Zu Besuch bei den Siebenschläfern

Leverkusener Projekt bekommt von der UN-Dekade eine Auszeichnung. Seit vier Jahren gibt es die Live-Webcam.

Zu Besuch bei den Siebenschläfern
Foto: Kochanek

Leverkusen. Gerade wurde das Leverkusener Siebenschläferprojekt durch den Botschafter der UN-Dekade für biologische Vielfalt, Janus Fröhlich, als beispielhaftes Projekt für die Wichtigkeit der Artenvielfalt ausgezeichnet. Vielen Fans ist die Live-Webcam der Naturschützer bekannt, die jetzt schon im vierten Jahr exzellente Einblicke in die Wohnhöhle der nächtlichen Kobolde erlaubt.

„Das Leverkusener Siebenschläferprojekt ist ein Paradebeispiel moderner Kommunikation für den Artenschutz auf ganz vielen Ebenen und unterschiedlichen Kanälen“ sagte der Botschafter der UN-Dekade für biologische Vielfalt Janus Fröhlich bei der Auszeichnungsfeier.

Die UN-Dekade Biologische Vielfalt (2011 bis 2020) möchte weltweit auf die Wichtigkeit einer möglichst großen natürlichen Vielfalt von Tieren und Pflanzen aufmerksam machen. Denn, durch die menschlichen Aktivitäten verringert sich die Artenvielfalt drastisch. Dies ist jedoch für das Weiterleben der Spezies Mensch sehr problematisch, denn nur eine große Vielfalt der Tiere und Pflanzen garantiert ein funktionierendes Ökosystem und damit eine Zukunft für uns Menschen.

Die deutschen Bemühungen im Rahmen dieser Dekade beinhalten auch eine Förderung des gesellschaftlichen Bewusstseins für die Bedeutung der Artenvielfalt. Daher werden nachahmenswerte Projekte zur Förderung der Artenvielfalt, wie das Leverkusener Siebenschläferprojekt, ausgezeichnet, um so mehr Menschen zum Mitmachen zu bewegen.

Der Begriff „biologische Vielfalt“ bezeichnet das gesamte Spektrum des Lebens auf der Erde. Damit sind die Vielzahl aller Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen und Pilze sowie die genetische Vielfalt innerhalb dieser Arten gemeint. Aber auch ihre verschiedenen Lebensräume und die komplexen ökologischen Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Seit Jahrzehnten ist ein Rückgang dieser Vielfalt zu beobachten.

Damit schwindet auch für uns Menschen die wertvolle Lebensgrundlage. Artenvielfalt oder Biodiversität sind die Oberbegriffe für eine große Vielfalt unterschiedlichster Lebewesen.

Denn so funktioniert Natur: Tiere und Pflanzen bilden artenreiche Lebensgemeinschaften, die voneinander profitieren und voneinander abhängig sind. Nur viele verschiedene — aufeinander eingespielte Arten — bilden eine Garantie für ein funktionierendes Ökosystem. Wissenschaftler sind sich einig, dass Artenvielfalt genauso wichtig ist wie sauberes Wasser und saubere Luft.

Das Leverkusener Siebenschläfer-Projekt kümmert sich mit sehr vielen Aktivitäten um die Förderung der Artenvielfalt: Die Live-Webcam aus der Wohnstube der Siebenschläfer wurde 2017 von fast 71 000 Interessierten aus Deutschland und aus weltweit 57 weiteren Ländern angeschaut.

Pädagogische Einheiten zu Siebenschläfern und die Bedeutung der Artenvielfalt gab es für 46 Schulklassen Grundschule, Sekundarstufe 1 und Sekundarstufe 2. So konnten über 1100 Schüler den netten Siebenschläfer und seinen Lebensraum kennenlernen und es wurde bei den Exkursionen angeregt über die Wechselwirkungen in der Natur diskutiert.

In den drei Jahren wurden bereits zehn Exkursionen für Eltern und Kinder durchgeführt. Bei den Exkursionen in den Wald standen das Nagetier und sein Lebensraum im Zentrum des Geschehens. Der Wert von alten Bäumen mit Höhlen wurde allen Teilnehmern deutlich. Die aktuellen Informationen zu der „Familie Siebenschläfer — die geheimnisvollen Nachtschwärmer“ werden auf Facebook gern genutzt.

Zahlreiche Informationen zum Siebenschläfer wurden auf der Internetseite des Nabu Leverkusen zusammengefasst und werden permanent erweitert. 22 Videos zum Verhalten von Siebenschläfern wurden auf der Internetseite veröffentlicht. 15 358 Internetnutzer nutzten dieses Angebot und schauten sich die Videos über das Verhalten der Leverkusener Siebenschläfer in ihren Nistkästen an.

Auch bei den 15 Infoständen wurden viele Informationen über den Siebenschläfer und die Wichtigkeit von Artenvielfalt weitergegeben. Dazu gab es Vorträge zur Bedeutung des Lebensraumes Wald und hochstämmige Obstwiese für Siebenschläfer & Co.

Bürgermeister Gerd Wölwer betonte, dass es für die Leverkusener Politiker häufig schwierig sei beim Wohnungsbau immer die Belange des Naturschutzes ausreichend zu berücksichtigen „Der Naturschutz kommt da oft ein wenig zu kurz.“ Eine der Möglichkeiten hier die Situation zu verbessern wäre endlich die Novellierung des in die Jahre gekommenen Landschaftsplans.

Und der Leverkusener Umweltdezernent Alexander Lünenbach ergänzte: „Ohne die vielen Ehrenamtler bei den Leverkusener Naturschutzverbänden Nabu und Bund geht in Sachen Naturschutz in Leverkusen kaum etwas. Daher freue ich mich sehr über diese besondere Auszeichnung.“

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