Wunderkammer eines Sammlers

Seit seiner Jugend interessiert sich Karl Friedrich Heinrichs für Kunst – und bietet statt Geld oft seine Arbeitskraft.

Burscheid. Als die Stadt Burscheid zum Stadtjubiläum 2006 auch den 100.Geburtstag ihres bekanntesten Künstlers Carl Lauterbach mit einer Ausstellung würdigte, stammten die meisten Werke aus dem Privatbesitz von Karl Friedrich Heinrichs.

Auch zur laufenden Schliephake-Ausstellung hat der 65-Jährige zwei Holzschnitte und ein Selbstportrait des Künstlers beigesteuert. Damit rückt ein Sammler in den Blick, dessen Leidenschaft aber weit über die Grenzen Burscheids hinausreicht.

"Als Maler und Anstreicher kannte man Schliephake", sagt der gelernte Handwerker. Oft genug hat Heinrichs sich im Malergeschäft der Schliephakes in der Kirchenkurve eingedeckt.

Und Lauterbach lernte er kennen, indem er eines Tages einfach mal an dessen Burscheider Wohnungstür klopfte: "Er hat mich bei unserer ersten Begegnung gleich gefragt, was ich von Schliephake halte."

Später hat Heinrichs für den Lauterbach dessen verrottete Fenster aufgearbeitet und sich dafür mit Kunstwerken bezahlen lassen. Arbeit gegen Kunst - das ist in der Folge für den Sammler zu einer häufig eingesetzten Währung geworden. "Ich habe nicht so viel Geld."

Aber dafür seit der Jugend eine Liebe zur Kunst und den Künstlern. Der gebürtige Burscheider geht auf sie zu, knüpft Kontakte, stillt in dieser ihm eigentlich fremden Welt seinen Hunger nach Großzügigkeit, auch wenn er inzwischen gelernt hat, "dass es auch unter den Künstlern einige Engstirnige gibt".

Dazu streift er seit Jahrzehnten über Trödelmärkte, kauft und tauscht, entdeckt mitunter namenlose Werke und hat Spaß, ihre Herkunft zu recherchieren.

Im Laufe der Zeit wurde aus Heinrichs Fachwerkhaus am Rande von Hilgen auf diesem Weg eine Wunderkammer der Kreativität. Lithografien, Gemälde, Zeichnungen und Skizzen, Skulpturen aus Afrika wie Europa füllen die Räume und Wände, dazu zahlreiche Einrichtungsgegenstände vom Trödel, die immer wieder auch als Tauschmasse herhalten.

Berühmte Namen wie Max Ernst und Günther Uecker finden sich in Heinrichs’ Sammlung. Aber Fritz Schwegler ist ihm inzwischen der liebste unter den zeitgenössischen Künstlern geworden. Der Kontakt zum langjährigen Düsseldorfer Akademieprofessor entstand - wo auch anders? - auf dem Trödelmarkt.

Heinrichs konnte Schweglers Frau zwei Brotschieber besorgen. Später organisierte er dem bei Göppingen lebenden Maler und Bildhauer noch einen Amboss.

So wachsen Freundschaften. Heute kann Heinrichs eine Reihe Schwegler-Originale sein Eigen nennen - und wunderbare Geschichten wie die des anfänglich unter seiner Beteiligung entstandenen Auftragswerks an einer Gefängniswand.

Hat es ihn da selbst mal gereizt, kreativ zu werden? "Nein, ich bin kein Künstler", sagt Heinrichs. "Aber in schlechten Zeiten hat mir die Kunst viel geholfen."

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