Corona-Impftermin Viele Krefelder landen in der Endlos-Warteschleife

Krefeld · Viele über 80-Jährige Krefelder oder ihre Angehörigen haben sich am Montag geärgert, dass es stundenlang vollkommen unmöglich war, einen Impfertermin zu erhalten.

 Seit Montag können auch Krefelds Ü80-Bürger sich für einen Impftermin anmelden. Das klappte jedoch nicht reibungslos.

Seit Montag können auch Krefelds Ü80-Bürger sich für einen Impftermin anmelden. Das klappte jedoch nicht reibungslos.

Foto: dpa/Felix Kästle

Zyniker haben das Chaos bei der Impftermin-Vergabe am Montag womöglich ganz gelassen hingenommen nach dem Motto:  Da es eh’ viel zu wenig Impfstoff gibt, braucht man auch nicht schnell einen Termin. Viele andere über 80-Jährige Krefelder oder ihre Angehörigen haben sich jedoch durchaus geärgert, dass es stundenlang vollkommen unmöglich war, telefonisch oder per Mail zu den angegebenen Anmeldestellen durchzudringen. Und dass die zuständige Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein dann schon am Vormittag mitteilte, alle Termine seien erst einmal vergeben.

„Jeder musste wissen, welchen Ansturm es geben würde“

Extrem hohe Zugriffszahlen auf die Webseiten und ein hohes Anruferaufkommen bei der Hotline 116 117 hätten zu erheblichen Verzögerungen bei der Terminbuchung am Morgen geführt, räumte die KV ein und bat darum, Termine zu einem späteren Zeitpunkt zu buchen. In Krefeld leben rund 16 800 Ü80-Bürger, sie haben also nun Anspruch auf einen Impfung. Wie viele oder wie wenige am Monatg einen Termin bekommen haben, teilte die KV Nordrhein auf WZ-Anfrage nicht mit, insgesamt aber sei die Terminvergabe ab Mittag „reibungslos“ verlaufen.

Dafür schilderten mehrere Leser frustriert ihre Erlebnisse. Zum Beispiel Petra Kordesch: „Die Registrierung meiner Mutter wurde um 8.02 Uhr durchgeführt, ich erhielt eine Mail mit der Bitte, die Registrierung über den Link zu bestätigen. Ich konnte mich anmelden, um danach in einer Endlosschleife immer wieder auf die Seite mit der Mail-Bestätigung zu gelangen. Die Seite www. 116117.de  ist mehrfach abgestürzt, auf die Seite zur Terminvergabe kam ich nie. Parallel war die telefonische Anmeldung hoffnungs- und erfolglos. Ich habe die Nummer 100 Mal gewählt mit wechselnder Antwort des Systems: ,Überlastet, Anruf beendet,  Diese Nummer ist uns nicht bekannt’ “. Ihr Resüme: „Willkommen im Digital-Dunkel-Deutschland“.

Oder Heinz-Günther Roeder: „Telefonisch hieß es erst nur: ,Leider sind alle Mitarbeiterplätze belegt’, online dann:  ,Leider sind derzeit alle Termine vergeben“. Und als man dann doch noch durchkam,  erfährt man: ,Wir können keine Termine annehmen, da der Server ausgefallen ist.’ Wäre es Dilettantismus alleine, könnte man es noch ertragen, aber hier geht es doch um Menschenleben.“ Ihm und seiner Frau falle es nun schwer, sich weiter um Impftermine zu bemühen, schreibt er.

Auch Rita Colakoglu versuchte stundenlang vergeblich, einen Impftermin für ihre Mutter zu machen: „Irgendwann waren wir dann zwar registriert, aber danach kamen wir auch nicht weiter. Mir ist das völlig unverständlich, zumal doch jeder wissen musste, welchen Ansturm es geben würde.“ Am Ende erfolgreich und glücklich hingegen war Werner Hohmann, der ab 8 Uhr eine Stunde lang immer wieder die Hotline anrief, nie durchkam, „doch plötzlich hatte ich einen Menschen am Apparat“, sagt er. Und dieser Mensch gab ihm auch noch zwei Impftermine für Hohmanns 91 Jahre alte Mutter, den ersten gleich für den 8. Februar.

Die Probleme bei der Terminvergabe schlugen auch im Rathaus in Form von Fragen und Beschwerden auf. Via Facebook wies die Stadt am Mittag jede Verantwortung zurück: „Wir haben mit der Seite und der Nummer nix zu tun. Sämtliche Nummern der Stadtverwaltung Krefeld können Euch nicht helfen in dieser Sache.“

Unterdessen mahnt André Wiegratz, der ärztliche Leiter des Rettungsdiensts Krefeld, zu Geduld – auch was den Mangel an Impfstoffen angeht: „Für uns ist das ja alles neu und eine Herausforderung. Nicht jede Entscheidung kann perfekt sein oder sofort erfolgen. Impfungen können sich auch mal verschieben mit einem guten Grund. Und wir brauchen Solidarität.  Wir haben zu wenig Impfdosen und natürlich ist jeder wichtig. Aber wir können eben nicht alle gleichzeitig impfen.“

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