Unwetter: Hier hilft die Versicherung

Stefan Klein ist Fachmann bei der Verbraucherzentrale.Er gibt Tipps rund um den richtigen Schutz.

Unwetter: Hier hilft die Versicherung
Foto: Doro Siewert

Burscheid/Leichlingen. Burscheid hat es der Starkregen am Wochenende nur am Rande getroffen, doch nicht auszuschließen, dass auch hier Hausbesitzern ähnliche Schäden drohen wie in Leichlingen. Dort waren auch gestern Eigentümer damit beschäftigt, zerstörtes Inventar an den Straßenrand zu stellen und voll gelaufene Keller zu leeren. Die WZ unterhielt sich mit Stefan Klein von der Verbraucherzentrale, welche Versicherungen sinnvoll sind.

Welche Hausversicherungen sind bindend, welche sind dringend angeratenen und welche empfehlenswert?

Stefan Klein: In Deutschland müssen Hausbesitzer keine Versicherungen abschließen, sondern sie können sich ihren Schutz individuell einkaufen.

Was sind empfehlenswerte Versicherungen rund ums Haus?

Klein: Sehr empfehlenswert für Immobilienbesitzer ist die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht. Löst sich etwa ein Ziegel vom Dach und verletzt einen Passanten schwer, können kostspielige Schadenersatzforderungen auf den Eigentümer zukommen. Die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht übernimmt berechtigte Schäden bis zur Versicherungssumme und wehrt zudem unberechtigte Forderungen ab. Häufig ist dieser Schutz schon in der Privathaftpflichtversicherung enthalten. Allerdings sollte dies anhand der Vertragsgrundlagen überprüft werden.

Worauf sollte man dabei besonders achten?

Klein: Wichtig für Besitzer einer Ölheizung ist die Gewässerschadenhaftpflicht. Läuft beispielsweise Öl aus einem alten Tank aus und verunreinigt einen Bach, so übernimmt diese Versicherung die Kosten für die Reinigung des verschmutzten Gewässers. Zudem werden grundsätzlich die Schäden am Eigentum ersetzt. Auch dieser Schutz ist häufig in der Privathaftpflichtversicherung mit eingeschlossen. Begrenzungen bei der Größe der Tanks und weitere Ausschlüsse sollten überprüft werden.

Wie steht es mit einer Wohngebäudeversicherung?

Klein: Das eigene Haus ist häufig die teuerste Anschaffung im Leben eines Verbrauchers. Eine Wohngebäudeversicherung ist somit eine der wichtigsten Versicherungen, die ein Eigentümer abschließen sollte. Sie umfasst das im Versicherungsschein angegebene Gebäude und die fest mit der Immobilie verbundenen Gebäudebestandteilen. Wichtig ist, dass die Versicherungen kein Rundum-sorglos-Paket ist, sondern dass die versicherten Gefahren explizit im Versicherungsschein aufgeführt werden. Die Leistungspflicht des Versicherers tritt nämlich nur ein, sollte ein Schaden durch die eben benannten Gefahren entstehen. Klassischerweise umfasst dieser Schutz die Grundbausteine Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel. Die Variation der Sonderbedingung, zum Beispiel Schäden durch Blitzeinschlag, Verzicht auf Einwand der groben Fahrlässigkeit oder Unterversicherungsverzicht, in diesem Bereich ist sehr groß. Nur eine genaue Analyse beziehungsweise ein Vergleich der Vertragsgrundlagen verschiedener Anbieter führt letztlich zum optimalen und finanziell günstigen Versicherungsschutz.

Gehört auch eine Hausratversicherung zum Muss?

Klein: Die Hausratversicherung gehört nicht zu den „Pflichtversicherungen“ in diesem Bereich, ist aber meistens empfehlenswert. Sollte beispielsweise durch einen kompletten Brand das gesamte Hab und Gut, zudem alle beweglichen Sachen im Haus gehören, zerstört werden, reichen bei den meisten Verbrauchern die angesparten Geldmittel nicht, um den Schaden komplett zu ersetzen. Ähnlich der Wohngebäudeversicherung lösen hier nur gewisse Gefahren die Leistungspflicht des Versicherers aus. Der grundlegende Schutz besteht meist aus den Gefahren Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel und Einbruchdiebstahl. Allerdings kann der Versicherungsumfang noch um Bestandteile, wie Fahrraddiebstahl, Unterversicherungsverzicht, Verzicht auf grobe Fahrlässigkeit und so weiter, erweitert werden. Hier gilt: Nur eine genaue Analyse mit Vergleich der Vertragsgrundlagen führt zum optimalen Versicherungsschutz.

Lohnt eine Glasversicherung?

Klein: Der Abschluss einer Glasversicherung ist nicht immer zu empfehlen. Der Schaden, der beispielsweise durch den Bruch eines Fensters entsteht, führt ja nicht in die Privatinsolvenz. Daher gilt: Nur bei sehr großen Glasflächen kann eine Versicherung sinnvoll sein.

Eine Elementarversicherung ist derzeit in aller Munde. Was ist das? Wo hilft sie, wo ist sie ratsam?

Klein: Diese Elementarversicherung ist ein Zusatzbaustein zur Wohngebäudeversicherung und Hausratversicherung. Sie umfasst zusätzliche Gefahren wie Erdbeben, Vulkanausbruch, Rückstau, Überschwemmung und so weiter. Sollte also beispielsweise das Haus durch eine Überschwemmung beschädigt werden, so leistet die Versicherung für den entstandenen Schaden am Haus. Der Abschluss ist im Bereich Wohngebäude sehr zu empfehlen, selbst wenn der nächste Fluss weit weg ist. Die zunehmende Starkregen der letzten Jahre ist nur durch diesen Zusatz versichert. Versicherungsschutz an Flüssen oder Bächen kann jedoch sehr schwierig werden. Die Versicherer sind nicht verpflichtet, überall Versicherungsschutz zu gewähren. Fachwerkhäuser sind generell schwerer zu versichern als normale Gebäude. Der Verbraucher wird da suchen müssen. Wichtig: Keinesfalls dürfen falsche Angaben bezüglich der Beschaffenheit des Gebäudes gemacht werden. Der Versicherer wird ansonsten die Leistung kürzen oder sogar komplett verweigern.

Worauf sollten Hausbesitzer beim Abschluss einer Versicherung generell für das Haus achten?

Klein: Der Hausbesitzer muss den Antrag stets sorgfältig und genau ausfüllen, und die Vertragsgrundlagen sollten den Wünschen des Hausbesitzers entsprechen.

Worauf sollte man im Schadensfall stets achten?

Klein: Da gebe ich gerne einige Stichpunkte: Schäden sollten sofort dem Versicherer gemeldet werden. Man muss versuchen, den Schaden klein zu halten durch Schadenminderungsmaßnahmen. Die Schäden sollten durch Fotos dokumentiert werden. Beschädigungen dürfen nicht verändert werden. Und man muss die im Vertrag festgelegten Obliegenheiten des Versicherers beachten.

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