter für die Energiewende, stammten gerade mal etwas mehr als drei Prozent des in NRW verbrauchten Stroms aus Solarenergie. Perspektivisch könnten es bei Nutzung aller Potenziale aber um die 50 Prozent werden. Zumal Priggen anders als bei der Windenergie, gegen die es vor Ort oft Widerstand von Anwohnern gibt, bei Photovoltaik keinerlei Konfliktstoff ausmacht. „Ich habe noch niemand gesehen, der sagt, Photovoltaik auf Gewerbedächern stört mich.“
Gesunkene Preise und gestiegene Leistung
Zudem seien seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes die Preise für Photovoltaik-Zellen um mehr als 90 Prozent gesunken – und zugleich die Leistung von 130 Watt auf 350 Watt pro Modul gewachsen. „Und wir gehen davon aus, dass sich der Wirkungsgrad in den nächsten fünf bis acht Jahren noch einmal fast verdoppeln wird.“
Das größte Potenzial sieht Priggen auf den Dächern. Aber auch Frei- und Wasserflächen kämen in Betracht. Als Paradebeispiel für nötige Entfesselung wurden die Nivelsteiner Sandwerke in Herzogenrath (Städteregion Aachen) genannt. Dort steht heute schon der größte Solarpark in NRW. Auf den Seen, die durch den Sandabbau entstehen, sind freischwimmende Photovoltaikanlagen geplant, die weder den weiteren Abbau behindern noch auf dem abgezäunten Gelände mit anderen Nutzungen der Wasserfläche konkurrieren. Trotzdem gebe es Regulierungen, die der Umsetzung noch im Wege stehen.
Lob gab es von Priggen für das fünfte Entfesselungspaket, das von NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) Mitte Dezember präsentiert worden war. Darin geht es unter anderem um die Nutzung der Randstreifen von Autobahnen und überregionalen Schienenverbindungen für die Solarenergie. Aber bisher, so die Klage der Solarbranche, seien namentlich die Bezirksregierung Köln und das Landwirtschaftsministerium in ihrer Haltung zur mehr Nutzungsmöglichkeiten von Freiflächen in benachteiligten Gebieten sehr restriktiv.