Schulberg: Kirchliche Realschule und staatliche Hauptschule nähern sich an

Angelika Büscher, Rektorin der Evangelischen Realschule: „Die Schule für alle entspricht unserem Denken.“

Burscheid. Es war zuletzt ein hohes Tempo bis zum Grundsatzbeschluss des Schulausschusses für eine von der evangelischen Landeskirche getragene Gesamtschule. Und das Tempo wird hoch bleiben. Denn jetzt müssen der Vertrag zwischen Stadt und Kirche aufgesetzt und bis zum Jahresende der Antrag bei der Bezirksregierung gestellt werden. Und auch wenn formal ab dem Schuljahr 2014/2015 eine dritte Schule auf dem Schulberg entsteht, die beiden bestehenden werden dadurch enger zusammenrücken müssen.

Angelika Büscher, seit einem Jahr Rektorin der Evangelischen Realschule, hat schon den 30. November vor Augen. Dann lädt die Schule wieder zum Tag der offenen Tür ein und die Eltern werden nach der geplanten neuen Schulform fragen. „Und bis dahin müssen wir tragfähige Antworten und ein Konzept haben.“

An der Realschule ist schon ein Arbeitskreis für Schulentwicklung eingesetzt worden, der sich damit befasst, wie die Gesamtschulidee nun in die Praxis umgesetzt wird. Für Büscher „eine echte Herausforderung“, aber auch „die Fortführung unseres Gedankens der individuellen Förderung“.

Die Rektorin sieht im derzeitigen Programm der Realschule schon viele Entsprechungen zur Gesamtschule. Allein in diesem Jahr habe es 19 Anmeldungen von Schülern mit gymnasialer Empfehlung gegeben, die aber lieber den Weg über die Realschule wählen, um (wie in der Gesamtschule auch) das Abitur nach 13 statt nach zwölf Jahren machen zu können.

Daneben wurden Hauptschüler aufgenommen, weil in der Nachbarschule keine Eingangsklasse mehr zustande kam. Und auch das Thema Inklusion ist kein Neuland mehr. „Die Schule für alle entspricht unserem Denken.“

Vor dem kirchlichen Profil müsse dabei niemand Berührungsängste haben. „Wir wollen ja niemanden mit der Bibel erschlagen. Wenn ein Muslim bei uns im Religionsunterricht sitzt, dann bedeutet das doch nicht, dass wir ihn missionieren.“

Dennoch ist ihre Amtskollegin Waltraud Schmitz von der Friedrich-Goetze-Hauptschule froh, dass der neuen Gesamtschule trotz des kirchlichen Daches eine große weltanschauliche Neutralität zugesagt wurde. „Es ist ja auch wichtig, dass in einer Bekenntnisschule Schüler, die gar keiner Religion angehören, keine Probleme haben.“

Erleichtert hat sie auch zur Kenntnis genommen, dass an der neuen Schule auch staatliche Lehrer eine Perspektive haben. „Wenn sich also Lehrer aus unserem Kollegium versetzen lassen wollen, haben sie eine Chance, das zu tun, ohne den Dienstherrn zu wechseln.“ Ein Großteil des Kollegiums würde es nach ihrer Einschätzung begrüßen, wenn auch Leverkusen noch mit ins Boot käme.

Ansonsten sehe sie die Entwicklung positiv und finde den jetzt bevorstehenden Prozess „sehr spannend“, sagt die Hauptschulrektorin. „Das Modell sieht für mich tragfähig aus.“ Neben der Herausforderung des Zusammenrückens einer staatlichen und einer kirchlichen Schule, was es in dieser Form bisher so gut wie noch gar nicht gegeben hat, gehe es jetzt aber auch darum, „die Hauptschule in alter Qualität auslaufen zu lassen“.

Da in diesem Jahr bereits keine Fünftklässler mehr aufgenommen wurden, wird der letzte Jahrgang die Hauptschule im Sommer 2018 verlassen. An der Realschule geschieht das ein Jahr später. Ab dem Schuljahr 2019/2020 wird es schließlich nur noch die evangelische Gesamtschule geben, die dann beide Schulgebäude komplett in Beschlag nehmen kann.

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