„Politik muss Spaß machen“

Rolf Mebus (FDP) sitzt seit 40 Jahren im Rat.

Burscheid. Irgendwann, es ist schon Jahre her, hat Rolf Mebus in der Stadtbücherei mal aus den Blüten der Steuergesetzgebung vorgelesen. Knochentrocken und zum Schreien komisch. Da ist etwas aufgeblitzt von der Überzeugung, die wohl so etwas wie sein Lebensmotto ist: "Ob Arbeit oder Politik, beides muss Spaß machen."

Das scheint bis heute gesichert zu sein: Der 74-jährige Steuerberater fährt weiter Tag für Tag in seine Kanzlei nach Opladen. Und in dieser Woche ist der Freidemokrat, der die neue Ratsperiode bereits zum zweiten Mal als Altersvorsitzender eröffnet hat, für einen kommunalpolitischen Marathon gewürdigt worden: 40 Jahre ununterbrochen im Rat, davon 30 Jahre als Fraktionsvorsitzender.

Als er 1969 zum ersten Mal den Rat betrat, war Mebus 34Jahre alt. Draußen tobte die Studentenbewegung, "aber in Burscheid war das kein Thema". Seither hat er Stadtdirektoren und Bürgermeister kommen und gehen sehen, zahllose wegweisende Ratsentscheidungen miterlebt und hält seiner Partei im Rückblick vor allem ihren Widerstand gegen das einst geplante Wellenbad zugute. An seiner Stelle steht heute stattdessen das Hallenbad.

Das Klima im Rat habe sich über die Jahre verändert, sagt er. Früher, da wurden im Bergischen Dom gegenüber dem Haus der Kunst schon mal ein paar Bier geholt und dann über Fraktionsgrenzen hinweg getrunken. "Heute ist das Verhältnis untereinander unpersönlicher geworden." Dabei waren es doch gerade die menschlichen Beziehungen, die die FDP in Burscheid über viele Jahre eher treu an die Seite der SPD denn der CDU gerückt hatten.

Die FDP im Ort ist ohnehin ein Denkmal der Konstanz. Mit seinem Ratskollegen und Freund Gert Weber hat Mebus bereits die Schulbank in der Volksschule gedrückt. Und seit Jahrzehnten wird das Ratsduo von der Parteivorsitzenden Anne Marie Frese ergänzt.

Ein seltsamer Kontrast zu der Partei, die sich bundesweit eher jugendlich-smart gibt und in Rhein-Berg mit Christian Lindner und Johannes Vogel ganz neu zwei jung-dynamische Bundestagsabgeordnete vorzuweisen hat. Ein Glücksfall sei das, sagt Mebus. "Von mir aus könnten noch ein paar mehr kommen."

In Burscheid bleibt der Nachwuchs noch aus, für Mebus auch Folge des fehlenden Gymnasiums. Also macht er weiter. So lange es Spaß macht. Wie lange? "Das halte ich offen und lasse es auf mich zukommen."

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