Thiel-Gelände: Massive Wohnbebauung geplant

Die Daun-Gruppe will deutlich über den gültigen Flächennutzungsplan hinausgehen. Nach der Zwangsräumung der Firmen, die bis Ende März 2008 erfolgen muss, könnten hundert Wohneinheiten entstehen.

<strong>Burscheid. Die Daun-Gruppe, Eigentümerin der ehemaligen Textilfirma Thiel in Hilgen, plant offenbar eine Wohnbebauung, die deutlich über das Firmengelände und auch die Wohnbauflächenausweisung im Flächennutzungsplan (FNP) hinausgeht. Wie berichtet müssen die auf dem Gelände beheimateten Firmen den Standort bis Ende März 2008 räumen. Dann sollen die Hallen abgerissen werden, um einer Wohnbebauung Platz zu machen. Nach derzeitigem Stand plane die Firma über hundert Wohneinheiten, bestätigte Bürgermeister Hans Dieter Kahrl am Mittwoch auf Anfrage. Sie sollen sich auf Ein- und Zweifamilienhäuser sowie in den Randbereichen auch auf mehrstöckige "Stadthäuser" verteilen und ragen dabei weit in die heutigen Wasserschutzzonen II und III hinein. Die alte Wasserschutzzonenverordnung läuft noch bis 2014. Einen neuen Entwurf gibt es bereits; an ihm orientiert sich offenbar schon die Bezirksregierung in ihrer Bewertung. Sie habe wasserschutzrechtlich keine Probleme mit den Neubauplänen. Das ist laut Kahrl das Ergebnis erster Vorgespräche, die gestern in Köln und auch bei einem Ortstermin geführt wurden. Nun werde sich noch die Landschaftsplanung in Köln mit dem Thema befassen. Es gehe jetzt zunächst um die Prüfung des maximal Zulässigen: "Die Planungshoheit liegt danach beim Rat der Stadt." Er könne auch für eine Beschränkung plädieren. Kahrl spricht von einer "Gratwanderung": Es sei städtebaulich eine enorme Aufwertung, wenn das alte Firmengelände verschwinde und dort stattdessen Wohnnutzung realisiert werde. "Natürlich muss der Investor sehen, dass auch die Kosten für den teuren Abriss wieder reingeholt werden." Die Wohnbaufläche bleibe aber hinter der Fläche zurück, die Ende der 1990er Jahre schon einmal für den Neubau der Firma Lückenhaus vorgesehen gewesen sei.

Geologe ohne Vorankündigung auf dem Weideland

Der Hürringhausener Landwirt Detlef Dahlhaus wurde von den Plänen der Daun-Gruppe völlig überrascht. Ohne Voranmeldung traf er auf dem von ihm angepachteten Weideland rund um das Thiel-Gelände am Dienstag einen Geologen schon bei Probebohrungen an. Vom Verpächter, der Daun-Gruppe, sei er vorher nicht informiert worden. Im März, so der 41-Jährige, habe man ihm seitens der Stadt noch gesagt, die Daun-Gruppe plane nur "unwesentlich über den FNP hinaus". Dagegen habe er auch nichts einzuwenden.

Dahlhaus fürchtet die aber nun deutlich ausgeweiteten Neubaupläne aus zwei Gründen: "Von meinen bewirtschaften Flächen sind schon im gültigen FNP etwa vier Hektar an anderer Stelle überplant. Jetzt kämen sicher noch einmal drei Hektar dazu."

Nach Angaben der Stadt sieht der FNP am Thiel-Gelände bereits 3,5 Hektar Wohnbaufläche vor. Die von der Daun-Gruppe beabsichtigte Erweiterung könne diese Fläche noch einmal um bis zu 1,5 Hektar überschreiten.

Der zuständige Immobilienmanager der Daun-Gruppe lehnte gestern eine Stellungnahme zu den Plänen ab.

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