Gewerbegebiet Linde/Irlen Seine Ideen machen Erdgasautos und Brautkleider sicher

Konstruktionstechniker Klaus Perthel tüftelt nicht nur gerne für die Autobranche. Sein Zulieferbetrieb zieht Ende des Jahres an die B 51.

Gewerbegebiet Linde/Irlen: Seine Ideen machen Erdgasautos und Brautkleider sicher
Foto: Barbara Sarx

Burscheid. Im Gewerbegebiet Linde/Irlen wird wieder gebaut — ein letztes Mal: Der Burscheider Konstruktionstechniker Klaus Perthel will hier mit seiner Firma PTEC Pressure Technology GmbH einziehen. Und dass der 49-Jährige zwölf Jahre nach Beginn seiner Selbstständigkeit jetzt den Mut findet, die angemietete Halle in der Industriestraße zu verlassen und erstmals in ein eigenes Gebäude zu investieren, hat neben der günstigen Zinslage auch mit der beeindruckenden Entwicklung zu tun, die sein kleiner Automobilzulieferbetrieb genommen hat.

Perthel hat sich den Gasfahrzeugen verschrieben. Inzwischen besitzt er drei Patente: für ein magnetisches Rückschlagventil, für ein innenliegendes und damit platzsparendes Zylinderabsperrventil und für eine thermische Sicherheitsvorrichtung. Dahinter verbirgt sich ein Glaskolben, über den das getankte Erdgas bei einem Unfall in weniger als zwei Minuten wie ein Schweißbrennerstrahl von der Fahrgastzelle weg nach außen geleitet wird. „Für mich ist ein Erdgasauto dadurch sicherer als ein benzinbetriebenes“, sagt der vierfache Familienvater.

Seine Entwicklungen einschließlich eines verbesserten Tanknippels sind inzwischen sowohl bei Daimler als auch bei General Motors gefragt. Und von VW gibt es einen Entwicklungsauftrag, der Perthel die Türen für den chinesischen, lateinamerikanischen und russischen Markt öffnen könnte.

„Ich habe mittlerweile Kunden in Indien, den USA, Spanien, Italien und Rumänien“, freut sich der Tüftler. Wenn die spanische Hauptstadt Madrid sich entscheidet, ihre Busse vom Diesel- auf einen Erdgas/Diesel-Mischbetrieb umzustellen, wären diese künftig mit Perthel-Ventilen unterwegs. Auch bei den Prototypen wasserstoffbetriebener Fahrzeuge, an denen die Hersteller derzeit arbeiten, hat er einen Fuß in der Tür. Und für das Adblue-Verfahren, bei dem Harnstoff in die Dieselabgase geblasen wird, um den Ausstoß von Stickoxiden fast auf Null zu senken, liegt ein Prototypenauftrag von Bosch vor.

Aber auch wenn die Automobilsparte fast 100 Prozent des Umsatzes ausmacht und damit acht Mitarbeitern Arbeit gibt, Perthels Entwicklungslust ist nicht branchenbeschränkt. Bei einer österreichischen Firma sind seine Rückschlagventile für Lawinen-Airbags gefragt, die in Rucksäcke eingebaut werden und den Träger im Ernstfall wie einen Korken auf der Lawine schwimmen lassen.

Und einer Brautmoden-Designerin hat er einen Schnellverschluss entwickelt, der es der Braut ermöglicht, beim Fest die Schleppe sicher zu fixieren, um entspannt tanzen zu können. Mittlerweile ist die Entwicklung selbst bei einem Turban-Internetshop in Kalifornien gefragt.

Perthels 400 Quadratmeter große Neubau in Linde/Irlen mit seinen vier Büros und einer großen Werkhalle kann, wenn alles weiter gut läuft, Ende des Jahres bezogen werden. Dazu hat auch die schnelle Bearbeitung des bei der Stadt eingereichten Bauantrags beigetragen: Die Genehmigung lag statt nach geplanten acht schon nach vier Wochen vor.

Hinter dem entstehenden Gebäude ist derweil noch Platz für etwas Obst- und Gemüseanbau — „damit die Belegschaft hier auch mal was Gesundes zu essen bekommt“, kommentiert Perthel lachend seine Gärtnerambitionen. Und vielleicht wird die Grünfläche eines Tages ja auch für einen Erweiterungsbau gebraucht. Angesichts der bisherigen Entwicklung wäre das nicht überraschend.

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