Brandschutz Ständige Brandwache: Gravierende Brandschutzmängel bei Hochhaus in Hilgen

Nach der Katastrophe in London hat der Kreis gravierende Mängel an einem achtgeschossigen Gebäude in Hilgen festgestellt. Feuerwehrarbeit wird behindert.

Burscheid. Die Feuerkatastrophe am 14. Juni im Londoner Grenfell Tower mit mehr als 80 Toten hat nun auch Konsequenzen für ein Gebäude in Burscheid. Zwar wurden bei Kontrollen durch die Brandschutzdienststelle des Rheinisch-Bergischen Kreises keine Mängel in den drei offiziell als Hochhäuser klassifizierten Gebäuden in der Stadt festgestellt. Doch traf es jetzt ein achtgeschossiges Haus mit 60 Wohnungen und mehr als 100 Mietern am Akazienweg 19.

Ein Nadelgehölz wurde bis am Dienstagf am Akazienweg 19 gefällt, ein weiteres soll heute abgesägt werden.

Ein Nadelgehölz wurde bis am Dienstagf am Akazienweg 19 gefällt, ein weiteres soll heute abgesägt werden.

Foto: Doro Siewert

In der vergangenen Woche entdeckten Kreismitarbeiter bei einer Brandschau derart gravierende Mängel, dass nach Angabe eines Mieters, der namentlich nicht genannt werden möchte, seit Samstag Mitarbeiter eines Sicherheitsdienst in dem Gebäude stündlich patrouillieren. „Wir werden rund um die Uhr bewacht“, so der Anwohner. Eine offizielle Information, warum das so ist, gibt es für die Mieter bis heute nicht. Stattdessen eine Aussage eines Security-Mitarbeiters, die einige Mieter weiter beängstigte. „Uns wurde gesagt, dass das Haus kurz vor der Räumung stehen würde“, so der Bewohner.

Wie Hannah Weißgerber, Sprecherin des Kreises, erklärt, habe es tatsächlich scharfe Auflagen an das Immobilienunternehmen Adler Real Estate als Eigentümer gegeben. So sei bei der aktuellen Brandschau in der vergangenen Woche festgestellt worden, dass es keine Brandmeldeanlage in dem Haus gibt. „Die ständige Brandwache durch das Sicherheitsunternehmen ist deshalb eine Auflage von uns.“ Zu der Kontrolle der Kreisbehörde sei es tatsächlich aus Anlass der Katastrophe in London gekommen. Nach dem Brandunglück habe das zuständige Amt erstmal geprüft, welche Gebäude überhaupt Hochhäuser sind. Dabei habe man auch die Gebäude mittlerer Höhe in den Fokus gerückt. Und dabei habe sich herausgestellt, dass das Haus am Akazienweg 19 eines jener Gebäude sei, bei denen die letzten Kontrollen mit am weitesten zurückgelegen hätten.

Auch die Burscheider Feuerwehr wurde in der vergangenen Woche mit der Drehleiter zur Unterstützung angefordert. Doch die so genannte „Aufstellfläche für den zweiten Rettungsweg“ sei durch hohe Bäume und parkende Autos nicht zugänglich gewesen. Wegen „Gefahr im Verzug“ habe ein absolutes Halteverbot auf einer Parkplatzfläche eingerichtet werden müssen — um die Bäume sofort fällen zu können. Da die Schilder laut des Mieters nicht eindeutig aufgestellt worden seien, habe aber niemand reagiert. Somit rückte am Samstag der Abschleppdienst an und die Besatzung von zwei Streifenwagen habe dafür sorgen müssen, dass die Situation nicht eskalierte.

Weitere laut Hannah Weißgerber ausgemachte Mängel in dem Gebäude: fehlende Brandschutztüren und Zählerkästen, die am falschen Ort angebracht seien. Am kommenden Donnerstag gebe es einen Ortstermin mit dem Eigentümer. Der zeigte sich am Dienstag überrascht von der Maßnahme des Kreises. „Wir sind seit 2014 Eigentümer des Gebäudes“, so Rolf-Dieter Grass, Sprecher von Adler Real Estate. In dem Zeitraum habe es nie Kontrollen oder Hinweise auf Mängel gegeben. „Jetzt wird der Eindruck erweckt, wir vernachlässigen den Brandschutz. Das ist sicher nicht der Fall.“ Auch der Mieter wundert sich. Die Bäume seien schließlich nicht über Nacht so groß geworden.

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