Schüler finden die gestohlenen Worte

Die Nimmerland- Theaterproduktion gastierte gestern mit einem pädagogischen Stück in der Dierather Grundschule. Lehrer und Schüler zeigten sich begeistert.

Schüler finden die gestohlenen Worte
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Im Pädagogen-Team der Gemeinschaftgrundschule Dierath ist Nadine Reddmann (4b) immer bemüht, mit kindgerechten, pädagogisch ideenreichen Theaterstücken den Schulalltag zu bereichern. Sie fand vor einigen Monaten das Angebot der Konstanzer „Nimmerland-Theaterproduktion“ und war gleich begeistert von deren Konzept.

Gestern strömten um 9 Uhr die Schüler der Klassen eins und zwei in die Aula und waren gespannt, wer sich mit dem knallbunten Marktstand auf der Bühne beschäftigen würde. Außer Atem kam eine hübsche junge Frau herein und war von der ersten Minute an der ausgemachte Liebling aller Kinder. Buchstaben auf ihrer Schürze, riesige Schaumstoff-Buchstaben und Wörter um sie herum und noch mehr in der Auslage ihres „Geschäftes“. „Kommt und kauft ein Wort! Hier ist Markt heute im Ort! Und ich bin die Händlerin der Worte!“ Sie verpackte ihren „Lockruf“ in ein Lied, gesungen mit weicher Sopranstimme und erstaunlich präziser Background-Musik.

Anja Ruprecht gehört seit Anfang diesen Jahres zu den „Worthändlerinnen“, die in deutschen Schulen (und in Österreich und der Schweiz) ihren kleinen Zuhörern ein außergewöhnliches Buchstaben- und Wörter-Sortiment anbieten. „In keinem anderen Kaufhaus gibt es Wörter zu kaufen — weder freundliche nette, noch solche, die schwerer sind als Steine.“

Die Bandbreite ihrer Assoziationen war unerschöpflich. Es dauerte nur Minuten, dann waren die Mädchen und Jungen mitten in die Handlung eingebettet. Nach ihren Lieblingswörtern befragt, wurde der Worthändlerin ein Schwall aus „Ferien“, „Skatboardfahren“, „Geburtstag“ und jeder Menge anderer Antworten zugerufen. Ein besonderes Zauberwort — „Höflichkeit“ — begleitete die Stunde dieses Theaterspiels mit Musical-Charakter. Es blieb durch die fröhliche Liedform noch lange präsent.

Leider musste die Worthändlerin gestehen, dass ihr verschiedene kostbare Worte gestohlen worden waren. Worte, die wichtig sind für das gute Miteinander der Menschen. Dieser bedauernswerte Diebstahl gehörte natürlich zum geplanten Höhepunkt ihrer Geschichte. „Liebe Kinder, möchtet ihr mir helfen, die gestohlenen Wörter zu suchen und mir wieder zu bringen?“ Da kam ein lautes, einstimmiges Ja aus 110 Mündern. Auf dem Schulhof konnte die achtjährige Aslan sich sehr gut vorstellen, welche hilfreichen Wörter in der Schatztruhe waren. „Ich denke, dabei war auch das Wort „Bitte“. Ihre Freundinnen vermuteten: „Vielleicht: Vielen Dank?“ Oder „Entschuldigung!“ Dass solche Worte sich finden lassen, wenn sie gesucht werden, war den Kindern ein Stück bewusster geworden.

Das Ensemble des „Nimmerland-Theaters“ hat sich mit einigen seiner Produktionen auf die Schüler der Grundschulen spezialisiert. In die Rolle der „Händlerin mit Worten“ schlüpfen verschiedene Schauspielerinnen. Für die einstündige Inszenierung des Bühnenspiels mit ausgereiften Slapstick-Szenen beschränkt sich die Handlung auf den ersten Teil des zugrundeliegenden französischen Kinderbuchs von Claude Theil. Dessen deutsche Übersetzung bekam ihre Qualität vom Mitautor Thomas Lange. Die Story hat eine kindlich-kriminalistische Fortsetzung, in der auch weitere Mitwirkende die Handlung bestimmen. Thomas Lange ist seit den 90er Jahren als Komponist, Regisseur und Produzent bekannt. Er schreibt Musicals, Kinderbücher, sowie Theaterstücke.

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