Pfarrvikar Bagherzadeh zur Papstwahl: „Ein neuer Klang für die Gemeinde“

Pfarrer Temur Bagherzadeh über den Papstnamen im Hochgebet, Glockenläuten nach der Wahl und seine Hoffnung auf mehr Weltkirche in Rom.

Herr Bagherzadeh, was verbinden Sie mit Argentinien?

Temur Bagherzadeh: Ich war bisher leider weder dort noch überhaupt in Lateinamerika. Ich weiß nur, dass auf dem Kontinent über die Hälfte der weltweiten Katholiken leben. Dort sind die Kirchen noch voll. Jugendliche schämen sich nicht, religiöse Motive auf das Smartphone zu laden oder die Seiten ihrer sozialen Netzwerke damit zu schmücken. Ansonsten denke ich an die südamerikanische Quinoa-Pflanze im Zusammenhang mit den Misereor-Aktionen gegen den Hunger in der Welt.

Wie haben Sie die Papstwahl erlebt?

Bagherzadeh: Ich hatte am Mittwochabend intuitiv das Gefühl, dass es bald so weit sein könnte, und bin gegen 18.30 Uhr schon mal in die Kirche gegangen, um für bessere Beleuchtung zu sorgen und die Kerzen anzuzünden. Danach habe ich gebannt vor dem Fernseher gesessen und die spannende Atmosphäre in Rom verfolgt. Und dann ist es ja auch wirklich passiert.

Was waren Ihre ersten Gedanken zum neuen Papst?

Bagherzadeh: Zunächst, dass mir der Namen nicht sagte. Dass Jorge Mario Bergoglio 2005 der Kardinal mit den zweitmeisten Stimmen nach Joseph Kardinal Ratzinger war, ist damals nicht bekannt geworden. Jetzt hat er als neu gewählter Papst für den emeritierten Papst Benedikt XVI. gebetet. Dann war mir sofort sympathisch, dass er einen schweren Namen hat. Den habe ich ja auch. Vor allem haben mich auf dem Balkon des Petersdoms seine Geste des Innehaltens und sein unspektakuläres Auftreten beeindruckt. Es ist meines Wissens das erste Mal, dass ein neuer Papst um den Segen der Versammelten gebeten hat.

Wie reagiert die Gemeinde in Burscheid auf die Wahl?

Bagherzadeh: Ich habe sofort alle Glocken 15 Minuten läuten lassen. Und in der Kirche haben wir am Ende eines anschließenden Termins die ersten drei Strophen des Liedes „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen. Heute Morgen habe ich mir dann überlegt, dass die Bitte des Papstes nicht nur ein Auftrag an die Menschen auf dem Petersplatz war, sondern auch wir vor Ort ganz konkret darüber nachdenken sollten. Am Samstag um 17.30 Uhr wird es eine Dankandacht geben, in der Papst Franziskus vorgestellt wird und wir der Bitte um den Segen für ihn nachkommen wollen — auch um das Amt zu erden als konkreten Dienst an der Gemeinschaft, wie es der neue Papst offenbar versteht.

Gibt es weitere Veranstaltungen?

Bagherzadeh: Per Mail habe ich schon den Hinweis auf einen Dankgottesdienst am 13. April um 18.30 Uhr im Kölner Dom erhalten, bei dem eine Mozartmesse aufgeführt werden soll. Die Einladungen werde ich ausdrücklich auch an die Burscheider Sängerinnen und Sänger weiterreichen.

Welche Rolle spielt der Papst eigentlich im Alltag einer katholischen Gemeinde im Bergischen?

Bagherzadeh: Erst einmal wird der Name im Bewusstsein der Gemeinde eine entscheidende Rolle spielen. Unsere Messen feiern wir immer in Einheit mit dem Bischof von Rom und sein Name wird im Hochgebet genannt. Da entsteht ein neuer Klang für die Gemeinde. Der Name Franziskus ist ja Programm. Er wird jetzt mit Inhalt zu füllen sein.

Welche Hoffnung verbinden Sie mit dem neuen Papst?

Bagherzadeh: Seine Wahl ist eine freudige Überraschung und kann wirklich historisch genannt werden: der erste Lateinamerikaner und der erste Jesuit im Amt. Eine Hoffnung ist sicherlich, dass er die Probleme in der römischen Kurie angeht und dort das Anliegen der Weltkirche mehr zum Tragen bringt. Und ich verspreche mir, dass er die kirchlichen Erfahrungen anderer Erdteile nach Europa trägt.

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