Stephanie Binding: Für die Kunst lebt sie schon, von ihr noch nicht ganz

Mit Stephanie Binding hat der Kulturverein eine erste Künstlerin für seine geplante Austellungsreihe im Badehaus gefunden.

Burscheid. Die totale Ruhe ist ihr in Erinnerung geblieben vom Atelier ihres Vaters, einem Ort der Konzentration auf die Kunst. Darauf konzentriert sich Stephanie Binding inzwischen selbst. Die Tochter des Bildhauers und Grafikers Wolfgang Binding ist auch Künstlerin geworden, gegen alle väterlichen Warnungen. Und dem Kulturverein ist es zu verdanken, dass Burscheid sich im September ein Bild von ihrer Schaffenskraft machen kann.

15 Bewerbungen aus ganz Nordrhein-Westfalen und aus Norddeutschland waren für die geplante Ausstellung ab Mitte September im Badehaus eingegangen. Am Ende überzeugten den Vorstand für die Premiere nicht nur die Qualität von Stephanie Bindings Arbeiten, sondern auch deren klare Struktur und die Vielfalt des Ausdrucks in Skulptur, Radierung und Malerei.

Die 34-Jährige hält dabei viel von gegenseitiger Befruchtung. In ihre Radierungen fließt das räumliche Denken ein, das sie von der Bildhauerei mitbringt. Das Spiel mit Licht und Schatten bei der Grafik hat wiederum Rückwirkungen auf die Bildhauerei. Mit den Radierungen hat sich Binding zudem einen eigenen künstlerischen Bereich erschlossen, der nicht schon vom Vater besetzt war.

Mit ihm ist sie einst als Kind für Tierstudien in den Zoo gezogen und hat dort das Zeichnen gelernt. Mittlerweile liegen längst schon das Studium der Bildhauerei in Bremen und der Grafik in Wien hinter ihr. Seit 2008 ist Binding künstlerische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Bildnerische Kunst der Technischen Hochschule in Aachen, ihrem Geburtsort. Und auf dem Weg zur hauptberuflichen Künstlerin ist gerade sozusagen Halbzeit.

„Man spricht ja immer davon, dass die ersten zehn Jahre nach der Akademiezeit durchgestanden werden müssen“, sagt sie. 95 Prozent aller Kunstabsolventen wählen irgendwann einen anderen Beruf, weil es zwar „gar nicht schwer ist, an Ausstellungen zu kommen, aber schwer, davon zu leben“.

Genau diesem Umstand war ja die Ausstellungsidee des Kulturvereins im Badehaus geschuldet. Jungen, noch weitgehend unbekannten Künstlern soll hier ein Forum geboten werden, um an einem tragfähigen Netzwerk der Interessenten und Sammler zu knüpfen, die eine künstlerische Existenz sichern können. Denn von ihrer Kunst auch zu leben, „das ist total mein Ziel“, sagt Stephanie Binding voller Überzeugung.

Was im September in Burscheid indes zu sehen sein wird, ist noch völlig offen. „Ich bin immer daran interessiert, aktuelle Arbeiten auszustellen“, sagt die Künstlerin. „Und bis zum Herbst bleibt ja noch eine Menge Zeit.“ Vom Badehaus ist sie nach dem ersten Besuch jedenfalls schon mal überzeugt. „Das ist ein schöner Ausstellungsraum.“

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