Coronavirus Coronavirus legt den Sport in der Region lahm

Kreis Mettmann. · Die Sportverbände reagieren auf Covid-19 mit Spielabsetzungen und Unterbrechungen des Meisterschaftsbetriebs.

 Nicht nur im Profisport bleiben die Stadien leer. Das Coronavirus zwingt auch die Amateure zu einer Pause im Spielbetrieb.

Nicht nur im Profisport bleiben die Stadien leer. Das Coronavirus zwingt auch die Amateure zu einer Pause im Spielbetrieb.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Das neuartige Coronavirus wirbelt nicht nur das gesellschaftliche Leben in der Region und weltweit durcheinander. Auch der Sport ist von den Auswirkungen betroffen. Nachfolgend eine Zusammenstellung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, da nahezu minütlich neue Absagen von Veranstaltern, Vereinen und Verbänden bekannt werden. Red

Fußball

Nachdem am Donnerstagabend alle Handballspiele abgesagt worden waren (siehe Artikel auf dieser Seite unten), folgten am gestrigen Freitag auch die Amateur-Fußballer: Der Fußball-Verband Niederrhein (FVN) teilte mit, dass er den Spielbetrieb im Jugend- und Seniorenbereich mit sofortiger Wirkung einstellt. Diese Regelung betrifft sämtliche Meisterschafts- und Pokalspiele und gilt bis Sonntag, 19. April. Betroffen davon sind damit alle lokalen Ligen, auch die höchste Amateurklasse, die Oberliga mit Ratingen 04/19, VfB Hilden, TVD Velbert, SSVg Velbert, SC Velbert, den Sportfreunden Baumberg und FC Monheim.

Jens Stieghorst hat diese Entwicklung „kommen sehen“, wie der Vorsitzende von 04/19 sagt, auch wenn er einschränkt: „Vor einigen Wochen war das nicht abzusehen, aber spätestens ab der Bundespressekonferenz, bei der Angela Merkel gesagt hat, dass man möglichst seine sozialen Kontakte einstellen soll, war mir klar, dass es so kommen würde.“ Die Ratinger haben am Freitag den Trainingsbetrieb des ganzen Klubs bis auf Weiteres ausgesetzt und befinden sich in einem engen Austausch mit den zuständigen Behörden und dem Krisenstab, den die Stadt Ratingen mit dem Kreis Mettmann und der Landesregierung gebildet hat.

Ob die Entscheidung des FVN richtig oder falsch ist, mag Stieghorst nicht beurteilen: „Das ist eine außergewöhnliche Situation, die es so noch nie gab, und die wir deshalb auch gar nicht bewerten können. Jetzt zählt erst einmal die Gesundheit aller, um danach hoffentlich wieder in einen Normalzustand kommen zu können.“ Wann das sein kann, weiß derzeit niemand. „Wir müssen von Tag zu Tag gucken, es ist alles aktuell nicht absehbar“, sagt Stieghorst und ergänzt: „Der Verband wird sicher beratschlagen und über das weitere Vorgehen informieren. Aktuell ist er aber so schlau wie wir.“

Michael Schneider war am Freitag beim Arzt – der konnte aber eine Viruserkrankung beim Vorsitzenden des Stadtsportverbandes (SSV) Ratingen ausschließen: „Es ist eine starke Mandelentzündung und eine Seitenstrang-Angina, die aber zu 100 Prozent bakteriell ist“, sagt Schneider, dessen SSV den Vereinen der Stadt rät, den Handlungsempfehlungen der Behörden zu folgen, worin es unter anderem heißt, dass davon abzusehen sei, derzeit Training in (Schul-)Hallen anzubieten. Erste Rückmeldungen lassen den Schluss zu: „Die Vereine orientieren sich an den Schulschließungen, was auch richtig ist. 99 Prozent der Vereine sind völlig verständnisvoll aufgrund dieser außergewöhnlichen Situation“, sagt Schneider.

Von der Dynamik ist Salah El Halimi schon überrascht worden, berichtet der Trainer der Sportfreunde Baumberg: „Vor einigen Tagen habe ich das noch nicht kommen sehen – erst, als die Diskussion anfing, die Bundesliga oder Champions League abzusagen, fingen die Befürchtungen an, dass sich das ausweiten würde. Anfangs habe ich aber noch gedacht, das würde eher die Profis mit den vielen Zuschauern betreffen. Dass nun der komplette Amateur-Fußball ausgesetzt wird, hatte ich so nicht erwartet.“ El Halimi wollte sich am Abend noch mit seinem Team und dem Mannschaftsrat zusammensetzen, um das weitere vorgehen zu besprechen.

