Unfall auf der A 1: Tödliches Ende einer Nachtfahrt

In Höhe Geilenbach verliert ein junger Mann (21) sein Leben. Der Vizepräsident des EU-Parlaments und zwei Jugendliche werden schwer verletzt.

Burscheid. Wenn die dramatischen Minuten der Rettungsbemühungen verstrichen sind, liegt über Unfallstellen oft eine bizarre Ruhe. Auf der A 1 in Höhe Geilenbach stärken sich in der Nacht zum Samstag Feuerwehrleute am Fahrbahnrand, die Unfallspezialisten der Kölner Polizei warten auf die vollständige Ausleuchtung durch das Technische Hilfswerk. Bis sie ihre Arbeit getan haben, bleibt nicht nur das Trümmerfeld unverändert — auch der abgedeckte Tote nahe der Mittelplanke wird vorerst noch nicht abtransportiert.

Welches Drama sich an diesem späten Freitagabend auf der A 1 in Fahrtrichtung Leverkusen abgespielt hat, erschließt sich den Ermittlern erst schrittweise anhand der Unfallspuren und Zeugenaussagen. Demnach gerät ein mit drei Personen besetzter Opel Vectra aus Münster gegen 22.30 Uhr auf der mittleren Spur ins Schleudern, rutscht in die Böschung, dann wieder zurück auf die Fahrbahn. Zeugen sprechen von überhöhter Geschwindigkeit.

Ein nachfolgender Audi A 8 kracht in den Unfallwagen. Am Steuer sitzt, wie sich später herausstellt, Alexander Alvaro, der Vizepräsident des Europäischen Parlaments. Der 21-jährige Opelfahrer wird aus dem Wagen herausgeschleudert und stirbt noch an der Unfallstelle. Ob das erst durch den Aufprall des Audis geschah oder schon vorher, muss noch durch einen Sachverständigen rekonstruiert werden.

FDP-Politiker Alvaro (37) und ein 16-jähriger Insasse des Opel werden eingeklemmt. Sie erleiden schwerste Verletzungen und müssen von der Burscheider Feuerwehr aus den Wracks befreit werden. Ein 15-jähriger Jugendlicher, der auch in dem Opel saß, befindet sich dagegen beim Eintreffen der Einsatzkräfte bereits außerhalb des Fahrzeugs, wird von Zeugen betreut und ist trotz seiner schweren Verletzungen ansprechbar.

Rettungswagen bringen Alvaro zunächst ins Remscheider Klinikum, die beiden Opel-Insassen nach Leverkusen. Der EU-Politiker wird im Laufe des Samstags dann mit schweren Hirnverletzungen in ein anderes Krankenhaus verlegt.

Ein Hubschrauber wird hinzugerufen und kreist über der Unfallstelle, um mit einer Wärmebildkamera nach weiteren Unfallopfern zu suchen. Er wird nicht fündig. Erschwert werden die Arbeiten, weil viele Einsatzkräfte noch auf der A 61 gebunden sind, wo sich zuvor ein Familienvater offenbar gezielt als Geisterfahrer das Leben genommen hatte.

Dann, gegen 1 Uhr, rückt das THW Wermelskirchen an, um die Feuerwehr bei der taghellen Ausleuchtung der gespenstischen Szenerie zu unterstützen. Die Rekonstruktion des Unfallhergangs kann beginnen.

Das ist die nüchterne, fachmännische Seite des Spurenlesens. Der emotionale Blick bleibt eher an unbedeutenden Details hängen — wie den Fellhandschuhen, die auf der Fahrbahn liegen, und den vielen weggeworfenen Latex-Handschuhen der Ersthelfer. Er streift den herausgerissenen Motorblock und die bis zur Unkenntlichkeit verformten Autowracks. Und er nimmt mit Ungläubigkeit die zerstörerische Wucht fehlgeleiteter Geschwindigkeit wahr.

Die Autos, die seit zweieinhalb Stunden hinter der Unfallstelle im Stau stehen, dürfen derweil auf der Autobahn drehen und werden zur Anschlussstelle Burscheid zurückgeleitet. Bis in die frühen Morgenstunden dauern Spurenanalyse und Vermessung der Unfallstelle. Dann rückt die Autobahnmeisterei zum Saubermachen an. Erst gegen 9.15 Uhr wird die Sperrung aufgehoben. Elf Stunden nach dem dramatischen Zusammenprall rauscht wieder der Verkehr.

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