Lesen Wolfgang Niedecken auf den Spuren von Bob Dylan

Köln · Es war der Song „Like A Rolling Stone“, der das Leben des Kölner Musikers Wolfgang Niedecken nachhaltig verändert hat. Er gibt sein Leben als „Paul-McCartney-Klon“ am Bass auf und wird in seiner Band zum Sänger und zum Geschichtenerzähler.

 Wolfgang Niedecken (l.) hat eine besondere Beziehung zum Musikerkollegen Bob Dylan, den er zweimal persönlich getroffen hat.

Wolfgang Niedecken (l.) hat eine besondere Beziehung zum Musikerkollegen Bob Dylan, den er zweimal persönlich getroffen hat.

Foto: dpa/Oliver Berg

Mit Bob Dylan ist ein Künstler in sein Leben getreten, der ihn bis heute fasziniert und beeinflusst. Wegen ihm hat der Kölner seine Malerkarriere aufgeben und war zum Rockmusiker geworden. Viele Dylan-Songs hat Niedecken inzwischen ins Kölsche übertragen und aus ihnen ganz eigene Musikwelten geschaffen, die tausende seiner Fans begeistern. Zwei davon, darunter auch „Like A Rolling Stone“ finden sich auch auf der Geburtstagsedition von „Alles fließt“.

2017 begibt sich Niedecken für den Sender Arte auf eine Reise auf den Spuren Bob Dylans durch die USA. Von Washington, New York und Woodstock geht es zu Dylans Geburtsort Duluth und von dort weiter nach New Orleans und an die Westküste mit den Metropolen San Francisco und Los Angeles. Immer im Gepäck hat Niedecken seine persönlichen Erinnerungen an die Orte und an seine Begegnungen mit der Musik von Bob Dylan.

Mitte der 60er Jahre wird er von Musikerfreunden gefragt, was er von Bob Dylan hält. Das ist etwa zwei Jahre nach dem „Marsch auf Washington für Arbeit und Freiheit“ mit der berühmten Rede von Martin Luther King und dem gemeinsamen Auftritt von Bob Dylan und Joan Baez. „Blowin‘ In The Wind“ gab es an diesem Tag zweimal zu hören. An die „süßliche“ Coverversion von Peter, Paul and Mary erinnert sich Niedecken beim Gespräch in der Südstadt. Mit dieser Interpretation kann er nur wenig anfangen. Erst Jahre später öffnet sich ihm das Werk Dylans mit „Like A Rolling Stone“ und begleitet ihn bis heute.

Auch an sein erstes Dylan-Konzert in Dortmund erinnert sich Niedecken und an seine erste Begegnung mit dem zehn Jahre älteren Kollegen in der Kölner Arena, wo Wim Wenders ihn mit Dylan bekannt macht. Erinnerungen gibt es auch an viele Orte, wie New York, wo Niedecken, damals noch als junger Bildender Künstler, längere Zeit gelebt hat. In Woodstock hat er sein Album „Zosamme alt“ aufgenommen, mit dem er sich bei seiner Frau Tina bedankt, dass sie durch ihr schneller Handeln beim folgenschweren Schlaganfall sein Leben gerettet hat. In New Orleans wurde später das Familienalbum „Reinrassije Strooßekööter“ aufgenommen.

Wer das kurzweilig und unterhaltsam geschriebene Buch liest, erfährt viel vom Leben Bob Dylans, aber auch von dem Mann, den man gerne als „Südstadt-Dylan“ bezeichnet. Es finden sich dort Gespräche mit Weggefährten aus Dylans langer und erfolgreicher Karriere, die immer ihre Höhen und Tiefen hatte. Dazu kommen klassische Reisegeschichten eines Musikers, der sich auf den Weg quer durch die USA gemacht hat – vom aufgebrochenen Wagen bis zum lieblosen Frühstück in den großen Kettenhotels. Es ist ein echter Roadmovie, der sich beim Lesen im Kopf abspielt. Immer wieder fällt der Blick auf die Politik in den USA – vor allem auf die unsäglich desaströse Ära des US-Präsidenten Trump.

 

Wolfgang Niedecken über Bob Dylan, KiWi Musikbibliothek, 230 Seiten, 14 Euro

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