Ankündigung Wolfgang Bosbachs (CDU) kleiner Rückzug

Wegen des dritten Hilfspakets für Griechenland tritt der CDU-Politiker als Innenausschuss-Vorsitzender zurück. Sein Mandat aber behält er.

Bosbach den Vorsitz im Innenausschuss des Deutschen Bundestages niederlegen. (Archivfoto)

Bosbach den Vorsitz im Innenausschuss des Deutschen Bundestages niederlegen. (Archivfoto)

Foto: Britta Pedersen

Bergisch Gladbach. Es ist eng im Gronauer Tannenhof in Bergisch Gladbach. Mit so viel Auflauf hat Rainer Deppe nicht gerechnet. Der CDU-Vorsitzende im Rheinisch-Bergischen Wahlkreis erhält weit weniger Aufmerksamkeit für seine politische Arbeit. Aber Wolfgang Bosbach, als Bundestagsabgeordneter und eloquenter Talkshow-Dauergast Deppes prominentestes Pferd im Stall, kann nicht mit wenig Interesse.

Bis Mittwoch Urlaub auf Mallorca, nun herbeigerauscht in den Wahlkreis. Meinung abhören an der Basis bei den Kollegen, entscheiden, verkünden: Mit Wirkung zum 22. September wird Bosbach den Vorsitz im Innenausschuss des Deutschen Bundestages niederlegen.

Weil er wieder und wieder angekündigt hatte, „so wie bisher nicht weitermachen“ zu wollen, wenn seine Haltung zu den EU-Finanzhilfen für Griechenland und dem dritten Hilfspaket im Bundestag erneut überstimmt würde. Sie wurde. „Ein bisschen Rücktritt“ heißt es in den ersten Schlagzeilen. Viele hatten erwartet, dass der 63 Jahre alte Rechtsanwalt sein Bundestagsmandat abgibt. Und ganz abtritt. Aber von den Drohungen ist dann doch nicht viel geblieben:

Bosbach bleibt „normaler Wahlkreisabgeordneter“. Das ist er seit 1994, immer mit überzeugenden Mehrheiten, zuletzt gaben ihm 2013 58,8 Prozent der Wähler im Kreis ihre Erststimme. Seine Beliebtheit geht über seine Region hinaus. Da ist einer, der seine Meinung sagt, auch wenn es ungemütlich wird, sagen die Leute.

Ob er jetzt leiser wird? Über eine neue Kandidatur für den Bundestag 2017 müsse man jetzt gar nicht sprechen, sagt Bosbach. Ende 2016, sagt er, „das reicht“. Viele sagen: Ohne Politik kann er gar nicht. 2010 machte er öffentlich, unheilbar an Prostatakrebs erkrankt zu sein. Seinem Herzen hilft ein Schrittmacher, die Gicht schmerzt.

Immerhin wird an diesem Morgen ziemlich deutlich, dass Bosbach die Sache extrem wichtig ist. Wohl aber ist ihm nicht damit. „Ich bleibe im permanenten Zwiespalt“, sagt er und regt sich auf über Begriffe wie „Abweichler“ und „Euro Rebellen“, auch über die Kritik von CDU-Generalsekretär Peter Tauber. „Ich halte mich nur daran, was wir den Menschen versprochen haben“, sagt er. Eben eine „Währungsunion, keine Transferunion“. Und er sagt: „Ich werfe mich für Angela Merkel in jede Schlacht, aber ich kann und werde auch in Zukunft nicht gegen meine Überzeugungen abstimmen.“

Er hat diesen Morgen minutiös geplant: Ab 10 Uhr darf jeder Parteikollege von der Basis seine Meinung kundtun. Dann müssen alle raus auf die Terrasse, Bosbach und Deppe diskutieren allein. Dann alle wieder rein, Verkündung, ein kurzer Applaus. Deppe sagt: „Ich glaube, dieser Morgen war für Wolfgangs Entscheidung wichtig.“ Sein Mandat will Bosbach behalten, weil er jene nicht enttäuschen wolle, die ihn wegen seiner kritischen Haltung gewählt hätten.

Weitere Fragen beantwortet er nicht. „Die Mama wird heute 87, meine Eltern haben heute den 67. Hochzeitstag.“, sagt er. „Deswegen gehört der Rest des Tages heute Papa und Mama.“ Dann rauscht er hastig davon. Rainer Deppe bleibt zurück. Er sagt: „Für uns ist Wolfgang unverzichtbar.“

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