Tradition: Die Flodders auf Burscheider Platt

Im Januar zeigen die Kaltenherberger Heimatfreunde ein Theaterstück über eine kinderreiche, gerissene Familie.

Burscheid. Wer ein wenig Nachhilfe beim Heimwerken braucht, sollte mal bei den Kaltenherberger Heimatfreunden Anschauungsunterricht nehmen. Der nächste Bergische Abend steht an, und in diesen Tagen wird im Haus der Kunst nicht unermüdlich nur am Text, sondern auch kräftig am Bühnenbild gefeilt. Um den Ort des Geschehens möglichst stilecht nachzustellen, werden unter der Regie von Bühnentechnik-Chef Franz-Josef Schmitz die abenteuerlichsten Konstruktionen und Maschinen entwickelt.

Noch knapp einen Monat haben die Kaltenherberger Hobby-Schauspieler Zeit, um alles für den Bergischen Abend vorzubereiten. Am letzten Januar-Wochenende feiert „Onger dän armen Lüggen dännen“ sozusagen eine zweite Premiere. 2002 wurde das Stück schon einmal aufgeführt. Die Idee zum „Schwank auf Bu’escher Platt“ stammt von Hertha Hilbrandt und BV-Mundart-Autorin Waltraud Küpper.

Das Stück beruht, wie sollte es anders sein, auf wahren Begebenheiten aus dem Kaltenherberg der 1950er. „Es geht um eine sehr gewöhnungsbedürftige und kinderreiche arme Familie, die aus allem, was eigentlich verboten ist, Geld macht“, verrät Küpper.

Für den mittlerweile 17. Bergischen Abend gab es mehr interessierte Laien-Darsteller als Rollen. Mittlerweile sind es schon drei oder vier Generationen, die im Stück mitspielen. Lisa Witzel ist mit 15 die Jüngste, Hansi Schmidt mit 76 Jahren der Älteste. Die schauspielerischen Tätigkeiten werden nicht selten weitervererbt. Sehr zur Freude des Vereins, der sich im Gegensatz zu manch anderen nicht über ein mangelndes Interesse der Jugend beklagen kann.

Die rege Mitspielbereitschaft war auch ein Grund, warum Autorin Küpper das 20 Rollen umfassende Stück aus der Schublade holte. „Im Fernsehen laufen auch andauernd Wiederholungen. Das Stück kam damals so gut an, dass wir es einfach nochmal wagen“, berichtet die Brauchtumswartin der Heimatfreunde. „Außerdem haben wir ja auch immer wieder jüngere Zuschauer, die es damals noch nicht gesehen haben.“

Die Kehrseite der Medaille: Bei so vielen Darstellern sind die Probezeiten schwer abzustimmen. Bastian Frantz, der in einer Doppelrolle Postbote und Händler zugleich ist, kommt extra aus Wien, seinem derzeitigen Wohnsitz, eingeflogen. Über die Feiertage bietet sich natürlich an, mit Frantz, der auf Heimatbesuch ist, zu proben. Deshalb müssen die Heimatfreunde am 27. und 29. Dezember sowie am 2. Januar ins Haus der Kunst. Geprobt werden zumeist einzelne Szenen.

So eine Neuauflage bietet aber auch organisatorische Vorteile. Denn mit Wolfgang Boll, Markus Siebel, Carolin Küpper, Arne Küpper und Hansi Schmidt sind gleich fünf Akteure dabei, die ihre alte Rolle von damals übernommen haben. Zwar sitzt der Text nach zehn Jahren nicht mehr auf Anhieb, aber die Charaktere an sich sind den Protagonisten noch sehr präsent.

In Sachen Kostüm und Requisite kann auf Altbestand zurückgegriffen werden. Vieles wird ausgeliehen, anderes neu angefertigt. „Manchmal müssen die Kleider weiter gemacht werden, weil sie nicht mehr passen“, sagt Küpper und muss dabei schmunzeln.

Von Spendengeldern konnten die Stellwände vor Jahren passgenau auf die Bühnengröße im Haus der Kunst angepasst werden. Für die jeweiligen Stücke werden die Wände angestrichen, mit Schaufenstern oder Fachwerk versehen. Routine ist die Anpassung an die jeweiligen Stücke dennoch nicht. Mit Akkuschrauber und Hammer wird so lange ausprobiert, bis alles passt und hält.

„Manche lernen bis zum letzten Tag“, weiß Waltraud Küpper aus Erfahrung. „Da hilft dann nur noch als Zwangsmaßnahme das Einsammeln der Textbücher.“

Bis zur Generalprobe am 27. Januar bleibt noch ein bisschen Zeit, die nicht ganz einfachen Texte auf Burscheider Platt ins Gedächtnis zu bekommen. Und bisher war noch jeder Bergische Abend ein Erfolg.

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