Umjubelte Premiere für „Mosè in Egitto“

Rossini’s Oper hat auch heute noch in Zeiten der Flüchtlingskrise eine hohe gesellschaftliche Relevanz.

Umjubelte Premiere für „Mosè in Egitto“
Foto: Paul Leclaire

Köln. Es sind bedrückende Bilder, die an das fast täglich in den Fernsehnachrichten und Zeitungsberichten zu sehende Elend der Flüchtlinge aus afrikanischen Staaten oder aus Syrien erinnern. Brutale Kriege mit abscheulichen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung und Boote, die bei der Flucht übers stürmische Meer kentern. Zu sehen gab es diese Szenen bei der umjubelten Premiere von Gioacchino Rossini’s selten aufgeführter Oper „Mosè in Egitto“ im Kölner Staatenhaus.

Es geht um das hebräische Volk, das Ägypten verlassen will, um endlich ins gelobte Land zu kommen. Während der Pharao dies, nachdem er das Volk lange hingehalten hat, verspricht, hintergeht sein Sohn Osiride die Pläne seines Vaters, weil er selbstsüchtig seine hebräische Geliebte Elcia nicht verlieren will.

Mosè schafft es als Anführer der Hebräer trotzdem, auf der Flucht vor den herannahenden Truppen des Pharao mit der Hilfe seines Gottes sein Volk zu retten und es durchs geteilte Rote Meer zu führen. Sein Widersacher Prinz Osiride wird wie von Mosè vorhergesagt, vom Blitz erschlagen, weil er sich gegen sein Volk stellt.

Heute wie in der biblischen Zeit sind es einzelne Individuen, die ihren privaten Interessen folgend, wie Osiride ganze Völker ins Verderben stürzen. Damit hat Rossini’s Oper, die lange als verschollen galt, heute noch die gleiche gesellschaftliche Relevanz, wie in ihrer Entstehungszeit. Es ist eine besondere Art, das Flüchtlingselend, das sich tagtäglich vor den Grenzen Europas abspielt, den Menschen näher zu bringen und den dringenden Handlungsbedarf aufzuzeigen.

Die umjubelte Premiere begeisterte nicht nur wegen der herausragenden Solisten — allen voran Ante Jerkuncia als Mosé sowie Mariangela Sicilia und Anton Rositskiy als Elcia und Osiride — sondern auch durch die besondere Art der Inszenierung, für die sich die Niederländerin Lotte de Beer verantwortlich zeigt. Sie findet eine universelle Bildsprache, um die Problematik zu veranschaulichen. Während die Geschichte der Familie im Zentrum der Macht fast klassisch auf die Bühne gebracht wurden, kam bei der zweiten großen Ebene der Länder und Völker das Figurentheater des Theaterkollektivs Hotel Modern ins Spiel. Dieses setzt Krieg und Flucht mit winzigen Puppen, Modellen und Handkameras als Projektion eindrucksvoll in Szene — sei es auf dem Bühnenvorhang oder auf der großen Kugel, die mitten auf der drehbaren Bühne im Saal 2 platziert ist.

Beide Ebenen werden immer wieder durch die Puppenspieler verbunden, die wie Götter mit menschlich, kindlichem Antlitz das Geschehen auf der großen Menschen- und der kleinen Puppenbühne lenken und manipulieren. Weitere Vorstellungen gibt es am 13., 20., 26. und 28. April um 19.30 Uhr sowie am 15. April um 18 und am 22. April um 16 Uhr im Staatenhaus am Rheinparkweg. Karten: 02 21/2 21-2 84 00.

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