Coronavirus Experte Oliver Witzke: „Kein Grund zu übermäßiger Sorge“

Essen · Experte Oliver Witzke von der Uniklinik Essen sagt, dass die Lungenkrankheit Covid-19 bisher meist harmlos verläuft.

 Gegen Panikmache: Prof. Oliver Witzke von der Universitätsklinik in Essen.

Gegen Panikmache: Prof. Oliver Witzke von der Universitätsklinik in Essen.

Foto: dpa-tmn/www.frankpreuss.de

Was man zum Coronavirus  und der von ihm ausgelösten Krankheit Covid-19 wissen muss: Wichtige Fragen und Antworten.

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?

Kratzen im Hals, Schnupfen, Fieber. Wo man normalerweise glaubt, eine Erkältung zu haben, kommt bei vielen nun die Sorge: Ist vielleicht der neuartige Coronavirus die Ursache? „Selbst wenn, dann ist das kein Grund zu übermäßiger Sorge. Die Wahrscheinlichkeit, dass es bei solchen Symptomen schwere Verläufe gibt, ist ganz klein“, sagt Oliver Witzke, Direktor der Klinik für Infektiologie der Universitätsmedizin Essen. „Das ist ja anders, als wenn man keine Luft kriegt. Da steht es ja außer Frage, dass man sich in medizinische Betreuung begibt.“ Ein Großteil der berichteten Covid-19-Erkrankungsfälle verliefen mild. In Deutschland gibt es bislang keinen bestätigten Todesfall durch Covid-19.

Was mache ich bei einem Verdacht auf Ansteckung?

Zunächst gilt: Wer Kontakt zu Infizierten hatte, sollte sich unabhängig vom Auftreten von Symptomen bei seinem Gesundheitsamt melden. Gleiches gilt für Reisende aus Risikogebieten, bei denen Symptome auftreten. Alle anderen wenden sich bei verdächtigen Symptomen an das Amt oder den Hausarzt, der bei Verdacht auf Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus eine Laboruntersuchung veranlassen kann. Krankenkassen übernehmen dann die Kosten dafür. Betroffene sollten vor dem Gang in die Praxis unbedingt dort anrufen – um nicht noch schlimmstenfalls andere anzustecken.

Wie beugt man einer Ansteckung vor?

Es gilt wie etwa bei der Influenza: Regelmäßig 20 bis 30 Sekunden Händewaschen und ein bis zwei Meter Abstand zu Erkrankten halten. Handhygiene sei nie schlecht und werde vielleicht auch verhindern, dass andere Infektionen eine Rolle spielen, sagt Mediziner Witzke. Im Wesentlichen werde das neue Coronavirus allerdings über die Atemluft übertragen. „Und die Empfehlungen, dass man anderthalb bis zwei Meter Abstand zum Nachbarn halten soll, kann man in einer überfüllten U-Bahn oder einem ICE nicht einhalten.“ Er rät, sich zu überlegen, ob Wege zwingend sind. Beispielsweise, ob man bei der Arbeit präsent sein muss oder etwa von daheim arbeiten kann? Beim Thema Atemmasken gilt: Wer eine Atemwegserkrankung hat, kann dadurch das Risiko verringern, andere Menschen anzustecken. Dass die Masken gesunde Menschen vor einer Ansteckung schützen, ist nicht hinreichend belegt.

Was ist mit Impfungen?

Zum Schutz gegen den neuen Coronavirus gibt es bislang keinen Impfstoff. Und es ist auch noch nicht absehbar, wann es einen geben wird. Vor allem älteren und chronisch kranken Menschen raten Experten jedoch, den Impfstatus zu prüfen und sich gegebenenfalls impfen zu lassen – gegen Keuchhusten, Pneumokokken sowie die reguläre Grippe. Die Impfungen schützen nicht gegen Covid-19, dafür allerdings gegen andere Lungeninfektionen. Und damit vor einen möglicherweise schweren Verlauf der Covid-19-Erkrankung. Denn ist die Lunge bereits erkrankt, erschwert das die Behandlung der neuen Lungenkrankheit.

Wer sind die Risikogruppen?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Covid-19-Ausbruch in China, wo es mit Abstand die meisten Infizierten und Todesfälle gibt, untersucht. Demnach haben Menschen über 60 Jahre und/oder mit Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, chronischen Atemwegserkrankungen und Krebs das höchste Risiko für schwere oder tödliche Verläufe der Krankheit. dpa

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