Verkehr Polizei: „Missachtung der Regeln ist erschreckend“

Burscheid/Rhein.-Berg. Kreis · Polizeidirektor Gerhard Wallmeroth sieht Moral der Verkehrsteilnehmer in beängstigendem Zustand.

 Das Handy am Steuer gehört für viele scheinbar dazu.

Das Handy am Steuer gehört für viele scheinbar dazu.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Die Polizei lässt derzeit kein gutes Haar an den Verkehrsteilnehmern. Ein regelrechtes Füllhorn an Kritik schüttete kürzlich Polizeidirektor Gerhard Wallmeroth während der Präsentation der Unfallstatistik im Rheinisch-Bergischen Kreis aus.

Damit wollte er freilich auch darauf aufmerksam machen, dass es nicht nur die Motorradfahrer sind, die mit zu hoher Geschwindigkeit und daraus resultierend vielen Unfällen sowie einer hohen Lärmbelästigung negativ auffallen. „Die Aggressivität im Straßenverkehr und die Missachtung der Regeln ist erschreckend“, sagte er grundsätzlich zum Verhalten der Verkehrsteilnehmer – und zwar durch alle Reihen. Beispielsweise bei den Radfahrern. „Viele von ihnen sind ohne Helm und ohne Licht unterwegs“, erklärte Wallmeroth. Dabei seien auch viele ältere Menschen, die lange nicht mehr auf dem Rad gesessen hätten. Durch Pedelecs und E-Bikes würden sie aber eine neue Mobilität genießen, bei der sie vergessen würden, dass die elektrische Unterstützung eine Kraft sei, die niemand unterschätzen sollte. Steigende Unfallzahlen dafür  seien ein Beleg. Und das es die Jüngsten, offenbar unkontrolliert von den Eltern, ebenfalls mit der Sicherheit ihrer Räder nicht so ernst nehmen, zeigen die regelmäßigen Kontrollen der Beamten an Schulen mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen.

Handy am Steuer: Nutzen wird höher eingestuft als das Risiko

Aber es trifft auch die Autofahrer. „Die Nutzung von elektronischen Geräten am Steuer ist überall zu sehen.“ Derartige Worte aus dem Munde eines Polizisten klingen fast hilflos. Das aber, so Wallmeroth, sei die Polizei keineswegs. 3000 Verwarnungen pro Jahr seien ein Beleg dafür, dass die Beamten weiter ein Auge auf eine gefährliche Disziplinlosigkeit hätten. Aber warum geht jemand das Risiko ein, für eine belanglose Kurzmitteilung oder ein Gespräch, das noch ein paar Minuten Zeit hat, 100 Euro und einen Punkt in Flensburg zu riskieren? Claus Risch, Leiter der Führungsstelle Verkehr, beschreibt dies als eine Art Wertewandel in einer digitalen Gesellschaft: „Dem Nutzen wird offenbar mehr Bedeutung beigemessen als dem finanziellen Risiko.“ Frei nach dem Motto: Wer nicht „on“ ist, ist out. Wallmeroth: „Wir nehmen das alles als Polizei wahr. Und wir arbeiten dran.“

Damit meint er auch die erneut gestiegene Zahl der Unfallfluchten. 1920 waren es im vergangenen Jahr, geringfügig mehr als 2017. Besonders gravierend wirkt die Zahl dann, wenn man sie in Relation zu den Gesamtunfällen von 8149 setzt. Damit ist fast jeder vierte Unfall eine Flucht.  Und zwar vom Bagatellunfall bis zum tödlichen Unfall. Im Mai fuhr eine 38-Jährige mit einem Anhänger in Kürten. Ein 21-jähriger Fußgänger wurde von dem Anhänger getroffen und starb an schweren Kopfverletzungen. Die Frau fuhr weiter in einen Waschstraße, um den Anhänger von den Spuren des Unfalls zu reinigen. Später konnte sie überführt werden.

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