Schüler auf Ausdauer und Motorik getestet

Weil Kinder sich zu wenig bewegen, nimmt die Montanusschule an einer bundesweiten Turnaktion teil.

Burscheid. Vorsichtig setzt Viktoria einen Fuß hinter sich. Ein wenig unsicher, aber hochkonzentriert absolviert die Neunjährige ihre Aufgabe: Sie muss rückwärts über einen schmalen Balken balancieren. "Das ist gar nicht einfach", sagt sie, obwohl sie diese Übung bereits im Turnunterricht trainiert hat. "Ich stehe lieber auf einem Bein", erklärt die Schülerin und schaut zu ihren Klassenkameraden, die ein paar Meter weiter versuchen, armerudernd auf einem Fuß das Gleichgewicht zu halten.

Die Montanusschule führt in diesen Tagen gemeinsam mit der Burscheider TG einen Turntest bei ihren 400Grundschülern durch. Hintergrund dieser Aktion sind die immer häufiger auftretenden Gewichtsprobleme schon bei den Jüngsten. Sieben Prozent aller Kinder haben bereits beim Schuleingangstest zu viele Kilos auf den Rippen. Außerdem - und das scheint unabhängig vom Gewicht - leiden viele Kinder unter Beweglichkeits- und Koordinationsproblemen. Ein einfacher Purzelbaum ist heutzutage längst keine Selbstverständlichkeit mehr. "Da besteht ein riesiger Nachholbedarf in Sachen Bewegung", erklärt Hans-Jürgen Zacharias, Präsident des Rheinischen Turnerbunds.

Woher kommen diese Defizite? "In vielen Familien fehlen die Antennen für Sport", erklärt Schuldirektor Friedhelm Julius Beucher. Das Bewegungverhalten habe sich stark verändert. Wenn früher noch der gemeinsame Spaziergang eine Familientradition war, sitze man heute eher zusammen vor dem Fernseher. Immer seltener nehme man sich Zeit für Ausflüge wie etwa Radtouren.

Und deshalb steht die Montanusschule in dieser Woche mehr denn je unter ihrem eigenen Motto: "Schule in Bewegung." Neben dem Balanceakt und dem Einbeinstand müssen die Schüler sich bei Rumpfbeugen, Standweitsprung, Liegestützen und einem Sechsminutenlauf beweisen - immer unter der Obhut sorgsamer BTG-Übungsleiter.

Bei dieser Aktion geht es aber nicht nur darum, die sportlichen Leistungen zu testen, sondern auch, den kleinen Sportlern Spaß an Bewegung zu vermitteln. "Uns ist es wichtig, die Kinder zu erreichen, die nicht in Vereinen sind", erklärt Zacharias. Denn ein Sportverein, wirft BTG-Vorsitzender Wolfgang Faust ein, sei die preiswerteste Möglichkeit, etwas für seine Gesundheit zu tun. "Uns ist auch egal, ob die Kinder beim Turnen bleiben oder in eine andere Sportart wechseln", gibt Turnerbund-Präsident Zacharias zu. Hauptsache, sie bewegen sich.

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