Streit um kaputtes Dach

Ein Dachdecker hinterließ einem Ehepaar ein offenes Dach. Dieses musste 12 000 Euro draufzahlen.

Burscheid. Im Sommer 2010 stehen Mechthild und Udo Harenkamp plötzlich mit einem offenen Dach da. Mit vier bis sechs Wochen haben sie für den Einbau eines Thermodaches gerechnet. Acht Monate hat das Ganze nun gedauert.

Zehn Wochen davon regnete es ins Haus. Nach Aussage des Ehepaares hat der Dachdeckermeister Peter K. (Name von der Redaktion geändert) die Baustelle „in ein Chaos verwandelt und sich mit der Anzahlung aus dem Staub gemacht“.

Schon zu Beginn der Arbeiten hatte das Ehepaar den Eindruck, Peter K. baue das Dach nicht richtig ein. „Wir haben dann die Dachdeckerinnung um Hilfe gebeten. Die Fachleute haben sich den Bau angeschaut.

Sie waren unserer Meinung und haben den Handwerker zurechtgewiesen“, erklärt Mechthild Harenkamp. Daraufhin habe Peter K. erneut einen Vorschuss haben wollen und als dieser nicht gezahlt wurde, habe er sein Gerüst abgebaut und sei verschwunden. „Wir waren total geschockt.“

Peter K. hingegen schildert den Sachverhalt anders. „Das Ehepaar hat mir 5000 bis 6000 Euro wegen angeblicher Mängel nicht gezahlt.“ Dabei verstehe er nicht, weshalb Harenkamp ihn nicht auf die Fertigstellung verklagt habe, wenn seine Arbeit so schlecht gewesen sei.

„Der hat sich das von verschiedenen Stellen bestätigen lassen, aber in meinen Augen ist das einfach eine Schmutzkampagne, die er gegen mich fährt und die mich jede Menge Geld kostet“, erklärt er.

Nachdem der Dachdecker die Baustelle verlassen hatte und auch das Gerüst abgebaut war, musste sich das Ehepaar Harenkamp anders behelfen. Die beiden suchten Rat bei der Kreishandwerkerschaft, bei der Dachdeckerinnung und auch bei anderen Fachleuten in der Region.

Handwerker dichteten das Dach notdürftig mit einer Plane ab, damit keine Wasser in das Haus dringen konnte. „Trotzdem haben wir in allen Zimmern unter dem Dach Wasserschäden, weil wir in der Hochsaison im Baugewerbe keinen finden konnten, der die Arbeit fertigstellen konnte.“

Andreas Rendel schaute sich die Arbeiten seines „Kollegen“ an und bestätigte die mangelhafte Ausführung: „Ich habe nicht geglaubt, dass ein Dachdeckermeisterbetrieb diese Arbeiten durchgeführt haben soll.“

Er stellte auch fest, dass eine Reparatur nicht möglich ist, ohne das komplette Dach wieder abzunehmen. „Wir möchten uns vor allem für die Hilfsbereitschaft der Innung und der Unternehmen bedanken, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen“, sagt Udo Harenkamp.

12 000 Euro musste das Ehepaar draufzahlen. Es hätte auch weit mehr werden können, wenn ihnen die Herstellerfirma des Daches nicht entgegengekommen wäre, indem sie bereits zerstörte Teile ersetzte. „Es ist dreist, dass Peter K. seine Fehler nicht einsieht, aber wir haben genug Zeugen und wissen, dass wir im Recht sind“, sagt Mechthild Harenkamp.

Einer der Zeugen ist der stellvertretende Obermeister Rainer Krapp. Er stellt in seinem Bericht als Schlichter fest, dass „die Arbeiten weder nach den Regeln des deutschen Dachdeckerhandwerkes noch nach den Verarbeitungsrichtlinien des Herstellers des Thermodaches ausgeführt wurden“.

Laut den Harenkamps habe Krapp oft versucht, Peter K. zu bewegen, seine Arbeit vernünftig fertigzustellen. Dieser sei aber nicht willens gewesen, die gravierenden Fehler bei der Montage einzusehen. Er habe nur darauf verwiesen, dass nirgendwo eine saubere Verarbeitung gefordert sei. Wie das Ehepaar Harenkamp nun mit dem Erlebten weiter umgeht, ist ungewiss.

Ein neues Dach, wenn auch kein Thermodach, gibt es nun. Fakt aber ist, dass die Dachdeckerinnung ihre Konsequenz gezogen hat. Der Betrieb von Peter K. ist seit dem 13. Juli 2010 kein Mitglied mehr. Auf seiner Homepage macht er mit der Mitgliedschaft allerdings noch Werbung.

Die Kreishandwerkerschaft hat das weitere Vorgehen an den Kölner Verein gegen Unwesen im Handel und Gewerbe abgegeben, der Peter K. bereits ermahnt hat. Da dieser jedoch nicht reagiert habe, laufe nun ein Verfahren gegen ihn vor dem Landgericht Köln.

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