Wissen, wo die Wurst herkommt

Nach Lebensmittelskandalen kaufen Kunden häufiger bei lokalen Fleischereien „um die Ecke“ ein. Metzger und Händler wünschen sich ein generelles Umdenken.

Burscheid. Falsch deklariertes Pferdefleisch in der Lasagne, Bioeier sind gar nicht „Bio“ — die jüngsten Lebensmittelskandale erschüttern das Vertrauen der Verbraucher einmal mehr. Von den Skandalen um die großen Händler, die billige Produkte anbieten, profitieren zumeist lokale Betriebe. In Burscheid berichten die regionalen Anbieter von Umsatzsteigerungen.

So wie Arnd Fink von der Fleischerei Snijders-Fink aus Hilgen. „Ich habe das Gefühl, dass die Kunden nach solchen Vorkommnissen bewusster einkaufen“, sagt der Metzger. Die Menschen fragen häufiger nach, woher das Fleisch kommt. Fink kann sie beruhigen.

Sein Zulieferer arbeitet mit Höfen aus dem Bergischen Land zusammen. Er fordert, Übeltäter härter zu bestrafen: „Wenn ich sowas mit meinem kleinen Betrieb mache, gehe ich sofort ins Gefängnis. Die großen zahlen eine Geldstrafe und machen so weiter“, sagt er.

Elke Schmitz ist Verkäuferin beim Fleischereibetrieb Daum & Eickhorn, der mehrere Geschäfte in Wermelskirchen und Burscheid führt. Sie verurteilt Lebensmittelkriminalität als Machenschaften einzelner schwarzer Schafe: „Den Schuh ziehen wir uns nicht an. Wir wissen, wo die Wurst herkommt“, sagt Schmitz. Laut der Verkäuferin kontrolliert die Geschäftsführung die Ware regelmäßig und stattet den liefernden Höfen Besuche ab.

Dass momentan mehr Menschen den Burscheider Thomashof ansteuern, um qualitativ hochwertigere Ware zu kaufen, geht Eberhard Thomas noch nicht weit genug. „Ich schätze, dass sich nur rund 15 Prozent der Menschen wirklich Gedanken über ihr Essen machen“, sagt der Hersteller von Molkereiprodukten und Restaurantinhaber.

Nur kurzfristig würden nach Hiobsbotschaften aus der Branche mehr Menschen bei ihm einkaufen. „Klar, das Geld ist auch knapp“, sagt Thomas. Aber Qualität habe gerade bei handgemachter Ware auch seinen Preis. Acht Angestellte arbeiten auf dem Thomashof in der Produktion und dem Hofladen.

Für diese Qualität sind manche auch bereit, etwas länger zu fahren. Wolfram Schrick kommt aus Bergisch Neukirchen und kauft bei „seinem“ lokalen Metzger in Burscheid ein — er hat sogar eine Kühltasche dabei, um den Einkauf nach Hause zu bringen. „Wir kaufen hier schon seit langem, weil wir wissen, dass wir dann täglich frisches Fleisch bekommen“, sagt er. Pferdefleisch in Tiefkühlprodukten zu verkaufen ist für ihn aber kein Skandal: „Pferdefleisch wurde schon immer gegessen. Ich finde das Theater unangemessen.“

Ganz anders sieht es Anika Scholz. „Die jüngsten Nachrichten sind eine Katastrophe. Ich will nicht wissen, was in anderen Produkten noch so drin ist“, sagt die Burscheiderin. Auch sie ist Stammkundin beim Fleischer ihres Vertrauens. „Bei dem geringen Preisverhältnis, mit dem manche Lebensmittel angeboten werden, kann es mit der Qualität ja nicht funktionieren“, glaubt sie.

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