„Konzeptlose Pandemiepolitik“ Kinderärzte kritisieren neues Corona-Testverfahren an NRW-Grundschulen: „Werden von Anfragen überflutet“

Das geänderte Corona-Testverfahren an Grundschulen in NRW sorgt weiter für Kritik. Das bringe unter anderem berufstätige Eltern erneut in Notlagen.

 Schnelltests statt PCR-Tests - das neue Verfahren an Schulen in NRW sorgt für Probleme.

Schnelltests statt PCR-Tests - das neue Verfahren an Schulen in NRW sorgt für Probleme.

Foto: dpa/Patrick Pleul

„Konzeptlos“ und „riskant“: Eltern und Kinderärzte haben das veränderte Corona-Testverfahren an Schulen in Nordrhein-Westfalen kritisiert. Das aktuelle Chaos bei PCR-Testungen gefährde den Präsenzunterricht, die psychische Gesundheit und die Teilhabe der Kinder und Jugendlichen, teilte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in NRW am Donnerstag mit. „Nebenbei bringt sie die pädiatrischen Praxen an den Rand ihrer Arbeitsfähigkeit.“ Die „konzeptlose Pandemiepolitik“ müsse beendet werden.

Am Dienstag hatte das Schulministerium bekannt gegeben, dass Grundschüler nach einem positiven PCR-Pool-Ergebnis ihrer Klasse wegen knapper Kapazitäten nur noch mit einem Schnelltest nachgetestet werden sollen. Bisher erfolgte die Nachtestung mit einer extra abgegebenen Rückstellprobe ebenfalls als PCR-Test.

„Wir werden aktuell von Anfragen überflutet, wir sollen Regeln erklären, die für Kinder gelten, aber nie für Kinder gemacht und gedacht wurden“, sagte Christiane Thiele, Landesvorsitzende aus Nordrhein. Die neuen Regelungen ließen Fragen zur Quarantäne oder zum Genesenenstatus offen. Der BVKJ in NRW forderte „zeitnah klare Regeln und Antworten“. Kinder, Eltern, Schulen und Arztpraxen dürften nicht im Ungewissen gelassen werden.

Die Landeselternkonferenz sprach nach der Änderung des Testverfahrens von einem riskanten „Paradigmenwechsel“. Da nach einem positiven Klassen-Pool-Test nun kein individueller PCR-Test mehr erfolge, müssten Schüler am Folgetag zum Schnelltest in die Schule kommen - und zwar „im Wissen, dass aus ihrer Gruppe jemand positiv ist“. Auf dem Schulweg, im Bus und in der Klasse gefährdeten sie sich selbst oder andere damit, sagte die LEK-Landesvorsitzende Anke Staar der Deutschen Presse-Agentur. Fraglich sei, warum man Eltern nicht ausreichend vertraue und ihnen einen Nachtest für die Kinder nicht einfach mit nach Hause gebe.

Nun müssten Eltern nach der Neuregelung bereitstehen und ihr Kinder im Positiv-Fall umgehend wieder aus der Schule abholen, monierte Staar. Das bringe berufstätige Eltern erneut in Notlagen und führe zu Betreuungsproblemen. Ohnehin hätten den Verband in den vergangenen Tagen schon viele Rückmeldungen verzweifelter Eltern und Lehrkräfte erreicht, weil Kinder positiv getestet wurden und in Quarantäne und Isolation mussten.

Die LEK forderte kostenlose kindgerechte FFP2-Masken für alle Schüler, Impfbusse an den Schulen, Filteranlagen und zum besseren Abstandhalten mehr Raum und Personal. Den Schulen solle die Freiheit eingeräumt werden für individuelle, flexiblere Lösungen. Vor allem müssten Bund und Länder Schulen als kritische Infrastruktur einstufen.

(dpa)
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