Bilanz Uni-Klinik in NRW warnt: „Welle der Ungeimpften“ kann Folgen für Krankenhaus-Betrieb haben

Essen · Die Universitätsklinik Essen gilt bundesweit als eines der größten Corona-Behandlungszentren - nun gibt es eine deutliche Warnung.

 Der Vorstandsvorsitzende der Uni-Klinik Essen, Prof. Jochen A. Werner, steht auf dem Klinikgelände. Foto: Jonas Güttler/dpa/Archivbild

Der Vorstandsvorsitzende der Uni-Klinik Essen, Prof. Jochen A. Werner, steht auf dem Klinikgelände. Foto: Jonas Güttler/dpa/Archivbild

In der Universitätsklinik Essen, die bundesweit zu den größten Corona-Behandlungszentren zählt, sind die Covid-Zahlen im Juli und August deutlich angestiegen. Drei Viertel der insgesamt 142 Covid-Patienten aus diesem Zeitraum seien dabei ungeimpft gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende des Klinikums, Prof. Jochen A. Werner, der Deutschen Presse-Agentur. „Die vierte Welle nimmt Fahrt auf. Diese Welle wird eine der besonderen Art, sie wird eine Welle der Ungeimpften“, sagte der Klinikchef.

Er gehe von weiter steigenden Zahlen aus - mit Folgen für den gesamten Klinikbetrieb. „Wenn die stationär zu behandelnden Covid-19 Erkrankten stärker zunehmen, ist eine Auswirkung auf die Versorgung von Patienten mit allen anderen Krankheitsbildern nicht mehr lange auszuschließen“, sagte der Klinikchef.

Am 1. September seien in der Klinik 32 Covid-Patienten stationär behandelt worden, davon 18 auf Intensivstationen. Am Freitag (3.9) waren es bereits 40 Covid-Patienten, davon 23 auf der Intensivstation. Im Juni seien es noch zwischen 4 und 6 Covid-Patienten gewesen, am 20. August bereits 21 Patienten, davon 9 auf der Intensivstation.

„Die eindeutige Zunahme an Infektionen bei Ungeimpften spricht für sich. Den Menschen muss klar sein: Wer nicht geimpft ist, wird irgendwann sich infizieren und in einem Teil der Fälle erkranken, mitunter lebensgefährlich“, warnte Werner. Dann drohten auch Folgeschäden, deren Ausmaß heute definitiv noch nicht abzuschätzen seien.

Unter den Covid-Patienten vom Juli und August seien etwa 15 Prozent über 70 Jahre alt gewesen. Die Hälfte war jünger als 50 Jahre. Neben den 75 Prozent nicht geimpften Menschen waren laut den Angaben 11 Prozent unvollständig und 13 Prozent vollständig geimpft.

Werner fordert zur Debatte um weitere Einschränkungen für nicht Geimpfte klare bundesweite geltende Vorgaben der Politik. Die Entscheidung über 2G oder 3G dürfe nicht einzelnen Gastwirten überlassen werden. Außerdem müsse die Ständige Impfkommission sich schnell zur Planung der dritten Impfung äußern, damit „ohne weitere Verunsicherung“ festgelegt werden könne, wer die Impfung wann bekomme.

Krankenhausverantwortliche müssten darüber informiert sein, welche Mitarbeiter nicht geimpft sind und demzufolge ein potenzielles Risiko für Patienten beispielsweise mit einer verringerten Immunabwehr darstellten, forderte Werner.

Die Essener Uni-Klinik hat seit Beginn der Pandemie über 2500 Covid-Patienten stationär behandelt und ist damit eines der größten Covid-19-Zentren Deutschlands.

© dpa-infocom, dpa:210906-99-107842/3

(dpa)
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