Völkerverständigung im Badehaus

Wenn Skulptur auf Malerei trifft: Heute öffnet eine deutsch- spanische Ausstellung mit Werken zum Sehen, Begreifen und Anhören. Der Besuch der Schau lohnt sich.

Völkerverständigung im Badehaus
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Einst diente das öffentliche Badehaus der Volksgesundheit und der Hygiene. Die körperliche Reinlichkeit wird heute jeweils privat gepflegt. Die geistige Reinlichkeit, die Hygiene des Denkens und der Menschlichkeit — das würde man in Zeiten wie diesen nur zu gerne auf neue Weise mit dem alten Begriff Volksgesundheit positiv belegen. Im Kulturbadehaus eröffnet der Kulturverein Burscheid heute Abend eine deutsch-spanische Ausstellung, deren tieferer Kern in Völkerfreundschaft, dem kulturellen Austausch zweier Nationen und inniger persönlicher Freundschaften steckt. Der Besuch dieser Ausstellung lohnt also aus einer ganzen Fülle von Gründen.

Kulturvereins-Vorsitzende Jelle von Dryander, Geschäftsführerin Vera Leweke und 2. Vorsitzender Heinz-Peter Knoop ließen die Heimatzeitung gestern schon einmal in die Ausstellung schauen, die heute Abend um 19.30 Uhr eröffnet wird. Ausstellende sind unter dem Leitgedanken „Malerei trifft Skulptur — Spanien trifft Wuppertal in der Künstlerkolonie Lennep“ der baskische Expressionist und Bildhauer José de Martin Simón und der Holzkünstler Johannes Küßner.

Beide schaffen heute in der Altstadt in Lennep. Dort hat auch ihr Freund und Impressario José Povedano Sánchez, der ein spanisches sozio-kulturelles Bildungswerk leitet, seinen Sitz. Auf wundersame Weise sind die drei zu einer schöpferischen, in Freundschaft verbundenen Kraft verschmolzen, in die auf ebenso wundersame Weise der Beisitzer des Kulturvereins Burscheid, Satbir Guindi, integriert ist. Guindi stellte den Kontakt zwischen den Burscheidern und den drei Lennepern her — die Idee für die Ausstellung war geboren.

José Povedano Sánchez sieht in seinem jetzigen Unruhe-Ruhestand seine Aufgabe darin, Menschen und Kulturen zusammenzuführen, Friedensstifter und Motivator im täglichen Leben zu sein. In künstlerischer Hinsicht haben das die beiden Ausstellenden unter sich bereits gelöst. Wer erlebt, wie die zwei sich schöpferisch ergänzen, der ahnt etwas von der mystischen, übersinnlichen Kraft der Kunst.

Johannes Küßner, ein kräftig-großer bergischer Knubben, gestaltet seine Figuren aus jahrhundertealten Balken, die in ihrem ersten Leben Häuser trugen, nun von ihm überformt der Darstellung von Personengruppen dienen.

José de Martin Simón, der 78-jährige Baske, beschäftigt sich zeitlebens mit dem deutschen und dem französischen Expressionismus, holt aus dem einen die schönste Erscheinungsform des Lichtes, aus dem anderen den Ausdruck der inneren Gefühlswelt des Menschen heraus, formt Studien aus Licht und Unlicht. Wenn er es erklärt, leuchten seine Bilder und seine Augen, spricht das ganze verschmitzte Gesicht unter der Baskenmütze mit, formen seine knorrigen Hände die Worte.

Beide Künstler sind heute Abend anwesend. Alle ausgestellten Werke sind zu kaufen. Der Kulturverein hofft, dass das eine oder andere Stück in Burscheid bleibt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort