Ausstellung Reise ins Paris vor 100 Jahren

Köln. · Käthe Kollwitz Museum zeigt ab dem 27. März Druckgrafiken des Art Déco.

 In den 1920er Jahren vereint das Grafikdesign der Art Déco das scheinbar Gegensätzliche.

In den 1920er Jahren vereint das Grafikdesign der Art Déco das scheinbar Gegensätzliche.

Foto: Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg

Rankende florale Formen und strenge geometrische Elemente, kontrastreiche Farben, klare und zugleich verspielte Typografie – das Grafikdesign des Art Déco vereint das scheinbar Gegensätzliche. Kunstvolle Plakate, Illustrationen und Anzeigen spiegeln die großen Themen dieser Zeit: Die neue Werbung für Haute Couture oder Jazz, Tanz und technische Errungenschaften wie moderne Sportwagen und imposante Kreuzfahrtschiffe – nicht zuletzt auch für Kriegs- und Staatsanleihen – entführt in die Illusion einer besseren und schöneren Welt.

Grafikdesign erlebt in den
1920er Jahren eine Blüte

Das Käthe Kollwitz Museum präsentiert vom 27. März bis 28. Juni mehr als 100 faszinierende, zum Teil großformatige Druckgrafiken aus der Sammlung des Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe und nimmt seine Besucher mit auf eine Reise in das glanzvolle Paris vor 100 Jahren.

Bauhaus in Deutschland, de Stjil in den Niederlanden und russische Avantgarde – das Grafikdesign erlebt in den 1920er Jahren international eine Blüte. Auch in Frankreich: Was hier anknüpfend an den Jugendstil der Jahrhundertwende seinen Anfang nimmt und 1925 zur Pariser Weltausstellung der angewandten Künste eine Benennung findet, dokumentiert nichts weniger als den gesellschaftlichen Tanz auf dem Vulkan der Zwischenkriegszeit.

In kühn gezeichneten Visionen extravaganten Lebens zeigt Paris sich farbenfroh, progressiv und exaltiert. Die führenden Pariser Grafiker illustrieren das Lebensgefühl der „Années folles“, der „verrückten Jahre“, mit künstlerischen Experimenten, innovativen Techniken und spektakulären Bildfindungen.

Eine Besonderheit ist das Pochoir – eine anspruchsvolle Drucktechnik mit Schablonen, häufig kombiniert mit Lithographie, Strichätzung und einem nicht geringen Anteil Handarbeit. Mit bloßem Auge sind die aufwendigen Drucke oft kaum von Aquarellen zu unterscheiden. Pochoir wird zum Inbegriff für das Genre der eleganten Mode-Illustration in Magazinen und Almanachen. Eine Reihe hervorragender Zeichner wie Paul Iribe, George Barbier und André Édouard Marty wählt dieses Verfahren als ihr Medium. In der Ausstellung wird die Technik anschaulich erläutert.

Zu den führenden Plakatmalern – Plakate werden in Öl oder Gouache an der Staffelei entworfen und dann traditionell lithographisch gedruckt – zählen A. M. Cassandre und Paul Colin, jeder mit einem unverwechselbaren Stil. Während Cassandre vor allem im Bereich der Werbung für luxuriöse Produkte tätig ist, spezialisiert sich Colin auf die Theater- und Cabaret-Bühnen der Stadt. Er porträtiert die großen Sängerinnen und Schauspieler der Zeit. Einer der Höhepunkte der Ausstellung ist Colins Mappenwerk über die „Revue Nègre“, die Tanzkompagnie von Josephine Baker, die in Paris gastiert und für die Colin auch Bühnenbilder und Kostüme entwirft.

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