Burscheid. Tafel erzeugt jetzt eigenen Strom

Burscheid · Mit Hilfe von Sponsoren wird der Tafel-Betrieb zum Strom-Einspeiser und verdient nun Geld auf dem Dach. Für die Kühlung wird viel Strom verbraucht.

Für die Kühlung geht bei der Burscheider Tafel der meiste Strom drauf. Das ist für die Mitglieder des ehrenamtlichen Vorstands keine Überraschung. Tafel-Vorsitzende Dagmar Zimmer nennt den Verein mit seiner gemeinnützigen Essensaugabe daher auch einen „energieintensiven Betrieb“.

Etwa 3.500 Kilowattstunden Strom - also etwas weniger als ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt - verbraucht das Gebäude an der Montanusstraße jährlich. Es lag für den Verein also nahe, an der Kostenschraube zu drehen. So hat sich der „Projektmanager“ im Vorstandsteam, Klaus Daimel, daran gemacht, die Energiekosten mit einer Photovoltaikanlage zu senken.

Auf dem Dach des Container-Hauses sind nun 32 Module installiert. Noch - so scherzten die Tafel-Mitarbeiter beim Pressegespräch - ist auf dem Dach Platz für eine Erweiterung. Doch schon jetzt ist absehbar, dass der erzeugte Strom mehr als ausreichen wird. Hans-Michael Jüngling, Elektriker aus Leichlingen, hat Erfahrung mit derartigen Anlagen im Bergischen Land. Er hat die Module installiert und schätzt: „Ich erwarte, dass die Anlage etwa 8.000 Kilowattstunden Strom im Jahr produziert.“

Die Kombination aus Kühlung und Photovoltaikanlage bietet sich aus Sicht des Fachmannes an: „Gerade im Sommer, wenn viel gekühlt werden muss, erzeugt die Anlage auch viel Strom.“ Die installierte Leistung liegt bei 9,92 Kilowatt-Peak.

Für die Finanzierung sorgten Sponsoren. Allen voran, die Deutsche Postcode-Lotterie, die einen symbolischen Scheck über 12.852 Euro überreichte. Die Lotterie folgt einem Vorbild aus den Niederlanden und ging 2016 in Deutschland an den Start. Mit einem Los gewinnt nach Angaben von Pressesprecherin Janina Stanton immer der Gute Zweck: „30 Prozent der Losbeiträge fließen in gemeinnützige Projekte“.

Ein unabhängiger Beirat unter Vorsitz der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth entscheide über die Auswahl der Projekte. Diese können aus den Bereichen Chancengleichheit, Natur- und Umweltschutz und sozialer Zusammenhalt kommen.

Sozial und ökologisch zugleich

Wie treffend das Projekt zu den Förderzielen passt, sah sich vor Ort auch die Abteilungsleiterin für die sozialen Projekte, Petra Rottmann an. Sie sagte: „Wir freuen uns sehr, das Ergebnis zu sehen.“ Gleich fragte sie, wie sich die Kundschaft der Tafel zusammensetzt.

In einigen Großstädten war ihr aufgefallen, dass dort sehr viele junge Menschen auf die Tafel angewiesen sind. Bürgermeister Stefan Caplan und Dagmar Zimmer konnten das verneinen.

Sie sagten: „Die Kundschaft der Tafel ist ein Abbild der Gesellschaft.“ Darunter seien Senioren mit geringen ebenso wie junge Menschen, die teils nur kurz von Arbeitslosigkeit betroffen sind und Familien. Insgesamt, so Zimmer, besuchen die Tafel etwa 120 Einzelpersonen und Familien.

Auch Bayer unterstützte die Tafel bei der neuen Anschaffung erneut aus dem Ehrenamtsprogramm. Nachdem das Förderprogramm schon den Kauf des neuen Fahrzeugs unterstützt hatte, flossen nun erneut 3.200 Euro nach Burscheid.

Die Sozialstiftung des Bayer-Konzerns fördert weltweit Mitarbeiter und Pensionäre, die sich im Umfeld der Unternehmensstandorte freiwillig für die Verbesserung der Lebensqualität von Mitbürgern einsetzen.

Die Einnahmen aus der Stromerzeugung fließen nun in den Haushalt des gemeinnützigen Vereins. Deimel freute sich, damit eine langfristige Finanzquelle gesichert zu haben: „Die Einspeisevergütung ist auf zwanzig Jahre gesichert.“ Entgegen kam dem Projekt, dass die Tafel in Burscheid nicht Mieter, sondern Eigentümer auf einem von der Stadt gepachteten Grund ist.

So konnten die Ehrenamtlichen selbst über die Nutzung des Daches entscheiden. Die Stadt hatte keine Einwände gegen die Stromerzeugung.

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