Planungen in der Innenstadt „Sonst ist die Innenstadt tot“

Burscheid · Kritisch begleiten 70 Bürger die Planungen zum „Alten Friedhof“, der Rampe und der Plattform bei einer Bürgerinformation am Montagabend im Rathaus. Stadtplaner und Bürgermeister Stefan Caplan appellieren, das große Ganze im Blick zu behalten.

Konstruktive Kritik übten die Burscheider am Montagabend bei der Bürgerinformation der Stadt und des Planungsbüros ASS. Rund 70 Bürger waren hierzu in den Sitzungssaal des Rathauses gekommen und sie hörten jene Ausführungen, die schon in den politischen Gremien vor Wochen präsentiert worden waren. Wie berichtet, geht es um die Neugestaltung des „Alten Friedhofs“, eine Rampe am Panorama-Radweg hoch zur mittleren Hauptstraße und eine 100 Quadratmeter große Plattform eben an der Brücke dieser Straße. Lob gab es am Ende der Veranstaltung zu den gestalterischen Planungen in der mittleren Hauptstraße, die ebenfalls vorgestellt wurden.

Bis dahin allerdings hielten die Burscheider nicht mit ihrer Meinung hinter dem Berg. Wohl auch aufgrund am Ende des ersten Teils mangelnder Zeit spiegelte sich aber das zuvor in den sozialen Medien geäußerte Echo auf die Plattform nicht an dem Abend wider. Zwar gab es Gelächter, als bekannte „Skywalks“ in einer Collage an die Wand geworfen wurden, doch blieb es bei sachlichem Unverständnis: „Das ist eine Nummer zu groß für Burscheid“, sagte ein Besucher der Veranstaltung, nachdem Planer Jens Ebener zuvor noch mal klargemacht hatte, dass die Scheiben der Plattform bei einsetzender Dunkelheit illuminiert werden sollen. Vereinzelt gab es da nur stummes Kopfschütteln.

Deutlicher war da schon der Gegenwind zu der geplanten Rampe. Während ein Bürger vorschlug, die Zufahrt am späteren Haus der Kulturen ein paar Meter weiter hinter der Brücke an ebenerdiger Stelle viel einfacher anzulegen, knüpfte ein anderer an und sprach ein anderer von einem „innerstädtischen Panorama-Radweg“, der als Rundweg viel besser die Zielgruppe in die Stadt (und damit die Geschäfte) bringen könne.

Völlig in Ungnade fällt bei der vorgesehenen Planung die Terrasse zur Friedrich-Goetze-Straße. „Allein schon durch den Verkehr wird man da nicht sitzen können“, sagte eine Anwohnerin. Die Nachbarn gegenüber fürchten dagegen, dass bestimmte Gruppen, die derzeit den Park in den Abend- und Nachtstunden belagerten, dort neben dem Straßenlärm für eine zusätzliche Belastung sorgen. „Die glotzen uns dann am Wochenende direkt in die Fenster rein.“ Jutta Gruß-Rink vom Planungsbüro ASS erklärte zwar erst, dass es schwierig sei, dieses Gestaltungselement wegzunehmen, sagte aber später: „Wir können uns überlegen, ob wir überhaupt eine Terrasse machen.“ Die Sicherheit der Kinder, deren Bälle beim Spielen auf die Straße rollen, soll jetzt ebenso bei den Feinplanungen einen Rolle spielen wie die Frage, von wem der geplante Sinnesgarten künftig verlässlich gepflegt werde.

Die breite Kritik nahmen Jutta Gruß-Rinch und der Bürgermeister noch mal zum Anlass, um auf das große Ganze hinzuweisen. „Eine Rampe und eine Plattform stützen nicht alleine die Ökonomie einer Stadt. Aber sie unterstützen sie“, erklärte die Planerin. Es gehe um die Vernetzung einzelner Maßnahmen. Und es gehe darum „Selbstbewusstsein zu zeigen und die Innenstadt in Szene zu setzen“. Und Bürgermeister Stefan Caplan ergänzte, dass es oberstes Ziel der Planungen der Stadt seit Jahren sei, dass auch in Zukunft in Burscheid die Dinge des täglichen Bedarfs gekauft werden könnten. „Sonst ist die Innenstadt tot.“

Fahrplan: Bislang hat die Kommunalpolitik lediglich beschlossen, mit den vorliegenden Konzepten entsprechendes Fördergeld anzapfen zu können. Wird das bewilligt (die Planer hoffen auf ein Startsignal im Sommer), muss sich die Politik mit der Feinplanung der vorliegenden Konzepte beschäftigen. Kritisiert wurde dabei auch von einem Bürger, dass nicht erst die untere Hauptstraße ins Visier genommen worden ist, da es dort seiner Meinung nach eher in der Stadt im Argen liegt.

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