Prophet der Bayer-Meisterschaft

Sportreporter Manni Breuckmann zu Gast im Badehaus.

Burscheid. Einer wie Manni Breuckmann kommt nicht einfach so ins Badehaus, um sein neues Buch vorzustellen. Ein Manni Breuckmann macht daraus ein Ereignis.

Die fußballinteressierten Zuhörer im proppenvollen Burscheider Kulturtempel hatten am Freitagabend den richtigen Riecher. Schließlich wurden sie in der gut 90-minütigen Veranstaltung plus Verlängerung entführt: in die schöne, bunte, kuriose Welt des Fußballs.

Als der Fußballfachmann in seine imaginäre Glaskugel schaut und der Werkelf aus Leverkusen für diese Saison den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte prognostiziert, ist das Eis gebrochen. Er weiß, wie man die Leute auf seine Seite bekommt. Und auch, wie man leidenden Fans Verständnis zuteil werden lässt. 2002, als Bayer 04 gleich dreimal nur Zweiter wurde, war Manni Breuckmann immer als Live-Reporter vor Ort. "Man sah immer Konfetti und Menschen, die sich freuten. Und 20 Meter weiter sah man Leverkusener."

Die Stimme des Westens, wie Breuckmann häufig betitelt wurde, befindet sich jetzt schon fast ein Jahr im passiven Teil seiner Altersteilzeit. 2003 "Ich hatte fünf Jahre Zeit, mich darauf vorzubereiten. Ich fühle mich wohl, bin gesund und vermisse nichts", sagt der Kult-Reporter.

Das Geschäft war wohl zuletzt nicht mehr sein Ding. Nur noch 45 oder gar 20 Sekunden Einblendungen bei der Radiokonferenz - das ist für einen wie Breuckmann ein Martyrium, die reinste Qual. Da helfen auch die Kerzen nicht viel, die er bei Auswärtsspielen deutscher Teams im Europapokal regelmäßig aufgestellt hat. Erfolgsquote: immerhin 70 Prozent.

Breuckmann hat inzwischen ein anderes Betätigungsfeld gefunden. Acht Monate weilte der Fußballreporter mit Frau und Hund auf Mallorca. Zeit genug, sich mit 50 legendären Szenen des deutschen Fußballs - so der Untertitel seines Buches - zu beschäftigen. "Der Verlag hat mich darauf angesprochen", sagt Breuckmann. Die guten Kontakte in die Fußballszene haben geholfen, das Werk in Windeseile zu Papier zu bringen. "Nur einer wollte 2000 Euro haben. Ich sag zwar nicht, wer es war, aber er ist im Buch nicht drin."

Breuckmann lässt in seinem Buch die Protagonisten von einst erzählen und garniert die Schilderungen mit eigenen Anmerkungen. Wie es war, als Frank Mill am 9.August 1986 in seinem ersten Spiel für Dortmund bei den Bayern statt des leeren Tores nur den schmalen Pfosten traf. Eine Szene, die den Angreifer bis heute verfolgt. "In San Francisco", schreibt Mill voller Selbstironie, "sah ich im US-Fernsehen in einer Pannenshow einen deutschen Fußballer, der aus drei Metern das Tor nicht traf."

Oder die Sache mit dem Spickzettel von Jens Lehmann beim WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien. Oder wie das Elfmeterschießen die Fußball-Welt veränderte. Oder wie Uli Hoeneß im EM-Finale 1976 den entscheidenden Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel ballerte.

Apropos Hoeneß. Mit dem Bayern-Manager verbindet Breuckmann eine Hassliebe. Beim Fußball liegen sie nicht immer auf einer Wellenlänge, bei der Grillwurst schon. Die Exemplare aus Hoeneß’ Fleischfabrik kann der WDR-Mann wärmstens empfehlen.

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