Vom Schaf bis zum fertigen Pulli

Beim Mühlentag an der Lambertsmühle konnten die Besucher Handwerkern über die Schulter schauen und auch selbst Erfahrungen zum Beispiel beim Spinnen von Wolle sammeln.

Burscheid. „Ich liebe das Spinnen. Das beruhigt total und man kann mal richtig abspannen“, sagt Dorina Krieger, bevor sie sich wieder an ihr Spinnrad setzt. Beim Mühlentag an der Lambertsmühle zeigte sie gestern den Besuchern, wie der Produktionsprozess vom Schaf bis zum fertigen Strickpulli oder Webteppich abläuft. Ganz verschieden sind die Wollsorten, die vor Ort präsentiert und verarbeitet werden — das fängt bei der Heidschnucke, dem Gescheckten Bergschaf und dem Rauhwolligen Pommerschen Landschaf an und geht über Hundewolle vom Chow-Chow bis zur Brennnesselwolle.

Vom Schaf bis zum fertigen Pulli
Foto: Doro Siewert

Nach dem Scheren kann die Wolle entweder „direkt von der Locke“ gesponnen werden oder sie wird gewaschen. Dazu taugt je nach Bearbeitungswunsch schon Regenwasser oder auch Wasser mit Waschmittel, wenn es wie bei Merinowolle richtig weiß werden soll. Danach kann die Wolle noch kardiert werden - das heißt, sie wird noch intensiv gekämmt und so fürs Spinnen vorbereitet.

„Beim Spinnen gibt es auch wieder Unterschiede — je nachdem, ob ein Singlegarn aus einen einzelnen dicken Faden gesponnen wird oder ober mehrere Fäden verzwirnt werden sollen. Bei Wolle für Socken werden bis zu sechs Fäden verzwirnt. Es ist toll, was man da mit der Struktur und den Farben alles erzeugen kann“, erklärt Krieger.

Später entstehen beim Stricken oder Weben aus dem Garn Pullover, Wandteppiches oder die klassischen Wollsocken. „Ich selber bevorzuge aber das Spinnen. Das habe ich bei einem Besuch im Freilichtmuseum in Kommern bei einer Vorführung zum „Tag des Herbstes“, live erlebt. Später hat mir eine Kollegin, die Schafe hält, Wolle gegeben und ich habe damit angefangen“, sagt Krieger, deren Mann Robert nebenan gerade zeigt, wie das Schmieden funktioniert. „Mein Mann ist ausgebildeter Rettungssanitäter und Feuerwehrmann. Die Vorfahren von ihm waren aber Schmiede“, sagt die 53-jährige Diplom-Verwaltungswirtin aus Dürscheid.

Seit zwei Monaten hat Steffen Johannes Förster das Spinnen für sich entdeckt. „Das läuft gut und ist eines meiner vielen Hobbys. Und es passt auch beruflich zu mir. Ich bin Schneidermeister, Diplom-Designer, Gewandmeister und Kostümgestalter. Aktuell arbeite ich aber mit behinderten Kindern und Jugendlichen und zeige ihn verschiedene Arten der Handarbeit wie Nähen, Filzen oder auch Spinnen“, sagt der gebürtige Berliner, der in Hilden lebt.

Er hat auch schon für Film, Fernsehen und Theater als Gewandmeister gearbeitet. Dazu gehörten auch die Filme „Anonymus“ und der „Baader-Meinhof-Komplex“. „Das Spinnen ist eigentlich nur Übungssache. Mit etwas Übung geht das schnell von der Hand.“

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