Weltreise: Am Äquator zeigt die Waage plötzlich 2,7 Kilo weniger an

Ralf Seck und Susanne Hartmann aus Burscheid berichten von physikalischen Phänomenen und seltenen Tierarten in Ecuador.

Ecuador. Nach drei Warteschleifen über der in der Abenddämmerung liegenden Hauptstadt Quito sind wir sicher in Ecuador gelandet. Quito liegt auf 2800 Metern und ist damit die zweithöchste Hauptstadt der Welt. Hier ist die Luft schon bemerkenswert dünn, und das morgendliche Joggen erweist sich als überaus anstrengend.

Unser erster Ausflug führt uns nach Otavalo zum bedeutendsten Indiomarkt Südamerikas. Die Frauen tragen lange Röcke und bunte Blusen, die Männer blaue Ponchos und weiße Hosen. Der farbenfrohe Markt bietet eine kaum zu überschauende Warenvielfalt: Exotische Früchte, aber auch transportbereite Schweine.

Und barfüßige Lastenträger schleppen riesige Wollbündel durch die Gegend. Hier herrscht Gedrängel und das organisierte Chaos, aber wir lassen uns gerne in der Menge treiben.

In der Nähe von Quito haben die sonnensystemkundigen Inka bereits vor 700 Jahren "Mitad del Mundo", die Äquatorlinie, bestimmt. Moderne GPS-Messungen haben ergeben, dass die Inka-Astronomen tatsächlich bis auf 200 Meter genau gerechnet hatten.

Im dortigen Experimentiermuseum werden uns einige erstaunliche, äquatorbedingte physikalische Phänomene demonstriert. So kann angeblich nur hier ein rohes Ei hochkant auf einen Nagelkopf gestellt werden.

Alle Touristen scheitern - nur Susanne nicht, nach wenigen Sekunden steht das Ei, und Susanne bekommt unter Beifall das "Eiermeister-Diplom" verliehen.

Die beliebteste Personenwaage der Welt steht ebenfalls hier, der Grund: Nirgendwo wiegt der Mensch weniger als auf dem Äquator, bei uns macht die Differenz 2,7 Kilogramm aus. Um den unerwarteten Gewichtsverlust auszugleichen, gehen wir erst einmal fein speisen: Das schmackhafte Vier-Gänge-Menü kostet uns umgerechnet 1,50Euro pro Person.

In Banos, der Stadt der heißen Schwefelquellen, erleben wir einen ungewöhnlichen Präsidentschaftswahlkampf: Musikkapellen, Autokorsos und Tanzgruppen in traditionellen Trachten werben fröhlich für "ihren" Kandidaten und bringen den Verkehr völlig zum Erliegen. Wir fühlen uns mitten in den heimischen Straßenkarneval versetzt.

Dann geht es nach Galapagos - die Inselgruppe 1000 Kilometer westlich von Ecuador ist vulkanischen Ursprungs, daher gibt es hier eine Vielzahl endemischer Pflanzen und Tiere. Charles Darwin besuchte die Inseln 1835 und seine Beobachtungen mündeten in der Evolutionstheorie.

Bei unserem ersten Beobachtungsspaziergang an einem puderzuckerfeinen Strand sehen wir zunächst, wie ein Seehund einen Fisch im flachen Wasser jagt. Direkt über den beiden sitzt ein Pelikan auf dem Ast eines Mangrovenbaums und beobachtet das Schauspiel. Blitzschnell stürzt sich der Pelikan an dem verdutzten Seehund vorbei und schnappt sich die begehrte Mahlzeit. Frei nach Darwin: Der Schnellere setzt sich durch.

Auf Floreana Island entdecken wir die Wappentiere von Galapagos, 200 Kilo schwere Riesenschildkröten, die auf ihrer Futtersuche schwerfällig durchs Unterholz schlurfen. Am Rande einer Lichtung beobachten wir den anstrengenden Liebesakt zweier Riesenschildkröten:

Das Männchen hat schwer zu kämpfen, um überhaupt den Rückenpanzer seiner Auserwählten erklimmen zu können. Das Weibchen hingegen ächzt unter der zusätzlichen 200-Kilo-Last. Aber was tut man nicht alles zur Erhaltung seiner Rasse. . .

Auf Isabela Island reiten wir mit Pferden zu einem 1998 ausgebrochenen Vulkan, dessen Kraterdurchmesser unglaubliche zehn Kilometer beträgt. Vom Kraterrand aus haben wir einen tollen Weitblick und können anhand der unterschiedlichen Vegetation die Wege der Lava erkennen.

Am nächsten Tag steht ein Bade-Ausflug auf dem Programm. Während der Bootsfahrt begleitet uns ein Schwarm Delfine, und beim Schnorcheln werden wir von spielfreudigen Seehunden umringt.

Neben ihrem Spieltrieb haben die drolligen Burschen aber auch ein feines Gespür für außergewöhnliche Schlafplätze: Wir sehen sie in dümpelnden Fischerbooten und auf schwankenden Bojen liegen.

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