„Wir müssen das auch erst einmal selber einordnen, und der Verein auch. Ich denke, dass der Trainingsbetrieb zumindest eingeschränkt wird. Wir wollen zwar keine Panik verbreiten, aber auch nicht blauäugig mit der Situation umgehen. Maßnahmen zur Hygiene und zur Vermeidung des Körperkontaktes haben wir schon umgesetzt.“

In Monheim sperrte der FCM sein Rheinstadion: „Um der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, hat der Vorstand unseres Vereins in diesem Zuge beschlossen, dass Rheinstadion zunächst bis zum 22. März auch für den kompletten Trainingsbetrieb zu sperren, um etwaige Zusammenkünfte von aktiven und passiven Mitgliedern für den Moment einzudämmen“, schrieb der Klub bei Facebook. „Jetzt haben wir erstmal ein paar Tage Ruhe“, sagt Trainer Dennis Ruess trocken. Überrascht von der Generalabsage war er nicht. „Es war abzusehen“, sagt Ruess. „Es ist in den letzten Tagen ja immer mehr hochgeploppt auf vielen Ebenen, auch die Regionalligisten haben sukzessive die Entscheidungen für sich getroffen. Und als die anderen Landesverbände die Entscheidungen auch so getroffen haben, war klar, dass der FVN es auch so machen würde. Man ist da ja irgendwann in der Bringschuld, um Verantwortungen nicht hin und her zu schieben.“ Ruess warnt vor Panikmache und erinnert daran, dass Etikette, wie in die Armbeuge zu husten oder sich die Hände zu waschen ohnehin Teil des gesellschaftlichen Lebens sein sollten. Er sagt aber auch: „Um das für den Moment einzudämmen, ist die Entscheidung nachvollziehbar, sie ist getroffen und wir müssen sie akzeptieren. Ich bin aber gespannt, was da alles noch dranhängt – ob die Saison beendet wird oder wir dann nach der Pause sechs, sieben Englische Wochen in Folge haben. Das wäre auch nicht einfach für die Spieler, die alle berufstätig oder Studenten sind“, so Ruess, wohlwissend, dass alle Klubs betroffen wären. ame

Volleyball

Im Saison-Endspurt der Regionalliga hatten sich die Volleyballerinnen der SG Langenfeld im Kampf um den dritten Tabellenplatz noch viel vorgenommen. Doch jetzt entschied der Deutsche Volleyball-Verband (DVV), dass der Spielbetrieb wegen des Coronavirus’ sofort eingestellt wird. SGL-Co-Trainer Mark Nahrstedt sagt: „Die Entscheidung ist eine Möglichkeit, um die Folgen des Coronavirus’ einzudämmen. Man kann sich immer die Frage stellen, ob die Entscheidung übertrieben ist. Wenn der DVV nicht auf Sicherheit abzielen würde, würde er aber auch kritisch beäugt werden.“ Die Langenfelderinnen hätten die letzten beiden Saisonspiele am 22. März in Lüdinghausen und am 5. April daheim gegen Eintracht Geldern bestritten. „Die Stadt Langenfeld hätte uns keine Einschränkungen gegeben, weil wir bei Heimspielen nur zwischen 30 bis 40 Zuschauer erwarten. Jetzt wird der Verband darüber entscheiden, wie der Auf- und Abstieg geregelt wird. Es bleiben noch einige Fragen zur Fairness des Wettbewerbs offen, zumal die Teams ja sportlich noch einiges erreichen könnten“, sagt Nahrstedt. Langenfeld ist mit 32 PunktenVierter und hätte den Dritten TuS Herten (36 Zähler) noch einholen können. Der Spitzenreiter TSV Bayer Leverkusen II (42) könnte direkt in die Dritte Liga aufsteigen. Dagegen wird der Bezirkspokal Ruhr nicht vom DVV, sondern vom Westdeutschen Volleyball-Verband (WVV) organisiert. In der Endrunde trifft Langenfeld am 3. Mai auf die Regionalligisten VV Humann Essen und Geldern sowie den Verbandsligisten SC 99 Düsseldorf II. „Momentan empfiehlt der westdeutsche Landesverband noch, dass die Vereine selber entscheiden, ob gespielt wird oder nicht. Es wird sich zeigen, ob die Endrunde stattfindet und ob wir bis dahin weiter trainieren“, erläutert Nahrstedt. fas

Tischtennis

Auch die Tischtennisspieler der TTG Langenfeld, die am Donnerstag noch davon ausgegangen waren, in der Verbandsliga spielen zu können, wurden gestoppt: Der Westdeutsche Tischtennis-Verband unterbrach in allen Kreisen den Spielbetrieb bis vorerst 17. April. „Ich persönlich kann die Lage überhaupt nicht einschätzen und respektiere jede Entscheidung des Verbandes“, sagte TTG-Sprecher Stefan Boll. fas/ame

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