Vor dem Viertelfinale: Viele Griechen haben schon gewonnen

Einige Griechen in Burscheid haben beide Pässe — und können sich damit jetzt schon auf ein Weiterkommen am Freitagabend freuen.

Burscheid. „EM-Spiele auf Leinwand“ steht auf der Tafel des Restaurants Korfu in der Höhestraße. „Heute Abend wird es hier rappelvoll“, sagt Betreiber Aki Papazoglou. Der gebürtige Grieche freut sich auf diese Übertragung aber ganz besonders: „Das Viertelfinale ist ein Sportereignis, dem ich mit großer Freude entgegenblicke.

Für uns, die gebürtigen Griechen, ist das fantastisch.“ Gleichwohl, 90 Prozent der Zuschauer in seinem Lokal werden am Freitag Deutsche sein — allesamt Freunde der Familie Papazoglou, die das Restaurant seit 1973 betreibt.

Für Griechenland indes war es bisher eine schicksalhafte Woche — und zum Abschluss steht bei der Fußball-Europameisterschaft das Viertelfinalspiel Griechenland gegen Deutschland in Danzig auf dem Plan.

Für Papazoglou, der seit 1999 im Rat der Stadt sitzt, hat das Spiel nichts zu tun mit der aktuellen Euro-Krise. „Parolen wie ,Merkel, wir kommen’ oder ,bringt uns Merkel’ sind da vollkommen fehl am Platz“, sagt der Politiker Papazoglou, der seit 1982 Mitglied des 1. FC Köln ist.

Über das Tor von Lukas Podolski im letzten Spiel der Gruppenphase gegen Dänemark hat sich der 55-Jährige natürlich gefreut und sein Neffe Niko meint: „Die Vorwürfe gegen Poldi, er würde nicht genug Leistung bringen, sind nicht gerechtfertigt.“ Lokalpatriotismus auf griechische Art.

Niko glaubt übrigens, dass das griechische Team gegen Deutschland durchaus gewinnen könnte: „Wenn sie 1:0 in Führung gehen, ist alles möglich.“ Das Verteidigen haben die Griechen nämlich von Otto Rehagel gelernt, meint der Onkel. Und was glaubt der, wie das Spiel ausgeht: „2:1 für Deutschland, aber es wird ein Geduldspiel.“

Deutschland ist klarer Favorit, meint Burscheids Torschützenkönig in der Kreisliga B, Stratos Doumoutchsis. Doch der 26-jährige Angreifer des BVB wittert eine Sensation: „Lassen wir uns einfach mal überraschen. Wenn die Deutschen so spielen wie gegen Dänemark, dann haben die Griechen vielleicht eine Chance.“

Bereits in dritter Generation lebt die Familie der beiden Brüder Ioannis und Vassilios Maniatopoulos in Deutschland. Ioannis und Vassilisios sind den Burscheidern aber besser bekannt als Lucky und Janni — ihres Zeichens Mitglieder der Band Tri State Corner.

Die EM ist ein Ereignis, das sie sicher nicht verpassen würden, ließen sie per E-Mail verlauten. Denn derzeit sind sie mit der Band auf Tour: Nach dem Spiel geht es für sie direkt auf die Bühne des Neckarfestes in Rottenburg.

Die Brüder haben beide Nationalitäten — die deutsche und die griechische. Da stellt sich doch die Frage, für wen sie bisher die Daumen gedrückt haben? „Wenn Deutschland gespielt hat, waren wir für Deutschland. Wenn Griechenland gespielt hat, für Griechenland. Da beide Teams jetzt im Viertelfinale aufeinandertreffen, stehen wir schon im Halbfinale: entweder mit der einen oder der anderen Mannschaft.“

Mit einem Tipp zum Ausgang des Spiels tun sich die Musiker schwer und einigen sich schließlich auf ein Unentschieden: „1:1 — der Sieger wird im Elfmeterschießen ermittelt.“

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