Wolfgang Hanebrink: "Bekenntnis zum Standort Köln"

Seit Montag hat die EMI-Plattenfirma ihren neuen Sitz in Braunsfeld. Der BV sprach mit Geschäftführer Wolfgang Hanebrink (47) über die Zukunft des Labels.

Köln. Bergischer Volksbote: Herr Hanebrink, welche Bedeutung hat der Standort Köln für Ihr Unternehmen?

Wolfgang Hanebrink: Der Standort ist uns wichtig, da wir uns als Traditionsunternehmen verstehen. Wir fühlen uns hier sehr wohl. Die Unterstützung in Köln ist gut und die Kontakte zu wichtigen anderen Unternehmen wie zum Beispiel zur Lanxess-Arena stimmen. Wir hatten im Vorfeld des Umzugs sehr interessante Angebote aus Berlin. Aber unsere Prämisse war nicht zuletzt wegen der Mitarbeiter, hier am Standort zu bleiben. Und mit der alten Wagenfabrik haben wir einen Standort gefunden, der den höchsten Deckungsgrad mit unseren Ansprüchen aufweist.

Hanebrink: Der Mietvertrag ist ausgelaufen. Im alten Gebäude hatten wir zwar deutlich mehr Quadratmeter zur Verfügung, konnten diese aber nicht nutzen, weil alles sehr in sich verschachtelt war. Auch die Präsentation von Künstlern war dort nur bedingt möglich. An der Vogelsanger Straße haben wir mehr Nutzfläche und dazu die neue Event-Area sowie die Innenhöfe. Früher waren wir außerdem über acht Etagen verteilt, heute sind wir quasi auf einer Etage, was die Kommunikation und das konstruktive Miteinander im Unternehmen deutlich fördert.

Hanebrink: Köln ist ein sehr kreatives Umfeld. Wir haben bewusst die Entscheidung für Köln getroffen, um den Standort weiter zu stärken. Wenn man behauptet, das Kreativzentrum wäre in Berlin, ist das nicht richtig. Es gibt eine große Plattenfirma in Berlin, es gibt aber auch große Labels in Hamburg, in München oder eben hier in Köln. Überall da gibt es Kreativität und überall werden Inhalte generiert. Die Konzentration auf einen Kreativstandort macht keinen Sinn. Je breiter wir uns aufstellen, umso mehr nutzt es der Branche und dem Verbraucher.

Hanebrink: Das zeigt sich schon darin, dass wir mit Rhingtön ein eigenes Label für diesen Bereich haben. Es macht Spaß, mit solchen Bands zusammenarbeiten und spiegelt unsere enge Beziehung zum Standort wider. Wir sehen das auch als Kulturauftrag, den wir erfüllen.

Hanebrink: Die Musikindustrie ist so vielschichtig geworden, dass man sich eher auf kleinere, spezialisierte Veranstaltungen konzentrieren muss als auf eine große Messe. Mit dem Konsumenten-Verhalten hat sich auch die gesamte Industrie verändert. Wir haben uns daher seit einigen Jahren dazu entschieden, nicht mehr an der Popkomm teilzunehmen. Bei der c/o pop waren wir stark vertreten, weil das hier lokal auch wieder ein wichtiges Thema war.

Hanebrink: Lokale Synergien gibt es schon dadurch, dass mit Electronic Arts eines der wichtigen Unternehmen in Köln vertreten ist. Durch das Beatles-Rockband-Game haben wir im vergangenen Jahr bewiesen, dass man Synergien schaffen und sinnvoll Games- und Musikprodukte bündeln kann. Das war im Handel bislang sehr erfolgreich.

Hanebrink: Die Ausrichtung eines Majors muss so sein, dass man sich als Dienstleister für den Künstler und für den Konsumenten versteht. Bei den sich schnell verändernden Ansprüchen und Marktverhältnissen in der Musikbranche ist es extrem wichtig, dass ein Unternehmen Trends und Entwicklungen frühzeitig erkennt und diese als Bindeglied sowohl dem Künstler als auch dem Konsumenten vermittelt. Das müssen wir künftig noch stärker umsetzen und dafür neue Konzepte entwickeln.

Hanebrink: Es gibt immer entsprechende Aushängeschilder für ein Unternehmen wie die EMI. Im Endeffekt macht es aber die Mischung zwischen Superstars und neuen Künstlern wie Alex Max Band oder Samuel Harfst, um nur zwei unserer Newcomer zu nennen, die man aufbaut.

Hanebrink: Wir sind mittlerweile zu einer wichtigen Größe im Gesamtkonzern geworden und zusammen mit Österreich und der Schweiz die drittgrößte Region. Dementsprechend spielen wir eine wichtige Rolle.

Hanebrink: Es ist für mich der Job mit der größten Herausforderung. Ich war, bevor ich vor fünf Jahren zur EMI gekommen bin, 20 Jahre in der IT-Branche. Aber ich habe kein Marktumfeld erlebt, das sich so schnell wandelt und das täglich so viele neue Herausforderungen bringt wie die Musikbranche.

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