Viel Herzblut für den perfekten Song

Julian Hilgert steht schon als Finalist der Kika-Staffel 2012 fest. Der 17-Jährige hofft auf den Paten Till Brönner.

Burscheid. Eigentlich war der Gottesdienst beim Kirchenkurvenfestival schon gelaufen. Zum Ausklang sollte es nur noch ein ruhiges Musikstück geben. Julian Hilgert, Gitarrist der Gottesdienstband, greift zu seinem Instrument, begleitet sich selbst zu seinem Song „Hard to know“ — und zieht die Besucher mit der jazzigen Ballade unmittelbar in seinen Bann.

Die rund 170 Zuhörer am vergangenen Sonntag waren nicht die Ersten, bei denen das Stück Begeisterung auslöste. Zwei Wochen zuvor hatte auch schon die Jury beim Casting zum Wettbewerb „Dein Song“ des Fernsehkanals Kika den Hut vor dem 17-jährigen Gymnasiasten gezogen. Als einer von nur drei Teilnehmern wurde er ohne den Umweg über ein Komponistencamp direkt ins Finale befördert.

16 junge Musiker waren aus Hunderten von Bewerbungen ausgewählt worden, um sich der Jury zu präsentieren, der unter anderem Tokio-Hotel-Entdecker Peter Hoffmann angehört. Am Ende wird eine 16-teilige Staffel stehen, die den Weg der acht Finalisten begleitet und in eine Live-Sendung mündet, bei der dann der Sieger per Zuschauervoting gekürt wird. Sendetermin ist März 2012.

Der Clou des Wettbewerbs: Jedem Finalisten wird während der Vorbereitung ein Profimusiker als Pate zur Seite gestellt. Julian hofft auf den renommierten Trompeter Till Brönner. „Er ist Jazzmusiker und mein Song ist so jazzlastig wie kein anderer des Wettbewerbs.“ Mit dem Paten wird „Hard to know“ im Vorfeld des Finales auch im Studio eingespielt.

„Hard to know“, Anfang Dezember 2010 entstanden, verarbeitet die Beziehung zu einer Freundin, die Julian zuvor bei einer Konzertreise durch Israel kennengelernt hatte. Das Lied war das Weihnachtsgeschenk für sie.

Überhaupt sind seine bisher nur drei Songs alle für Mädchen entstanden. Als Gitarrist der Band „Tommy and the Krauts“, die aus dem Projekt „Kirche rockt“ der Evangelischen Kirchengemeinde Burscheid hervorgegangen ist, sprudeln die Ideen nur so aus ihm hervor. Bei seinen ganz eigenen Stücken tut er sich da offenbar schwerer. Nicht, was den zeitlichen Aufwand betrifft: Das Komponieren und Texten geht oft ganz schnell. Aber es funktioniert nur in besonderen Momenten.

Vielleicht liegt das daran, dass er all sein Herzblut hineinpacken möchte. „Wie jeder Musiker will ich mich durch meine ganz eigene Musik ausdrücken, durch etwas, das nur von mir ist“, sagt er. Sein Anspruch dabei: Für Laien soll es sich „schön“, also wohlklingend anhören. „Aber für Fachleute, zum Beispiel Jazzmusiker, sind kleine Feinheiten eingebaut, bei denen sie denken sollen: Nicht schlecht!“

Seit zehn Jahren schon spielt Julian Gitarre, damals inspiriert durch seinen Cousin. Mit der klassischen Gitarre hat der Leverkusener an der Musikschule seiner Heimatstadt angefangen. Aber weil ein Unfall mit einem Bandschleifer ihn im Alter von fünf Jahren einige Fingernägel der rechten Hand gekostet hat, ist er inzwischen schwerpunktmäßig auf die E-Gitarre umgestiegen.

Lehrer ist seit einem Jahr der Jazzgitarrist Rolf Marx, Musiker bei Engelbert Wrobels Swing Society. Außerdem hat Julian Klavier- und Klarinettenunterricht, spielt in einem Klezmer-Ensemble der Leverkusener Musikschule — und verfolgt das Ziel, nach seinem Abi nächstes Jahr an der Kölner Musikhochschule E-Gitarre mit Fachrichtung Rock/Pop/Jazz zu studieren.

Vielleicht könnte Till Brönner auch da manche Brücke bauen. In Köln hat Deutschlands bekanntester Jazztrompeter und heutiger Dresdner Musikprofessor nämlich auch studiert.

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