Für die Statik des Bauwerks liegt mittlerweile ein Gutachten vor. Bürgerverein Traar hofft auf teilweise Rückkehr in das Denkmal in 2021. Dach der Egelsberger Mühle soll ab August repariert werden

on André Lerch  Es wird noch dauern, bis sich die Menschen auch in der Egelsberger Mühle feierlich das Ja-Wort geben können oder Aussteller ihre Werke dort der Öffentlichkeit präsentieren werden.

Mit kleinen Schritten geht die Instandsetzung des alten Gemäuers voran. Immerhin das. Doch ist weiterhin viel Geduld gefragt im Umgang mit dem Traarer Wahrzeichen und Denkmal, das Anfang des 19. Jahrhunderts erst die Besatzung durch Napoleon und später auch noch die beiden Weltkriege überstanden hatte. Doch die Witterung, der schleichende Verfall, macht dem Bauwerk seit vielen Jahren zu schaffen, und dies mehr als gedacht. Das musste auch der heutige Mieter, der Bürgerverein Traar um seine Vorsitzenden Marc Blondin und Walter Kienen feststellen. Eine  gute Nachricht zumindest gibt es in diesem Hochsommer schon: Das Dach kann mit Fördergeldern des Landes nun repariert werden. Dieses war im vergangenen Jahr als undicht erkannt worden – Wasser drang ein und weichte unter anderem auch den Haupttragebalken des Hauses auf. Bis heute ergibt sich daraus ein veritables Statikproblem. Das Betreten und die Nutzung der Mühle war daher zuletzt untersagt. „Wir sind ein Mieter ohne Objekt“, hatte Blondin diesen Zustand im März beschrieben. Im August soll die Arbeit am Dach beginnen. 80000 Euro werden dabei laut Stadtsprecher Dirk Senger aufgewendet. Für die Sanierung der Holzbalkenaufleger soll zudem laut Stadt ein Förderantrag gestellt werden. Fertigstellung: Nicht vor Herbst 2021.

Der Hintergrund: Der Bürgerverein hatte das Wahrzeichen vor vier Jahren angemietet, um dessen Erhalt zu sichern. Die Mühle war 1802 auf dem Hügelwall nahe Traar in Betrieb genommen worden. Ursprünglich konnte man ihre Flügel dem Wind zudrehen. Der Mechanismus aber ging defekt und wurde ausgebaut. Der Turm ist heute festgesetzt. Industriell war die Mühle bis 1942 in Funktion. Durch Artilleriefeuer am Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurde sie schwer beschädigt. Seit 1954 ist sie im Besitz der Stadt. Ab 1989 mietete zunächst die Interessengemeinschaft Egelsbergmühle das Gebäude, ab 2016 der Traarer Bürgerverein.

Die Sanierung der Fassade war im in den vergangenen Monaten schon beendet, die Risse im Mauerwerk sind ebenfalls bereits behoben worden. Eine neue, offenporige Farbe wurde aufgetragen. Sie soll nun die Feuchtigkeit besser abweisen. Das erhöht die Zukunftstauglichkeit der Mühle. Die Flügel waren eigens in den Niederlanden von Fachleuten untersucht und instandgesetzt worden. Das Holzwerk war dabei erneuert worden.

In den nächsten Wochen also soll es vorangehen, so die Hoffnung der Bürger und die Absicht der Stadt, dem Eigentümer des Denkmals. „Ein Brandschutzkonzept für die Nutzungsänderung wird in Kürze erwartet. Ein Entwurf liegt vor“, sagt Sprecher Dirk Senger. Das ist notwendig, damit das Haus in Bälde als Ort für Trauungen und Ausstellungen genutzt werden kann. Das ist das Anliegen des Bürgervereins. Laut Stadt wird der Bauantrag für die Nutzungsänderung Ende des Jahres erwartet.

Ein Gutachten der Tragkonstruktion sei mittlerweile erstellt worden, die Ertüchtigung könne nun daraus erfolgen, hieß es von der Stadt. Das erfreut auch Walter Kienen vom Bürgervein in Traar, der die Informationen der baldigen Sanierung hoffnungsvoll erwartet hatte: "Ich bin sehr froh, dass es nun vorliegt, da wir von der Ertüchtigung hinsichtlich der Innensanierung abhängig sind. Vielleich haben wir ja eine Chance, die Mühle im nächsten Jahr wieder zumindest teilweise nutzen zu können."  Im Anschluss daran könnte der Verein dann die Arbeiten im Innern der Mühle mit eigenen Mitteln angehen. Der Bürgerverein hofft dabei weiterhin auf Spenden aus der Bürgerschaft.

Zustimmung für eine weitere Nutzung dürfte da aus der Traarer Bevölkerung schnell kommen. Bei einer Befragung durch die WZ in 2016 sprach sich eine große Mehrheit für die Sanierung aus. Die Traarer Mühle, ein „Schmuckstück“, ein „Wahrzeichen“, so fanden sie. Ein Spendenaufruf? Da wären die Traarer bestimmt dabei, befand eine Dame damals.  

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