Aktion wegen des Coronavirus Desinfektionsmittel ausverkauft? Wuppertaler Schulklasse mischt ihr eigenes

Wuppertal · Desinfektionsmittel ist in Wuppertal selten geworden. Die Schüler der Realschule Vohwinkel haben die begehrte Flüssigkeit im Chemieunterricht selbst hergestellt – nach einem Rezept der WHO.

 Lehrerin Hülya Yilmaz stellt mit ihren Schülern in der Realschule Vohwinkel Desinfektionsmittel her.

Lehrerin Hülya Yilmaz stellt mit ihren Schülern in der Realschule Vohwinkel Desinfektionsmittel her.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die Kinder der 6b an der Realschule Vohwinkel sehen aus wie ein großes Forscherteam. Alle haben weiße Laborkittel an. Einige tragen Schutzbrillen. In kleinen Gruppen sitzen sie im Chemieraum zusammen. Auf den Tischen kann man Erlenmeyerkolben sehen, Trichter, Pipetten und kleine Sprühflaschen. Die 6b hat mit ihrer Lehrerin, Hülya Yilmaz, ein Desinfektionsmittlel hergestellt. Jetzt geht Yilmaz mit dem großen Glasgefäß herum und füllt die Kolben auf den Tischen. Die Kinder machen sich ans Abfüllen in die kleinen Sprühflaschen. Um ausverkaufte Desinfektionsmittel in Zeiten des Coronavirus braucht sich die 6b keine Gedanken zu machen. Sie mixt sich ihr eigenes.

„Corona ist schon ein großes Thema“, sagt Romina. „Wenn man in den Nachrichten die neuesten Zahlen hört, wie viele sich infiziert haben. Wie schnell sich das verbreitet.“ Hülya Yilmaz kann das bestätigen: „Die Kinder haben viele Fragen. Wie gefährlich ist das? Muss man sich Sorgen machen, wenn man hustet? Gab es das schon immer? Wie entsteht sowas?“ Viele Fragen können die Lehrer beantworten. Wenn es zu speziell wird, sind die Biologielehrer gefragt.

Das Rezept der WHO soll gegen Bakterien und Viren helfen

„Das Rezept habe ich bei der WHO gefunden“, sagt Yilmaz. „Es soll sowohl gegen Bakterien als auch gegen Viren helfen.“ Alle Bestandteile gibt es in der Apotheke. Ethanol ist dabei, Wasserstoffperoxid, Glycerin und destilliertes Wasser. „Warum Glycerin?“ fragt Yilmaz. Ein Mädchen meldet sich: „Weil der Alkohol die Haut austrocknet. Das Glyzerin ist zur Pflege.“ Und was ist das Besondere an dem verwendeten Wasser? „Das ist kein Wasser, wie wir es trinken“, erklärt ein Junge. „Da sind Salze drin, die der Körper braucht. Das hier ist nur Wasser.“ Ist alles zusammengemischt, wird gerührt. Und das Glas abgedeckt, damit der Alkohol nicht verfliegt.

Auf Duftstoffe verzichtet das Rezept der Weltgesundheitsorganisation WHO. Einmal schnuppern - es riecht am ehesten wie Fusel. Ebrahim, Wissam, Adam und Djemal machen sich wie die anderen ans Abfüllen. Wo haben sie denn die Zerstäuber her? „Die kann man kaufen“, sagen sie. „Die gibt’s im Dreierpack, ganz billig.“

Das Mittel ersetzt nicht das regelmäßige Händewaschen

Bevor die 6b die Laborkittel wieder auszieht und ihre Zerstäuber mit nach Hause nimmt, gibt es noch ein paar Tipps mit auf den Weg. Hülya Yilmaz fasst zusammen: Die Flaschen sollten mindestens einen Tag ruhen, damit eventuell drinnen anhaftende Erreger sicher abgetötet sind. Das Mittel darf auf keinen Fall in die Augen kommen. Bei der Anwendung die Hände mindestens 30 Sekunden lang aneinander reiben, danach warten, bis alles abgetrocknet ist. Das Mittel ersetzt nicht das regelmäßige und gründliche Händewaschen. Nicht an Menschen weitergeben, von denen nicht sicher bekannt ist, dass sie auf keinen der Inhaltsstoffe allergisch reagieren.

 In vielen Supermärkten und Drogerien sind Desinfektionsmittel mittlerweile ausverkauft.

In vielen Supermärkten und Drogerien sind Desinfektionsmittel mittlerweile ausverkauft.

Foto: dpa/Arnulf Stoffel

Und vor allem: Auch wenn die Kinder jetzt wissen, wie man das Mittel herstellt - auf keinen Fall sollen sie das alleine nachmachen. Es muss immer ein Erwachsener dabei sein. Wenn die Eltern dazu Fragen haben, können sie sich melden.

Romina findet es gut, dass die Schule so auf das Thema Coronavirus eingeht. Jetzt könne man das alles besser einschätzen. „Und wir wissen jetzt, was man machen kann, um sich zu schützen.“ Und auch wie man andere Menschen schützt. „Damit wir das, wenn wir es haben, nicht an andere weitergeben, für die es besonders gefährlich ist.“ Bei dieser Art praktischen Unterrichts lernt man wirklich was fürs Leben.

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