Pandemie Wer in NRW zuerst geimpft wird - und wie die Verteilung ablaufen soll

Düsseldorf · Die Impfpläne in NRW werden konkreter. Dabei geht es auch darum, wie der Impfstoff auf die Kommunen verteilt werden soll.

 Eine Impfung wird in einer Arztpraxis vorbereitet.

Eine Impfung wird in einer Arztpraxis vorbereitet.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Nordrhein-Westfalen will nach Weihnachten zuerst mit Coronaschutzimpfungen in Alten- und Pflegeeinrichtungen beginnen. Das kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Donnerstag nach einem „Impf-Gipfel“ mit Vertretern von Ärzteverbänden und Kommunen an. Rund 175 000 Menschen, die in NRW in 230 Einrichtungen lebten, hätten erste Priorität, sagte er.

Auf der gleichen Stufe sei Pflegepersonal und medizinisches Personal in Krankenhäusern einzuordnen, wo Covid-19-Patienten behandelt werden. NRW halte sich an die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission, betonte Laumann.

Das Land werde den Impfstoff über eine Logistikfirma nach Einwohnerzahl auf die Städte und Kreise verteilen. Vor Ort entscheiden dann Bürgermeister und Landräte, in welchen Einrichtungen zuerst geimpft werden soll.

Am Donnerstag waren seinen Angaben zufolge 5711 Bewohner und 1830 Pfleger auf stationären Pflegeeinrichtungen in NRW mit dem Coronavirus infiziert. Noch gebe es keine Zahlen, wie viele Impfdosen zunächst nach NRW geliefert werden. Eine Impfpflicht gibt es nicht. Voraussetzung für Impfungen sind Einverständniserklärungen.

In Nordrhein-Westfalen soll am 27. Dezember mit den ersten Corona-Schutzimpfungen gestartet werden. Das hatte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Donnerstag in Düsseldorf angekündigt.

Ständige Impfkommission hat Empfehlungen veröffentlicht

Mit Blick auf die geplanten Corona-Impfungen hat auch die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag ihre Empfehlungen veröffentlicht, wer zuerst geimpft werden soll. In einer ersten Stufe sollten demnach Alten- und Pflegeheimbewohner und Menschen über 80 Jahre geimpft werden können. Ebenfalls dazu gehören sollte Personal mit besonders hohem Ansteckungsrisiko etwa in medizinischen Einrichtungen, etwa in Notaufnahmen oder der Behandlung von Corona-Patienten - zudem Pflegepersonal in der ambulanten Pflege und Heimen sowie andere dort Beschäftigte mit Kontakt zu Bewohnern.

Innerhalb dieser ersten Stufe seien Über-80-Jährige und Bewohner von Altenpflegeheimen besonders gefährdet und sollten trotz schwerer Erreichbarkeit zu Beginn der Impfaktionen geimpft werden, erläutert die Expertenkommission. Im Kern hatte sie die erste Priorität für diese Bevölkerungsgruppen bereits kürzlich in einem Entwurf umrissen. Eine Prioritätensetzung ist nötig, weil zu Beginn der Impfungen nur begrenzte Impfstoffmengen verfügbar sein werden. Auf Basis der Empfehlung will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) an diesem Freitag eine Impf-Verordnung unterzeichnen, die die Grundlage für voraussichtlich am 27. Dezember beginnende Impfungen sein soll.

NRW-Gesundheitsminister warnt Leiter von Altenheimen in NRW

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte die Leiter von Pflege- und Altenheimen eindringlich davor gewarnt, Besucher aus Sorge vor Ansteckungen mit dem Coronavirus auszusperren. „Ich werde die Besuchsmöglichkeiten in den Heimen durchsetzen“, sagte Laumann am Donnerstag in Düsseldorf.

Corona-Appell an die NRW-Bevölkerung

Laschet und Laumann richteten sich am Donnerstag mit eindringlichen Appellen an die Bevölkerung NRWs. Über Weihnachten sollten keine Schlupflöcher in den Kontaktregelungen gesucht werden.

So ist die Lage in den Krankenhäusern in NRW

Bei aller Anspannung in den Krankenhäusern sei NRW aber noch „weit entfernt“ von der Frage, welche Patienten zuerst behandelt würden, versicherte Laumann. Kein Mensch müsse sich in NRW Sorgen machen, dass er im schweren Krankheitsfall nicht optimal versorgt werde.

Derzeit gebe es noch mehr als 900 freie Intensivbetten in den NRW-Krankenhäusern, davon 566 mit Beatmungsmöglichkeit. Außerdem seien in NRW noch 74 Herz-Lungen-Maschinen frei. Insgesamt lagen seinen Angaben zufolge am Donnerstag 5386 Covid-19-Patienten in NRW-Krankenhäusern, davon 1075 auf Intensivstationen - 667 werden beatmet.

Corona-Zahlen in NRW weiter hoch

In NRW bleiben die Corona-Zahlen weiter hoch: In sieben Tagen gab es laut Statistik des Robert Koch-Instituts (RKI) pro 100 000 Einwohner 176,5 Infektionen mit dem Virus. „Das ist eine schlechte Zahl“, sagte Laumann. Am vergangenen Mittwoch hatte die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz mit 172,5 etwas niedriger gelegen. NRW lag allerdings erneut etwas unter dem Bundesdurchschnitt (179,2).

Beim Umgang mit der Pandemie gilt bei der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz ein Wert von 50 als Warnschwelle, um härtere Maßnahmen einzuleiten - diese Schwelle ist seit langem gerissen. Am Mittwoch wurde das öffentliche Leben drastisch heruntergefahren, um die Werte zu senken.

(dpa)
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